Titschenbacher: Übergangsregelung für Biomasseanlagen dringend erforderlich

Feb 8, 2019 | Allgemein

Holzkraftwerk Simmering ist wichtiger Teil der Ökoenergie-Lösung

Wien, 7. Februar 2019 (aiz.info). – Am 14. Februar wird im Bundesrat über eine Änderung des Ökostromgesetzes abgestimmt, die den Fortbestand von Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK), die auf Basis von Biomasse arbeiten, sichern soll. Für die  notwendige Zweidrittel-Mehrheit fehlt allerdings noch die Zustimmung der SPÖ, die Sorge um den Weiterbestand des Holzkraftwerkes Simmering geäußert hat. „Dieses Holzkraftwerk ist eines der modernsten und effizientesten Kraftwerke Europas und eine zentrale Säule für die nachhaltige Waldbewirtschaftung in und rund um Wien. Eine Übergangsregelung für Holzkraftwerke, bei der Simmering nicht weiterbetrieben werden kann, ist praktisch ausgeschlossen“, stellt der Präsident des Österreichischen Biomasse-Verbandes, Franz Titschenbacher, fest. Er appelliert an die SPÖ-Bundesräte, dieser Gesetzesänderung – auch im Interesse der Wiener und ihrer Energieversorgung – zuzustimmen. Umweltstadträtin Ulli Sima signalisierte heute dennoch, ihre Partei werde den Vorschlag ablehnen.

Wer Ökostrom abdreht, dreht Atomstrom auf

„150 Kilometer Luftlinie liegen zwischen dem Holzkraftwerk Simmering und dem Atomkraftwerk Mochovce, in dem in wenigen Wochen ein alter Reaktor aus den 1970er-Jahren wieder den Betrieb aufnehmen soll. Wenn Ökostromanlagen abgedreht werden und damit unsere Stromimporte steigen, verliert Österreich seine Glaubwürdigkeit im Kampf gegen die Atomkraft. In den vergangenen Tagen lag deren Anteil an den Stromimporten zum Teil bei über 20%“, zeigt sich Titschenbacher besorgt. „Zwei Drittel der Anlagen, die eine Übergangslösung benötigen, stehen in SPÖ-geführten Gemeinden beziehungsweise Städten, die bei der Installation der Kraftwerke oft Vorreiter sind und hoffentlich auch bleiben wollen“, gibt der Präsident zu bedenken.

Sima lehnt Übergangslösung weiter ab

Umweltstadträtin Sima erklärte heute am Rande einer Pressekonferenz, sie könne sich weiterhin keine Zustimmung zu dieser Übergangslösung vorstellen und wiederholte dabei die bekannten Standpunkte der SPÖ: Ihre Partei sei zu wenig in die Verhandlungen über die Gesetzesänderungen eingebunden worden, sagte Sima. Es seien außerdem zu wenig Details der neuen Regelung im Hinblick auf die Tarife bekannt und einen „Blankoscheck“ werde man nicht unterschreiben. Man strebe weiterhin eine umfassende Lösung im Rahmen des „Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes“ an. Dieses würde allerdings frühestens im Jahr 2020 in Kraft treten und käme somit für die gefährdeten Anlagen zu spät.

Holzkraftwerke haben große Bedeutung für Energieversorgung

Bioenergie ist in Österreich die mit Abstand bedeutendste erneuerbare Energieform und belegt hinter Öl und Erdgas den dritten Platz im Energieaufkommen. „Bioenergie hat das Potenzial, bereits mittelfristig Öl als führenden Energieträger abzulösen. Biomasse wird bereits in allen Sektoren der Energiebereitstellung im Raumwärme-, Treibstoff-, Strom- und industriellen Bereich eingesetzt. Ein zentraler Baustein der Bioenergie sind Holzkraftwerke, die durch die Produktion von Strom und Wärme und ihre meist industrienahen Standorte als Musterbeispiele der Sektorkopplung zwischen Strom und Wärme gelten“, unterstreicht Titschenbacher.

Holzkraftwerke verfügten über eine Engpassleistung von rund 300 MW, die bis zum Jahr 2030 auf etwa 450 MW ausgebaut werden könnte. Die rund 130 Anlagen sind über das gesamte Bundesgebiet verteilt und meist in Industriestandorte oder Fernwärmenetze eingebunden. Durch das sukzessive Auslaufen der Einspeisevergütung drohen laufend Anlagen vom Netz zu gehen. Allein 2019 würden ohne Übergangslösung im Ökostromgesetz Werke mit einer Engpassleistung von annähernd 140 MW vom Tarifende betroffen sein.

 Holzkraftwerke bieten zahlreiche Vorteile und sichern 6.400 Arbeitsplätze

Holzkraftwerke sind für die Wärmewende doppelt wirksam. Sie erzeugen auch im Winter Strom, wenn Wasserkraft und Photovoltaik witterungsbedingt weniger Energie bereitstellen können. Sie verbessern damit nicht nur die Klimabilanz bei Strom, sondern indirekt auch die von strombasierten Heizsystemen. Durch die bei der Stromproduktion anfallende Wärme reduzieren Holzkraftwerke zusätzlich den noch immer dominierenden fossilen Energieeinsatz in der Fernwärme. Die bei KWK-Anlagen umgesetzte Sektorkopplung schafft viele Synergien, die sich bei Biomasse nicht nur auf den Wärme- und Stromsektor beschränken. In der Forstwirtschaft ermöglicht die Sektorkopplung die Verwertung von niederwertigen Holzsortimenten, wie sie bei Windwürfen, Käferbefall oder Waldpflegemaßnahmen verstärkt anfallen und für die es bis vor wenigen Jahren kaum Abnehmer gab.  Holzkraftwerke sichern 6.400 Arbeitsplätze und produzieren 20% des heimischen Ökostroms sowie etwa 40% der erneuerbaren Fernwärme.

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