Österreichischer Waldgipfel diskutiert Chancen der Bioökonomie

Sep 11, 2019 | Allgemein

Sofortmaßnahmen für klimafitte Wälder notwendig

Wien, 10. September 2019 (aiz.info). – Im Universitäts-und Forschungszentrum Tulln, NÖ, fand heute der Österreichische Waldgipfel 2019 statt. Er wurde im Rahmen des Walddialogs gemeinsam vom Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus (BMNT) und dem Land Niederösterreich in Kooperation mit der Universität für Bodenkultur durchgeführt. Das BMNT hat unterschiedliche Strategien und Aktionsprogramme erarbeitet, mit dem Ziel, den Herausforderungen, die sich aus dem Klimawandel ergeben, bestmöglich zu begegnen. Eines dieser Instrumente ist die österreichische Bioökonomie-Strategie. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand naturgemäß auch die aktuelle Schadholzsituation, die viele Forstbetriebe vor existenzielle Probleme stellt.

„Die Bioökonomie bietet durch die Nutzung regionaler, nachhaltig nachwachsender Rohstoffe eine Vielzahl neuer Chancen für einen klimafreundlichen biobasierten Wirtschafts-und Produktionsstandort Österreich“, stellte Bundesministerin Maria Patek fest. Die Bioökonomie werde einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten. Eine nachhaltige Waldbewirtschaftung sei die Basis dafür, der Walddialog sei die „wichtigste Plattform, um diese Entwicklung sicherzustellen“.

Die Bioökonomie-Strategie wurde am 13. März 2019 im Ministerrat beschlossen. Derzeit arbeitet das BMNT an der Ausarbeitung eines Aktionsplans Bioökonomie, der bis Ende des Jahres fertiggestellt werden soll. Langfristiges Ziel der Strategie ist es, die Wirtschaft, die auf Erdöl und fossilen Ressourcen basiert, umzustellen auf eine biobasierte Wirtschaft. Dabei spielt die Land- und Forstwirtschaft eine wesentliche Rolle. In Österreichs Wald ist fast 1 Mrd. t Kohlenstoff gespeichert. Eine nachhaltige Forstbewirtschaftung hält den Kohlenstoffvorrat im Wald weitgehend konstant. Mit zwei Drittel der jährlichen Holznutzung könnten alle Häuser in Österreich mit Holz gebaut werden.

Schadholz-Problematik heuer verschärft

Extreme Klimaverhältnisse und der Borkenkäferbefall führten 2018 in Österreich zu enormen Schadholzmengen. Der Jahreseinschlag betrug 19,2 Mio. Festmeter (fm), davon waren 9,9 Mio. fm Schadholz. 4,4 Mio. fm waren dabei auf den Borkenkäfer zurückzuführen. Für 2019 wird sogar mit rund 11 Mio. fm Schadholz gerechnet. Durch diese große Menge ist der Holzpreis stark gesunken, die Erntekosten können durch die Erlöse teilweise nicht mehr abgedeckt werden. Die Befallsintensität ist so stark und schreitet so schnell voran, dass auch das rasche Aufarbeiten des befallenen Holzes kaum zur Entspannung der Situation führt. Vor allem im Osten und Nordosten Österreichs ist die Lage durch überdurchschnittlich warme Wetterlagen, Trockenheit und Schädlingsbefall sehr angespannt.

Hilfsmaßnahmen werden 2019 ausgeweitet

Um den betroffenen Forstwirten zu helfen, wurden bereits im vergangenen Jahr verschiedene Maßnahmen gesetzt. Das Trockenheitspaket für die Land- und Forstwirtschaft stellt 35 Mio. Euro für die Schadgebiete aus den Mitteln der Ländlichen Entwicklung für Forstschutz und Wiederbewaldung zur Verfügung, wobei 20 Mio. Euro auf Sofortmaßnahmen und 15 Mio. Euro für Wiederbewaldung der Katastrophenflächen entfallen. Auch die vorübergehende Lagerung von Schadhölzern auf landwirtschaftlich genutzten Flächen wurde erleichtert. Der Fördersatz für Nasslager wurde auf bis zu 80% angehoben.

Nachdem mittelfristig nicht mit einer Entspannung der Situation zu rechnen ist, wurden neue Forstmaßnahmen für 2019 erarbeitet: Die Standardkostensätze für Aufforstungen werden um 1 Euro pro Pflanze erhöht. Dabei handelt es sich um eine zusätzliche Unterstützung zur Pflege der aufgeforsteten Pflanzen. Damit wird ein zusätzlicher Anreiz für die Begründung biodiverser und klimafitter Wälder geleistet. Die Standardkostensätze für weitere waldbauliche Eingriffe, die zu stabilen, klimafitten Beständen führen, werden entsprechend adaptiert. Die Sofortmaßnahmen sollen ab Oktober 2019 wirksam werden. Für in den Jahren 2018 und 2019 bereits zur Förderung eingereichte Aufforstungen soll eine Ergänzung für Pflegemaßnahmen beantragt werden können.

Wälder müssen klimafit werden

„Der Schadholzanfall schreitet im Eiltempo voran. Mit diesen Sofortmaßnahmen unterstützen wir die Waldbesitzer bei den notwendigen Aufforstungen und sichern die Wirkungen des Waldes hinsichtlich der Abschwächung des Klimawandels. Österreichs Wälder müssen klima- und zukunftsfit werden – dafür müssen wir alle an einem Strang ziehen“, betonte Patek. „Unsere Forstwirte sind die ersten Opfer des Klimawandels. Wir freuen uns über jede zusätzliche Unterstützung des Bundes bei der Aufforstung und bei der Waldpflege“, ergänzte Niederösterreichs LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf. „Die Wälder sind unsere grünen Lungen, sorgen für saubere Luft und sind die beste Antwort auf den Klimawandel. Deswegen brauchen wir gesunde und vitale Waldbestände. Das hilft nicht nur der Umwelt, sondern auch der heimischen Wirtschaft“, so Pernkopf. Die Wälder spielten aber auch eine Schüsselrolle in der Bioökonomie-Strategie.

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