Der Rohstoff Holz boomt

Artikel aus Ausgabe 3/2023

Die Forstschule Bruck ist die einzige Schule in ganz Österreich die junge Försterinnen und Förster ausbildet. Seit September des Vorjahres ist DI Dr. Wolfgang Hintsteiner neuer Direktor an der Höheren Bundeslehranstalt für Forstwirtschaften in Bruck an der Mur. Wir haben ihn gefragt was die Schule so besonders macht und warum es sich lohnt, eine Ausbildung in der Forstwirtschaft anzustreben.

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Ausgabe: 3/2023
Thema: Wald & Ausbildung, Wald & Jugend
Bundesland: Österreich
Autor:in: Anna Zettl

Sehr geehrter Herr Dr. Hintsteiner, wie kam es dazu, dass es Sie damals in die Forst- und Holzwirtschaft verschlagen hat? War diese Berufsrichtung schon ein Kindheitstraum von Ihnen?

HINTSTEINER Die Natur, der Wald und die Landwirtschaft haben mich schon seit meinen Kindertagen begleitet, da meine Eltern einen land- und forstwirtschaftlichen Betrieb im Vollerwerb führten. Das es mich einmal in die Forstwirtschaft verschlagen wird, war aber bis in mein Jugendalter nicht wirklich ein Thema. Den einzigen Bezug, den ich damals zur Forstschule in Bruck an der Mur hatte, war der Bus, den ich immer von meiner damaligen Schule, der AHS Kapfenberg, mit der Haltestellenaufschrift „Forstschule“ fahren sah. Ein Verwandter von mir ist Absolvent der Försterschule, er fragte mich damals, ob denn diese Schule nichts für mich wäre. So hat es mich kurz und knapp in die Forstwirtschaft verschlagen.

Wie verlief Ihre schulische- und arbeitstechnische Laufbahn bis hin zu Ihrem derzeitigem Amt des Direktors der Höheren Bundeslehranstalt für Forstwirtschaften in Bruck an der Mur?

HINTSTEINER Ich besuchte den 5-jährigen Lehrgang in Bruck an der Mur. Nach der Matura ging ich dann nach Wien um an der Universität für Bodenkultur (BOKU) Forstwirtschaft zu studieren. Nach dem Studium arbeitete ich dort dann einige Jahre als Assistent. Mit der Zeit kam dann der Wunsch, wieder in meine Heimat zurückzukehren. Ich setzte mich in dieser Zeit mit dem damaligen Direktor, meinem Vorgänger HR. DI Anton Aldrian in Verbindung. Um in der Schule als Lehrer unterrichten zu dürfen, absolvierte ich das Agrarpädagogik-Studium an der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik in Ober St. Veit. Heuer bin ich bereits das 10. Jahr an der Schule, neun Jahre davon habe ich Betriebswirtschaftslehre unterrichtet. Mit Jänner dieses Jahres, nach einer 4-monatigen interimistischen Leitung, durfte ich das Amt des Direktors antreten. Trotz des Umstandes, dass ich jetzt im Verwaltungsbereich arbeite, die Vertretung der schulischen Interessen wahrnehme, sowie als Sprachrohr nach außen agiere, unterrichte ich weiterhin noch eine Klasse in Betriebswirtschaft. Es ist mir persönlich extrem wichtig, nicht den Bezug zu den Schülern zu verlieren.

Wie hat sich die Forstschule von Ihrer Schulzeit bis heute verändert? Gab es Veränderungen im Lehrplan oder ist so eine traditionelle Schule bestrebt sich auf altbewährtes zu fokussieren?

HINTSTEINER Natürlich haben wir typische Fächer die es schon in meiner Schulzeit gab und die es auch in Zukunft geben wird. Aber auch einige neue Fächer wie die zweite lebende Fremdsprache oder Freigegenstände wie die Schülergenossenschaft werden angeboten. Besonders stolz ist unsere Schule auf den Aufbaulehrgang. Man hat also nicht nur die Möglichkeit einer 5-jährigen Ausbildung, sondern auch einer 3-jährigen. Nach dem Besuch einer 3-jährigen land- und forstwirtschaftlichen Fachschule kann man sozusagen als vertiefenden Bildungsweg bei uns in Richtung Forstwirtschaft weitermachen. Der größte Vorteil darin ist, man braucht insgesamt nur ein Jahr länger, hat aber zwei Ausbildungen, was am Arbeitsmarkt natürlich sehr vorteilhaft ist. Auch unser Lehrforst ist in den letzten Jahren modernisiert und erneuert worden. Wir haben eigene Maschinen wie Schlepper, Seilkran und Drohnen für die praktischen Übungen bekommen und sind auch in diesen Bereichen sehr aktuell unterwegs. Auch unser gesamtes Lehrerteam ist sehr jung und dynamisch, worüber ich mich besonders freue.

Welche weiteren Ausbildungs- und Berufsmöglichkeiten haben Absolventinnen und Absolventen der Forstschule nach der Matura?

HINTSTEINER Also ich sage mal so, wenn man Försterschule hört, denkt man vielleicht an das Forsthaus Falkenau, an den typischen Revierförster auf der Fläche mit dem Dackel. Natürlich streben das auch viele Schülerinnen und Schüler an, aber es gibt noch viele weitere Möglichkeiten. Der Forstberuf ist ein moderner Managementjob mit vielen Facetten, was ihn ja auch sehr interessant und abwechslungsreich macht. Nach der Ausbildung kann man zum Beispiel in ein technisches Büro, in die Holzindustrie oder in den Naturschutzbereich gehen. Naturgefahren, Freizeitnutzung im Wald, Bereitstellung von Holz, Bekämpfung von Kalamitäten oder der Waldumbau sind immens wichtige Themen, genau deshalb braucht es dort gut ausgebildetes Personal. Auch die Jagd, sowie die Beratung, Wissensvermittlung und Interessensvertretung ist ein großes Berufsfeld. Es gibt natürlich auch die Möglichkeit nach der Schule weiter zu studieren wie zum Beispiel Vermessung, Jus oder Forstwirtschaft.

Wie sehen Sie die Zukunft des Forstberufes? Wird es trotz Digitalisierung die Försterin, den Förster auf der Fläche in den nächsten Jahrzenten überhaupt noch brauchen?

HINTSTEINER Die Technik ist eine sehr gute Unterstützung, die Vieles vereinfacht und eine spürbare Arbeitserleichterung mit sich bringt. Drohnen auf Kalamitätsflächen sind beispielsweise nicht mehr wegzudenken. Aber weniger gut ausgebildetes Personal wird es deswegen keinesfalls brauchen. Wir brauchen Personen die die Zahlen und Daten auswerten und verstehen können und anschließend Konzepte entwickeln um zukunftsfähig handeln zu können.
Und überhaupt, der Rohstoff Holz boomt! Die Industrie muss beliefert und die Nachhaltigkeit gesichert werden.

Haben Sie ein paar motivierende Worte für Jugendliche, die sich für eine Zukunft in und mit dem Wald entscheiden?

HINTSTEINER Wählt man eine Ausbildung Richtung Forstwirtschaft hat man einen verantwortungsvollen, gestalterischen, abwechslungsreichen und erfüllenden Job fürs ganze Leben. Man hat so viele verschiedene Möglichkeiten in und mit der Natur zu arbeiten und etwas Wesentliches für den Klimawandel und unser aller Leben beizutragen.

Sehr geehrter Herr Direktor, vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Anna Zettl, Försterin beim Waldverband Steiermark.

DI Dr. Wolfgang Hintsteiner leitet seit September 2022 die Forstschule in Bruck.

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