Mehr Konflikte und Unfälle befürchtet
Die Landwirtschaftskammer und der Waldverband Tirol sind über die heutige Forderung des Österreichischen Alpenvereins nach einer Öffnung der heimischen Forststraßen für Mountainbiker „sehr verwundert“. Das sei ein Bruch der 20-jährigen erfolgreichen Partnerschaft, stellen LK-Präsident Josef Hechenberger und Waldverbandsobmann Rudolf Köll fest. „80% der heimischen Wälder sind in Privatbesitz, zumeist von Bauernfamilien. Ihr Wald ist ihr Wirtschaftsraum, den sie als wichtige Einkommensquelle pflegen und bewirtschaften“, betont Hechenberger und unterstreicht erneut: „Eine generelle Öffnung der Forstwege lehnen wir strikt ab! Für Mountainbikesportler gibt es die ausgewiesenen Strecken, die von unseren Mitgliedern zur Verfügung gestellt wurden und laufend ausgebaut werden.“
3.000 km bereits freigegeben
Tirol ist mit dem 1997 ins Leben gerufenen Mountainbike-Modell Vorreiter für den Mountainbikesport. Alpenverein, Jägerschaft, das Land, die Tirol Werbung und die Grundeigentümer haben damals gemeinsam Bedingungen geschaffen, um Tirols Wälder attraktiv für Mountainbiker zu machen. Aktuell gibt es 5.900 km freigegebene Mountainbike-Strecken im Land, davon sind 3.000 km Forst- und Waldwege. „Mehr als ein Viertel des Waldwegenetzes ist damit für das Mountainbiken freigegeben“, zeigt Hechenberger auf. Um die letzten Lücken besonders im Singletrailbereich zu schließen, wurde das Modell erst im Vorjahr gemeinsam mit allen Interessengruppen überarbeitet und laut Köll, „von allen beteiligten Organisationen für ein besseres Miteinander im Gebirge präsentiert“.Eine generelle Freigabe der Forstwege brächte viele Nachteile, mahnen die bäuerlichen Interessenvertreter und verweisen auf die etlichen gleichberechtigten Interessengruppen im Wald. Dieser sei Arbeitsplatz, diene der Jagd und bilde Lebensraum beziehungsweise Ruhezone für Wildtiere. Außerdem befindet sich dort etwa die Hälfte der Naturschutzzonen. Nicht zuletzt spiele er für Erholungsuchende eine wichtige Rolle als riesige Freizeitarena. „Nicht alle diese Aktivitäten sind zeitgleich auf demselben Weg möglich, daher sind Lenkungsmaßnahmen sehr wichtig, damit der Wald die Ansprüche aller Nutzer erfüllen kann“, verdeutlicht Köll.
Tirol sei mit dem erfolgreichen Mountainbikemodell, den Schitourenlenkungen und vielen anderen Maßnahmen im Rahmen des Projekts „Bergwelt Tirol – Miteinander Erleben“ Vorreiter.
Wildtiere brauchen Ruhezonen
Auch die Lebensräume der Wildtiere würden durch den erhöhten „Freizeitdruck“ auf den Wald immer stärker eingeschränkt. Ungeregelter Mountainbikeverkehr würde die Wildtiere zusätzlich beunruhigen und wäre ein massiver Störfaktor, wie zum Beispiel während der Balz- und Brutzeit. „Es braucht heute verstärkt Ruhezonen für die Wildtiere und eine naturverträgliche Besucherlenkung, um künftig Wildschäden im Bestand zu verhindern. Mountainbiker wissen nicht, wo Brutgebiete oder Ruhezonen eingerichtet sind, während bei der Waldbewirtschaftung darauf Rücksicht genommen wird, insbesondere natürlich auf Naturschutzflächen wie Natura 2000-Gebiete“, informiert der Waldverbandsobmann.
Für 75% der Österreicher ist bestehendes Mountainbikesystem ausreichend.
Aktuelle Umfragen lassen den Schluss zu, dass die generelle Freigabe der Forststraßen von der Österreichischen Bevölkerung gar nicht gewollt ist. So sind 91% der Befragten der Meinung, dass Radfahren im Wald abseits gekennzeichneter Wege andere Besucher und auch Wildtiere stört und dass 93% der Bevölkerung in erster Linie im Forst spazieren gehen oder wandern wollen. 75% betrachten das Wege- und Routennetz für Mountainbiker als ausreichend, 25% wollen separate Wege für Mountainbiker und Wanderer/Spaziergänger. „Eine generelle Freigabe aller Forststraßen würde zu mehr Konflikten und Unfällen, auch zwischen den Erholungssuchenden führen“, schließt Hechenberger aus diesen Zahlen.
Links:
www.sicherheitimwaldfueralle.at