STEIERMARK: EU-WALDSTRATEGIE 2030 BEDROHT KLIMASCHUTZ, ARBEITSPLÄTZE UND EIGENTUM

Sep. 8, 2021 | Allgemein

15.000 steirische Arbeitsplätze gefährdet

Graz, 7. September 2021 (aiz.info). – Das Ziel der geplanten EU-Waldstrategie 2030, die europäischen Wälder klimafit zu machen und ihr Potenzial als CO2-Senke zu nutzen, werden vom steirischen Agrar-Landesrat Hans Seitinger und von Landwirtschaftskammer (LK) Steiermark-Präsident Franz Titschenbacher grundsätzlich begrüßt. Viele der in der Strategie enthaltenen Punkte kritisieren die beiden Agrarpolitiker hingegen heftig, da sie zum einen im Sinne des Klimaschutzes untauglich und zum anderen eine massive Bedrohung für die Forstwirtschaft seien. So zeigt sich Seitinger etwa über die geplante Außer-Nutzung-Stellung von Wäldern empört: „Dieser Vorschlag kommt einer Enteignung unserer bäuerlichen Familienbetriebe gleich. Dieser massive Angriff auf das Eigentum muss verhindert werden. Diese sogenannte Waldstrategie wurde offenbar von Bürokraten und Lobbyisten ersonnen, die noch nie einen Wald bewirtschaftet haben“, zeigt sich Seitinger verärgert.

Er erläutert: „Das EU-Papier missachtet wissenschaftliche Erkenntnisse und verhindert, dass das enorme Klimaschutzpotenzial bewirtschafteter Wälder ausgeschöpft wird. Außerdem droht der Steiermark durch die vorgesehene Außer-Nutzung-Stellung von bis zu 30% der Wälder ein Verlust von 1,5 Mrd. Euro an Wertschöpfung pro Jahr und 15.000 Arbeitsplätzen“.

Als positiv wird hingegen das Ziel gesehen, die europäischen Wälder klimafit zu machen. In diesem Bereich nehme die Steiermark eine Vorreiterrolle ein, denn in den vergangenen Jahren sei es nicht nur gelungen, den Fichtenanteil zu reduzieren, sondern durch die dynamische Waldtypisierung dafür zu sorgen, dass an jedem Standort die richtige Baumart gepflanzt werden könne. So entstehe Schritt für Schritt ein klimafitter, nachhaltig bewirtschafteter Wald. Insofern sei auch das Ziel in der EU, 3 Mrd. Bäume zu pflanzen, grundsätzlich positiv, sofern dafür nicht wertvolle Biodiversitätsflächen, wie etwa Almen, geopfert werden.

Weitere Kritikpunkte an der EU-Waldstrategie

Pflege- und behördlich angeordnete Forstschutzmaßnahmen könnten in bewirtschafteten Wäldern leichter umgesetzt werden, da die Bewirtschafter ein betriebliches Interesse haben, ihre Wälder stabil und vital zu erhalten. „In Wäldern, die außer Nutzung gestellt sind, fällt diese Motivation weg“, so Seitinger. Ein weiterer Kritikpunkt ist die geplante Einführung eines Laienmonitorings, also die Beurteilung des Waldzustandes durch unkundige Personen. „Dieses gleicht der Überprüfung der Arbeit eines Arztes durch einen Laien. Bei den geplanten verpflichtenden Zertifizierungsmodellen muss aus steirischer Sicht unbedingt die Kleinstrukturiertheit in den Waldbesitzverhältnissen – Familienforstwirtschaft – berücksichtigt werden, wie es in Österreich schon jetzt durch das PEFC-Siegel gewährleistet wird“, betonen Seitinger und Titschenbacher unisono.

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