Bestattungswald – worauf kommt es an?

Artikel aus Ausgabe 2/2022

Der FriedWald Clam in Klam bei Grein ist ein attraktiver Mischwald, der in der wildromantischen Region Perg-Strudengau liegt. In dieser Idylle werden Urnen unter Bäumen beigesetzt. Waldverband aktuell hat zum Thema Waldbestattung mit Waldbesitzer Carl Philip Clam und Monika Graber vom Bestattungswald-Dienstleister FriedWald gesprochen.

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Ausgabe: 2/2022
Thema: Wald & Recht, Wald & Wirtschaft
Bundesland: Österreich
Autor:in: MA Monika Graber

Herr Clam, Sie sind Burgherr, Touristiker und E-Werk-Betreiber in Klam bei Grein in Oberösterreich. Wann haben Sie sich zum ersten Mal mit dem Thema „Waldbestattungen“ auseinandergesetzt und weshalb haben Sie sich für die Errichtung eines Bestattungswaldes entschieden?

Clam Die Initiative kam von der Firma FriedWald im Jahr 2015, man war auf der Suche nach passenden Waldflächen und kam auf mich zu. Ich habe mir zuerst überlegt, wo sich in meinem Forstbetrieb ein Waldfriedhof integrieren lassen kann. Recht schnell kam ich auf ein Waldstück, das aus forstlicher Sicht nicht relevant ist, bei dem allerdings die Infrastruktur passt und das Waldbild attraktiv ist. Dieses Eck meines Forstes ist geprägt von Granit-Formationen und alten Bäumen. Für Wanderer sehr malerisch. Mit dem Konzept eines Waldfriedhofes konnte ich diesem Waldstück einen neuen Nutzen zuführen.
Frau Graber, lässt sich jede Waldfläche als Waldfriedhof nutzen?

Graber Tatsächlich kann nicht jeder Wald zu einem FriedWald werden. Wir haben hier gewisse Kriterien, nach denen wir auswählen. Ideal wäre eine Fläche von mindestens 10 Hektar. Der Wald sollte in einem attraktiven Einzugsgebiet mit einer möglichst großen Bevölkerungsdichte liegen und eine gute Infrastruktur haben, das heißt an eine öffentliche Straße angebunden sein. Weiters sollte der Wald keine allzu steilen Passagen aufweisen und gut begehbar sein. Und zuletzt sollte kein Wasserschutzgebiet vorhanden sein und der Wald ein schönes Waldbild aufweisen.

Schönes Waldbild? Was bedeutet das?

GRABER Wir empfehlen einen gesunden, mehrstufigen Mischwald, mit hohem Laubholzanteil. Ein Wald, in dem sich die Menschen wohlfühlen. Besonderheiten wie Felsformationen, ein Bachlauf oder seltene Baumarten sorgen zusätzlich für ein attraktives Waldbild. FriedWald-Besucher haben ein bestimmtes Bild im Kopf, schöne abwechslungsreiche Natur, gut begehbar aber kein Park.

An beide: Wie funktioniert das „System“ Bestattungswald? Wer sind die Akteure bei diesem Projekt und wer macht was?

Clam Grundsätzlich ist unsere Zusammenarbeit sehr schön zusammengefasst mit dem Wort Franchise. Die Firma FriedWald liefert das Konzept und die Marke und unterstützt uns bei Marketing und Vertrieb. Wir kümmern uns um den Wald samt Infrastruktur und machen den Kundenservice, das heißt Kontakt mit Interessenten, Kunden und Angehörigen. Wir koordinieren Waldführungen, Beisetzungen und machen die komplette Vertragsabwicklung und Rechnungslegung. In meinem Betrieb habe ich so die Möglichkeit, Mitarbeitende aus der Touristik ganzjährig zu beschäftigen. Aber die Firma FriedWald bietet Flexibilität. Es ist möglich Leistungen einzukaufen, oder selbst zu übernehmen.

Graber Das ist richtig. In der Regel haben wir einen Dreiklang bei einem FriedWald-Standort. Die Firma FriedWald als Franchisegeber, ein Waldbesitzer und ein Träger. Die Trägerschaft kann in privater Hand liegen, bei einer Gemeinde oder einer Kirchengemeinde sein. Wir haben je nach Bestattungsgesetz verschiedene Möglichkeiten, einen FriedWald zu gründen. Wir von FriedWald kümmern uns um Vertrieb und Marketing sowie um die Kommunikation zu Bestattern, Krematorien und Multiplikatoren.

