NÖ Bauernbund: Zeichen gegen Importwahnsinn trotz hohem heimischen Holzanfall

Jul 19, 2019 | Allgemein

Vermeidung unnötiger Lkw-Transporte gefordert

St. Pölten/Fratres, 18. Juli 2019 (aiz.info). – Der Niederösterreichische Bauernbund hat heute, Donnerstag, gegen die anhaltenden Holzimporte auf der Straße mobil gemacht: Im Zuge einer Protestkundgebung unter dem Motto „Holzimporte stoppen – zuerst heimisches Holz verwenden und Familienbetriebe sichern“ machten 500 Land- und Forstwirte zwischen dem Grenzübergang Fratres-Slavonice und der Landesstraße bei Schönfeld, Bezirk Waidhofen an der Thaya, mit 150 Traktoren samt Forstkränen und Rückewagen auf die bedrohliche Lage in der heimischen Forstwirtschaft aufmerksam.

„Mit dieser Kundgebung wollen wir ein Zeichen gegen den Importwahnsinn setzen. Wir Forstwirte sind die ersten Opfer des Klimawandels und nun bedroht auch der Preisdruck durch die ausländische Importware unsere wirtschaftlichen Existenzen“, so Bürgermeister Eduard Köck, der als Bezirksobmann des NÖ Bauernbundes den Aktionstag an der Grenze organisiert hat. Hintergrund ist die nach wie vor dramatische Lage in Niederösterreichs Wäldern, welche die bäuerlichen Familienbetriebe verzweifeln lässt. Borkenkäfer und Klimawandel haben für eine Schadholzmenge von aktuell 3 Mio. Festmeter (fm) gesorgt – eine Tragödie für die Forstwirte. Trotz mehr als ausreichender Versorgung der Sägewerke und Industrie mit heimischer Ware stiegen zuletzt die Holzimporte um 20% (auf 7,25 Mio. Festmeter) an.

Forstschäden liegen bei 220 Mio. Euro

„Gleichzeitig bleibt aber unser regionales Holz liegen. Das ist eine völlig unakzeptable Vorgangsweise. Wir appellieren an Industrie und Konsumenten gleichermaßen, beim Einkauf von Möbeln, Baustoffen und Industrieholz auf die heimische Herkunft zu achten“, betonten der Obmann des NÖ Waldverbandes Franz Fischer und Nationalratsabgeordnete Martina Diesner-Wais. Gemeinsam mit Bauernbunddirektorin Klaudia Tanner und dem Waidhofener Bezirksbauernkammer-Obmann Nikolaus Noe-Nordberg rechneten sie vor, dass ein durchschnittlicher Betrieb mit 30 ha Waldbewirtschaftung aktuell aufgrund des Schadholzanfalls und des Preisdumpings einen jährlichen Einkommensverlust von mehr als 6.000 Euro hinnehmen muss.

„Die Situation spitzt sich dramatisch zu – infolge werden sich bald alle 31.000 Forstbetriebe in Niederösterreich mit dieser misslichen Lage auseinandersetzen müssen“, sagte Tanner, die auch auf die Zukunft der privaten Kleinwaldbesitzer verwies. Insgesamt sind im Waldviertel, laut Waldverbandsobmann Fischer, rund 15.000 ha Wald durch Klimawandel und Schädlingsbefall geschädigt. Der resultierende wirtschaftliche Gesamtschaden, allein im Waldviertel, betrage 220 Mio. Euro.

Transporte schädigen nicht zuletzt auch das Klima

Die angestiegenen Holzimporte entsprechen in reellen Zahlen der Tonnage von rund 35.000 vollbeladenen Lkw-Zügen. „Aus Sicht der Klimaschädlichkeit, die aufgrund der hochfrequentieren Transporte entsteht, ist es nicht zulässig, diese in dieser Form weiterzuführen“, appellierte auch Bauernbundobmann und LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf bereits im Vorfeld des Aktionstages an die Industrie. „Setzt kein Umdenken ein, werde die Landwirtschaftskammer (LK) ein ‚Notwehr-Fahrverbot für Lkws‘ nach Tiroler Vorbild einfordern“, hatte LK-Präsident Johannes Schmuckenschlager zuvor verlautbart.

Diese Tatsache und die bis dato ständige Zunahme an schweren Holztransportern auf den Landstraßen hat die Bauern aus vier Waldviertler Bezirken zu der Protestkundgebung veranlasst, bei der sie mit 150 Traktorgespannen in langsamer Fahrt auf der Landesstraße zwischen Fratres und Dobersberg kurvten. „Wir fordern jedenfalls den Stopp unnötiger Holzimporte. Unsere Bummelfahrten sollen ein Weckruf sein, zuerst heimisches Holz zu verarbeiten. Sollte es nicht zu einem Umdenken kommen, können wir uns vorstellen, in nächster Zeit weitere Maßnahmen zu setzen“, hieß es seitens der Organisatoren vom NÖ Bauernbund.

Beitrag auf meinbezirk.at: Waldbesitzer fürchten um ihre Existenz – 220 Millionen Euro Schaden

Weitere aktuelle Beiträge

FORST WELTMEISTERSCHAFT IM SEPTEMBER IN WIEN

FORST WELTMEISTERSCHAFT IM SEPTEMBER IN WIEN

Fünf Disziplinen am Programm Wien, 22. August 2024 (aiz.info). - Nach über 25 Jahren findet die "World Logging Championship" (WLC) zum zweiten Mal in Österreich statt. Von Freitag, 20. September, bis Sonntag, 22. September, werden die Wettkämpfe auf der Wiener...

mehr lesen
Neues Merkblatt zum Asiatischen Eschenprachtkäfer

Neues Merkblatt zum Asiatischen Eschenprachtkäfer

Invasiven Schädling rechtzeitig erkennen Der Asiatische Eschenprachtkäfer gilt als meldepflichtiger EU-Quarantäneschädling; er bedroht unsere Eschenbestände, die bereits unter dem Eschentriebsterben leiden. Zuerst in Russland gesichtet, hat er sich bis in die Ukraine...

mehr lesen
Flächen für neue Herkunftsversuche von Fichte gesucht

Flächen für neue Herkunftsversuche von Fichte gesucht

Das Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) sucht Flächen und Partner:innen für die Anlage neuer Herkunftsversuchsflächen. Dies geschieht im Rahmen des Projektes WaldFit zur "Assisted Migration" der Fichte (Picea abies). Das Forscherteam geht von der Hypothese aus,...

mehr lesen