Die Auswirkungen der Kalamität im Herbst 2024 mussten so rasch wie möglich behoben werden, um eine Wertminderung durch Verblauung zu verhindern. Zuerst musste aber einmal ein genauer Überblick über das Gesamtschadensausmaß gemacht werden, dafür wurden Drohnen eingesetzt. Eine bodennahe Begutachtung wäre schwer möglich gewesen, da das Forstwegenetz unterbrochen war. Nach der Auswertung der Aufnahmen wurde bewusst, wie schlimm die Lage wirklich war. Der Hotspot befand sich in Schildbach, westlich der Stadtgemeinde Hartberg, dort wurden Windspitzen von bis zu 170 km/h gemessen. „Betroffen waren auch Bäume, die über 150 Jahre alt waren, daran ließ sich auch gut erkennen, dass es so ein extremes Ereignis in unserer Region schon sehr lange nicht mehr gegeben hat“, erzählt der zuständige Waldhelfer Thomas Weber. Wie schwerwiegend es die Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer getroffen hat macht Franz Gruber, Waldbesitzer aus Schildbach klar. „Ich habe insgesamt 16 ha Wald, zwölfeinhalb davon sind beim Sturm gefallen und komplett verwüstet zurückgeblieben. Ohne die Koordinierung und Unterstützung des Waldverbandes wäre die Schadholzaufarbeitung unvorstellbar gewesen!“ so Gruber.
Gefahr bei der Waldarbeit
Aufgrund der Baumartenzusammensetzung in dieser Region, mit der Hauptbaumart Fichte war auch der Druck einer raschen Aufarbeitung und eines geregelten Abtransportes sehr hoch. Die Marktlage sowie der Holzpreis konnten stabil gehalten werden, da es sich anders als beispielsweise beim Sturm Paula im Jahr 2008 um ein sehr lokales Sturmereignis gehandelt hat.
Die Aufarbeitung des Schadholzes war für viele Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer im Alleingang nicht zu stemmen und teilweise auch ein zu großes Risiko. Gerade die Gefahr bei der Aufarbeitung von Sturmholz darf nicht unterschätzt werden, Verspannungen im Holz, lose Wurzelteller und Verkeilungen im Holz sind Standard und machen das Arbeiten zu einem Hochseilakt. Allein im Jahr 2024 verunglückten 14 Personen im Bundesland Steiermark das somit leider wieder Spitzenreiter bei tödlichen Forstunfällen war.
Insgesamt starben durch Forstunfälle 43 Personen in ganz Österreich, ein Anstieg von 19 % zum Jahr davor. Auch im Jahr 2025 ist bereits wieder ein Todesopfer zu beklagen (Quelle: Kuratorium für Verkehrssicherheit).
Das war mitunter ein Grund, warum man bei der Schadholzaufarbeitung auf ein vollmechanisiertes Holzernteverfahren zurückgegriffen hat. Zu Spitzenzeiten wurden im gesamten Bezirk Hartberg rund 23 Harvester–Forwarder Kombinationen zur Aufarbeitung auf den Schadholzflächen eingesetzt. Ein extremer Organisations-, Koordinations- und Kontrollaufwand waren die Folgen. Die Waldverband Steiermark GmbH konnte auf langjährige und verlässliche Frächter, Unternehmer und Sägewerke zurückgreifen, die eine zügige Aufarbeitung und Abfuhr möglich gemacht haben. Höchstleistungen waren bis zu 200 LKW-Züge Holz die bereitgestellt und abtransportiert wurden. Im Frühjahr dieses Jahres konnten die Aufräumarbeiten erfolgreich abgeschlossen werden. Eine weitere große Herausforderung waren die Besitzstrukturen der betroffenen Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer. „Bäume lagen teilweise nicht am Nachbargrundstück, sondern schon beim übernächsten Nachbarn. Wem welches Holz gehörte, war extrem schwer herauszufinden und stellte einen sehr großen Zeitaufwand dar“, so der zuständige Waldhelfer. „Wir haben aktuell rund 3.800 Mitglieder in Hartberg-Fürstenfeld, ungefähr 240 neue Mitglieder sind nach dem Sturm-ereignis beigetreten und haben mit großem Dank die Vorteile des Waldverbandes angenommen. In dieser schweren Zeit konnten wir als Waldverband wieder einmal zeigen, welche Schlagkraft wir haben und dass das auch geschätzt wird“ betont Geschäftsführer Bernd Poinsitt stolz.