Herr Clam, wie muss Ihr Wald eingerichtet sein und was hat sich für Sie bei der Waldbewirtschaftung geändert?

Clam Man kann dieses Projekt nicht eins zu eins mit normaler Waldwirtschaft vergleichen. Man muss den Bestand vorbereiten. FriedWald unterstützt mit Know-how. Zuerst sucht man Bäume aus, die aus FriedWald-Sicht attraktiv sind, dann entnimmt man Bedränger oder Bäume, die ein Gefährdungspotenzial haben. Zum Beispiel ist die Fichte eine Baumart, mit der man die letzten 100 Jahre gut wirtschaften konnte, doch als Grabbaum ist sie für den FriedWald-Besucher weniger attraktiv. Zusätzlich setzt man wieder junge, interessante Baumarten dazwischen. Die Herstellung einer passenden Infrastruktur umfasste ein Wegenetz, einen Parkplatz, eine kleine Blockhütte sowie eine Toilette. Eine klassische Bewirtschaftung des Waldes gibt es dann nicht mehr. Forstlich eingegriffen wird bei aktiven Verkaufsflächen nur mehr in Hinblick auf die Verkehrssicherheit.

Frau Graber, das hört sich nach ein bisschen Aufwand an. Welche Schritte gilt es nacheinander abzuarbeiten, damit ein Waldfriedhof entstehen kann?

GRABER Alles beginnt mit einer ersten Waldbesichtigung gemeinsam mit dem Waldbesitzer. Hierbei schaut man, ob die Fläche grundsätzlich geeignet ist. Passen der Bestand, die Infrastruktur und die anderen Bedingungen, wird das Umsatzpotenzial ermittelt. Wenn alles stimmig ist, schauen wir uns die gesetzliche Lage an und besprechen, welchen weiteren Akteur wir ins Boot holen möchten, um die bestmögliche Konstellation zu finden. Natürlich unterstützen wir beim Genehmigungsverfahren und bereiten sämtliche Verträge zwischen allen Partnern vor. Von den ersten Gesprächen bis zur Eröffnung können Monate bis Jahre vergehen.

Bei Ihnen ging es ziemlich schnell Herr Clam?

Clam Ja, also dadurch, dass ich in dieser Sache recht entscheidungsfreudig war, und FriedWald sich ebenfalls sicher war, ist es bei uns sehr flott gegangen. Es war sozusagen Liebe auf den ersten Blick. FriedWald war sehr gut vorbereitet mit allen Unterlagen, sodass wir von den Behörden keinen Gegenwind bekommen haben.

Was sollten Waldbesitzer, die überlegen, einen Waldfriedhof zu errichten, aus Ihrer Sicht unbedingt beachten?

GRABER Nun ja, es gibt viele, die denken, dass man mit einem Bestattungswald das schnelle Geld verdienen kann. Aber man muss auch etwas dafür tun. Ansprechbarkeit, Flexibilität, Infrastruktur, Waldpflege. Die Firma FriedWald arbeitet seit zwei Jahrzehnten höchst professionell und pietätvoll. Und das war ein Grund, warum ich mich für FriedWald entschieden habe. Für mich war klar, wenn ich das mache, dann professionell und nicht learning by doing.

Inwieweit lohnt sich für Sie der Waldfriedhof finanziell?

Clam Wir können sehr zufrieden sein. Grundsätzlich ist es so, dass je näher man an großen Ballungszentren liegt, desto mehr Potenzial steckt drinnen. Uns war bewusst, dass wir mit dem Standort zwar nicht ganz nah an Linz liegen, allerdings können wir Besucherinnen und Besuchern einen wunderschönen Wald in einer malerischen Region bieten. Zusammengefasst kann man sagen, man hat mit einem Bestattungswald eine sehr gute Erwerbsmöglichkeit, allerdings darf man auch den hohen Dienstleistungsaufwand nicht verschweigen.

Fakten & Details

Naturverbunden, schlicht und tröstlich. Immer mehr Menschen entscheiden sich für einen Bestattungswald als Ort der letzten Ruhe. Daraus ergibt sich ein Geschäftsmodell für Waldeigentümer. Mehr Informationen zur FriedWald-Idee und zu den Möglichkeiten in Österreich unter www.friedwald.at/standortentwicklung.

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