Nach dem Regen kommt wieder Sonnenschein

Artikel aus Ausgabe 4/2024

Was die Liebe zu Grund und Boden, zur Bewirtschaftung, zur Geschichte über 175 Jahre und der Wert einer Gemeinschaft leisten können, das führen uns Margret Karelly und Anton Diepold sehr bildgewaltig vor Augen. Offensichtlich lässt eine äußerst positive Lebenseinstellung jede noch so große Schwierigkeit überwinden

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Ausgabe: 4/2024
Thema: Forstschutz, Reportage, Wald & Gesellschaft
Bundesland: Steiermark
Autor:in: Maximilian Handlos

Wasser ist Leben, Wasser kann aber auch immense Zerstörung sein. Folgende Dokumentation dieses Sommers könnte aus einem Katastrophenfilm stammen, ist aber pure Realität: Gewitterregen am
17. Juli 2024 mit mehr als 200 mm Niederschlag, Katastrophenalarm in Thörl und Aflenz mit massiven Überschwemmungen, 7 km von 8 km Forststraße im Feistringgraben (es ist eine der Hauptzufahrten zum Forst der AG Jauring) wurden zerstört. Die Straße konnte bis Mitte September notdürftig gerichtet werden. Der Starkniederschlag am Wochenende vom 13. bis 15. September 2024 zerstörte die Straße wieder, sodass bis heute noch keine Zufahrt zum Forstbetrieb über den Feistringgraben möglich ist. Ein Seilkran, der im Juli im Feistringgraben arbeitete, wurde von der Außenwelt abgeschnitten und konnte erst nach mehr als zwei Monaten Stillstand den Betrieb wieder verlassen. In diesem Jahr wird es nicht mehr möglich sein, das Straßennetz der AG Jauring wenigstens einigermaßen richten zu können. „Aber wir haben Verantwortung, wir leben Verantwortung. Und nach dem Regen kommt wieder Sonnenschein!“ so Obfrau Margret Karelly.

Die Geschichte als Fundament
Die Agrargemeinschaft Kommune Jauring wurde um 1850 im Rahmen der Bauernbefreiung gegründet. 26 Familien von Jauring Zentrum waren die Eigentümer von 40 Anteilen, die heutigen Hausnummern von 1 bis 26 zeugen noch davon. Heute bilden 16 Familien mit 25 Anteilen die Eigentümerstruktur. Anton Diepolds Vater gestaltete in den Jahren 1965 bis 1986 als Geschäftsführer die Entwicklung der Agrargemeinschaft und es war für das gesamte Dorf und auch für Anton die größte Selbstverständlichkeit, dass er das einfach weitermacht. Und diesen Weg geht er nun schon fast 40 Jahre. Für Obfrau Margret Karelly ist Anton der Pionier, der Waldbauexperte, derjenige, der den Weg zu einer heute sehr aktiven Waldbewirtschaftung vorlebt und der vor allem auch selber Hand anlegt.
Margret wuchs in ihre Rolle bei der Kommune rein. Sie organisiert das Rundherum in der Gemeinschaft, ist für die Alm und für den Weidebetrieb zuständig. Margret sagt selber: „Durch das Tun in der Gemeinschaft bin ich mit der Aufgabe persönlich gewachsen und bin mit großem, besonderen Stolz zur Obfrau gewählt worden. Die Gemeinschaft hier läuft seit rund 175 Jahren und diesen Zusammenhalt hier hat mir mein Mann Robert, der leider vor mehr als zehn Jahren tödlich verunglückt ist, vorgelebt. Er hat die Waldarbeit so sehr geliebt und ich darf das weiterführen. Es ist eine besondere Ehre zu erleben wie Zwanzigjährige mit 80ig Jährige eine Gemeinschaft bilden und alle gemeinsam schätzen, was wir hier haben und was wir unbedingt für unsere Kinder und Kindeskinder erhalten möchten!“