Glück im Unglück
Da die Fichte als Hauptbaumart der Bestände besonders betroffen war, befürchtete man anfänglich ein hohes Risiko durch Verblauung oder eine Borkenkäfermassenvermehrung.
„Das Zeitfenster, in der die Kalamität stattgefunden hat und der Zeitraum der Aufarbeitung waren dennoch günstig, sodass keine Verblauung und kein vermehrtes Auftreten des Borkenkäfers von statten ging. Außerdem spielte uns der trockene Winter in die Hände, die Böden wurden bei der Aufarbeitung und Abfuhr nicht zusätzlich geschädigt“, führt Geschäftsführer Bernd Poinsitt aus.
Insgesamt wurde in der Region die doppelte Jahresmenge vermarktet. Davon 65 % Hauptbaumart Fichte, 25 % Kiefer, der Rest teilte sich auf Tanne, Buche und Eiche auf.
„Zur Sortimentsverteilung kann grob gesagt werden, dass 50 % Blochholz, 30 % Industrieholz, 20 % Energie- sowie Brennholz waren“, so Weber. Große Mengen mussten bewegt werden, viel wurde über die Schiene abtransportiert. Auch hier zeigte sich wieder die Stärke des Waldverbandes. „Von Weiz bis in die Weststeiermark haben wir geplante Ernten verschoben, um für das Holz aus Hartberg-Fürstenfeld Fenster in den Sägewerken zu schaffen“, betont Poinsitt die Solidarität.
Die Ausmaße dieses Sturmes sind für diese Region und ihre Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer gewaltig, nicht nur der finanzielle Wertverlust ist ein emotionales Thema, sondern vor allem der Blick in die Zukunft. „Die Forstwirtschaft lebt vom Generationendenken, alles, was man jetzt macht, macht man für seine Kinder und Enkelkinder. Wenn dann aber auf einmal der komplette Wald zerstört ist und man wieder von ganz neu beginnen muss, gibt das auch einen ideellen Schaden, der schmerzt“, so Waldhelfer Thomas Weber. Auch die Wiederaufforstung, um möglichst bald einem klimafitten Wald wieder ein Stückchen näher zu kommen, ist in vollem Gange, es wird aber noch eine herausfordernde und lange Zeit für alle Beteiligten werden.
„Ich bedanke mich für das uns entgegengebrachte Vertrauen bei unseren betroffenen Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern. Mein Dank gilt auch dem gesamten Team des Steirischen Waldverbands und speziell allen betroffenen Waldhelfern und unseren Dienstleistern vor Ort, die mit ihrem engagierten Einsatz zu einer erfolgreichen Aufarbeitung der Kalamitätsflächen in der gesamten Steiermark maßgeblich beigetragen haben. Im Sinne der Generationenverantwortung sollten die Aufforstungsarbeiten umgehend in Angriff genommen werden. Das Team des Waldverbandes steht Ihnen beratend und unterstützend zur Verfügung.“
Dipl.-Ing. Bernd Poinsit, GF WV Steiermark
„In einer so fordernden Zeit sieht man wieder, wie wichtig es ist, eine Organisation wie den Waldverband zu haben, der seine Mitglieder, wie bei dieser Windwurfkatastrophe vorweg zu Informationsveranstaltungen einlädt und danach die Schadholzaufarbeitung koordiniert. Auch die Ausformungen mit den diversen Unternehmern werden festgelegt um auf etwaige Holzmarktänderungen schnell reagieren zu können. Wir sind natürlich auch nach der Schadholzaufarbeitung für die Mitglieder da, wenn es darum geht, welche Forstpflanzen zu beziehen sind und welche Betriebsmittel dafür gebraucht werden.“
Thomas Weber, Waldhelfer






