Die Aufarbeitung von Windwürfen birgt grundsätzlich ein hohes Gefahrenpotenzial. Unübersichtliche Situationen, verspannte Stämme und herabstürzende Kronenteile erfordern eine sorgfältige Abschätzung der Arbeitssituation. Im Steilgelände ist dazu noch gegen das Abrollen von Steinen, Stämmen, Blochen und Wurzeltellern vorzusorgen. Darüber hinaus stellt sich auch die Frage, wie eine Fläche bearbeitet werden muss, um sicher gehen zu können, dass auch Jahre nach der Aufarbeitung die Gefahr durch abrollende oder abstürzende Wurzelteller möglichst gering bleibt. Ein infolge eines Windwurfs aufgestellter Wurzelteller kann entweder zurück- oder vorhängen. Bei vorhängenden Wurzeltellern ist entscheidend, ob geländebedingt der Einsatz einer Seilwinde möglich ist.
Wurzelteller hängt zurück
Das ist der einfachste Fall. Beim Abstocken des Erdbloches vom Wurzelteller kippt der Wurzelteller von selbst mehr oder weniger in seine ursprüngliche Lage zurück. Er liegt dann jedenfalls am ursprünglichen Baumstandort und zeigt dadurch auch nach Verwitterung und Zersetzung der Wurzeln keine Tendenz zum Abrollen. Durch das Abstocken ist zudem nicht nur das Gewicht reduziert, sondern auch das Erdbloch zur Gänze verwertbar.
Wurzelteller hängt vor – Einsatz einer Seilwinde möglich
In diesem Fall wird der Baum grundsätzlich vom Wipfel in Richtung Wurzelteller aufgearbeitet, das Erdbloch und je nach Geländesteilheit möglicherweise auch das zweite Bloch werden vorerst noch nicht abgetrennt. Der Wurzelteller mit dem verbleibenden Stamm wird mit einer Seilwinde aufgestellt, der verbleibende Stamm wird anschließend als „Stämmer“ gefällt (Achtung – niedriger Schwerpunkt – besondere Fälltechnik). Durch das Aufstellen des Wurzeltellers und das kurze Abstocken wird ein ähnliches Ergebnis erreicht wie im ersten Fall – geringeres Gewicht, Erdbloch verwertbar und Lage des Wurzeltellers mehr oder weniger in seiner ursprünglichen Position, wie vor dem Windwurf.
Wurzelteller hängt vor – Einsatz einer Seilwinde nicht möglich
Wirklich kritisch wird es, wenn auf Grund der Geländeverhältnisse der Einsatz von Seilwinden und Zuggeräten bei der Aufarbeitung nicht möglich ist. Dann kann nämlich der Wurzelteller nicht in seine ursprüngliche Lage zurückgekippt werden.
In diesem Fall ist aus Gründen der Arbeitssicherheit ein ausreichend langer Stammabschnitt am Wurzelteller zu belassen, um einerseits die Motorsägenführerin/den Motorsägenführer bei der Durchführung des Trennschnittes nicht durch den herunterklappenden Wurzelteller zu gefährden und andererseits das Abrollen des verbleibenden Wurzeltellers zu verhindern.
Folgende Faustregel kann hier angewendet werden: Die Länge des verbleibenden Stammstückes sollte mindestens der Höhe des Wurzeltellers entsprechen, kann aber auch deutlich darüber liegen – je steiler und rutschgefährdender der Hang, desto länger das Stammstück. Es kann sogar so weit kommen, dass aus Sicherheitsgründen der Baum gar nicht aufgearbeitet wird. Hier greift der Grundsatz: Sicherheit vor Holzverlust!
In Zusammenhang mit der Sicherung z. B. unter der Windwurffläche verlaufender Wege können darüber hinaus technische Maßnahmen wie Seilsicherungen, weitere Querfällungen, usw. notwendig werden. Solange jedoch die Aufarbeitung dem Stand der Technik entsprechend erfolgte, ist dafür nicht der Waldeigentümer, sondern vielmehr der Halter eines solchen Weges zuständig.
Fakten & Details
Die Grundsätze richtiger Arbeitstechnik und Aufarbeitung in verschiedenen Gefahrensituationen sind in einem Merkblatt zur Windwurfaufarbeitung (Hader/Mühlegger/Sperrer, 2008) der Forstlichen Ausbildungsstätte Traunkirchen übersichtlich zusammengefasst (www.fasttraunkirchen.at)
Achtung!
Jeder Baum ist ein Einzelfall – schlussendlich wird es immer eine Sachverständigenfrage sein, ob der belassene Stammabschnitt nun dem Stand der Technik entsprechend lang genug war oder etwa doch vorauszusehen war, dass es nicht ausreicht. Wie gesagt: Sicherheit vor Holzverlust! Im Zweifelsfall ist ein längeres Stammstück zu belassen.