Wald bewirtschaften
Den Wald für kommenden Generationen zu erhalten – dieses Ziel betonen Obfrau und Geschäftsführer unisono. Die Jahresplanung umfasst im Schnitt die Ernte von 1.500 Festmeter. Rund ein Drittel versuchen die AG Mitglieder selbst mit Traktor und Seilwinde zu erledigen. Den Großteil der Holzernte übernimmt Mitglied Stefan Pichler. Er ist Holzschlägerungsunternehmer und erntet mit Seilkran und aufgebautem Prozessor im extrem steilen Gelände. Denn bei einer durchschnittlichen Hangneigung von 71 % und einem Wegeabstand von 180 bis 200 Meter ist der Seilkran die logische Konsequenz. „Wir machen meist nur zwei Spannungen bei den Durchforstungen.“ betont Geschäftsführer Diepold. Es wird dabei versucht, die Stabilität der teils sehr überalteten Bestände zu erhalten. Die nächsten Spannungen mit dem Seilkran erfolgen dann einige hundert Meter weiter. So erfolgt eine sukzessive Auflichtung mit einer Förderung der Naturverjüngug. Viele junge, stabile Bestände zeugen vom Erfolg dieser Waldbaumethode. Sägerundholz wird je nach Sortiment und Stärke über den Waldverband an die Sägewerke verteilt, Faser und Brennholz wird nahezu ausschließlich an die BWLG Thörl geliefert. Die vermehrten Kalamitäten machen auch vor der AG Jauring nicht halt und beeinflussen die Planungen massiv. In diesen exponierten Lagen mit vielen Altholzbeständen finden Gewitterstürme und Schneebrüche ein großes Betätigungsfeld. Auch der Borkenkäfer fürchtet sich von Seehöhen von über 1.200 Metern nicht mehr.

Überlebensfrage
Anton Diepold betont sehr nachdrücklich seine Botschaft an Politik und Gesellschaft: „Nur intakte Schutzwälder können Österreichs Lebensräume in den Bergen zukünftig erhalten. Und dafür braucht es eine aktive Bewirtschaftung, die wiederum nur mit entsprechender Aufschließung durch Forststraßen möglich ist. Es muss allen klar sein. Es braucht die Bereitschaft, diese Eingriffe in die Natur zuzulassen. Ansonsten wird die Natur unserer Lebensräume zerstören und es braucht Unterstützung, vor allem auch finanzielle Mittel. Denn Erntekosten von mehr als 60 €/Festmeter und Straßenbaukosten an die 150 € je Laufmeter kann die Forstwirtschaft bei den jetzigen Erlösen nicht erwirtschaften.“

Mit der Jagd im Einklang
Eine Überzeugung hatte sich im Kopf vom Geschäftsführer, als er die Verantwortung übernahm, schon lange festgesetzt – eine besonders aktive Waldbewirtschaftung muss in der Agrargemeinschaft unbedingt umgesetzt werden. Denn die jüngeren Waldbestände im Talbereich waren damals in den 80-iger Jahren zu 100 % geschält und es war klar, dass der viel zu hohe Wildbestand keine stabile Waldentwicklung zulässt.
Daher war das erste Ziel als Geschäftsführer sehr klar – die Rotwildfütterung am Talschluss des Feistringgrabens muss unbedingt weg. Dafür absolvierte Anton auch die Jagdprüfung, um vor allem über die rechtlichen Dinge Bescheid zu wissen und die Jagd auch zu verstehen. Danach brauchte es viele Jahre, um auch die Jagdvergabe neu zu regeln. Mit dem heutigen Jagdpächter herrscht großes Einvernehmen über eine Bejagungsnotwendigkeit, damit Wälder sich verjüngen können, damit die Entwicklung zu stabilen Beständen möglich ist. Er lobt auch sehr stark die Unterstützung der Verantwortlichen in der Agrarbezirksbehörde Leoben. Immer haben diese ein offenes Ohr, unterstützen bei der Anpassung des Abschussplanes, bei der Aufschließung und sind für alle speziellen Fragen da.
„Wenn Jagd und Waldbewirtschaftung gemeinsam funktionieren, wenn wir gut zusammenarbeiten, dann ist alles möglich. Das sehen wir täglich bei unseren Naturverjüngungen und Kulturen!“ so Anton Diepold.

Fakten & Details

Agrargemeinschaft
Kommune Jauring
Obfrau Margret Karelly
Geschäftsführer Anton Diepold
Jauring 17
8623 Aflenz

Besitzgröße
16 Mitglieder mit insgesamt 25 Anteilen
817 ha Gesamtgröße
243 ha Wirtschaftswald
116 ha Schutzwald in Ertrag
86 ha Schutzwald außer Ertrag
87 ha Waldweide und Forststraßen
Rest sind Almen und Oedland

Seehöhe
760 Meter bis zur Waldgrenze über 2.000 Meter

Baumartenverteilung
73 % Fichte, 22 % Lärche, 1 % Tanne, 4 % Laubhölzer, 50 % Anteil Lärche in den Kulturen

4 FM/ha jährlicher Zuwachs

Stolz präsentiert uns Anton Diepold wie Schutzwald für zukünftige Generationen entsteht.

Auch die Almwirtschaft hat für die Agrargemeinschaft eine große Bedeutung.

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