Klimawandel kostet Bundesforste heuer über 40 Mio. Euro

Dez 6, 2019 | Allgemein

Freidhager: Anstieg des Schadholzanteils auf 80%

Wien, 5. Dezember 2019 (aiz.info). – Rekordschnee, extreme Trockenheit und der heißeste Juni der Messgeschichte prägten das Waldjahr 2019. „Der Klimawandel gönnt uns keine Verschnaufpause. Ein Jahr mit Wetterextremen folgt auf das nächste“, stellt Rudolf Freidhager, Vorstand der Österreichischen Bundesforste (ÖBf), fest. Dem entsprechend fällt die vorläufige Waldbilanz 2019 aus: Rund 80% der gesamten Jahresmenge von rund 1,4 Mio. Erntefestmeter (efm) sind heuer Schadholz, das entspricht einer Steigerung von 21% gegenüber dem Vorjahr. Ein Großteil davon stammt von Schäden durch Stürme und Schneebruch. Die Effekte werden sich auch im kommenden Jahresergebnis widerspiegeln.

„Durch Mehrkosten bei Käferprävention und Holzernte sowie Mindererlöse durch Schadholz rechnen wir heuer mit Klimawandelkosten von über 40 Mio. Euro, was etwa einem Fünftel der Betriebsleistung entspricht“, beschreibt Georg Schöppl, ÖBf-Vorstand für Immobilien und Finanzen, das Ausmaß der Auswirkungen. Gegenüber dem Vorjahr haben sich die Klimawandelkosten damit fast verdoppelt (2018: 23,6 Mio. Euro) und innerhalb von drei Jahren nahezu verdreifacht. Mit zahlreichen Waldpflegemaßnahmen wurde intensiv an der Käferprävention gearbeitet – mit Erfolg: „Trotz der Schadereignisse wird der Anteil des Käferholzes nicht deutlich höher ausfallen, sondern insgesamt auf dem Niveau des Vorjahres zu liegen kommen“, erklärt Freidhager.

Aufarbeitung des Schneebruchs fast abgeschlossen

Eine Herkulesaufgabe bedeutete die Aufarbeitung der Schneebruchschäden nach den außergewöhnlich starken Schneefällen im Jänner, zu denen es in Folge einer gewaltigen Nordstaulage in den Randalpen gekommen war. Betroffen waren vor allem die Gebiete Traun- und Innviertel (OÖ) rund um den Attersee und Mondsee sowie die Reviere im Salzburger Flachgau und Tennengau. „Die Aufarbeitung gestaltete sich als sehr aufwendig, da die Schäden über die gesamte Fläche verteilt waren“, erklärt Freidhager. Ein Großteil davon konnte im heurigen Jahr aufgearbeitet werden. Solange es die Witterungsverhältnisse zulassen, werden die Arbeiten noch fortgesetzt.

Aufgrund der sehr milden, teils warmen Monate Februar, März und April war die ungewöhnlich hohe Schneedecke rasch abgeschmolzen, erst der nass-kühle Mai brachte genügend Feuchtigkeit zeitgerecht zu Beginn der Vegetationsperiode. Die Wärme der darauffolgenden Monate begünstigte das Käferaufkommen. „Im Schnitt kam es zu zwei bis drei Schwarmflügen des Borkenkäfers, der mittlerweile auch in Gebirgslagen bis zu 1.800 m Seehöhe anzutreffen ist“, so der ÖBf-Vorstand. In der Folge war in den außeralpinen Gebieten wie Kobernaußer Wald, Mühlviertel und Waldviertel erneut ein massives Borkenkäferaufkommen zu verzeichnen. Auch die jüngsten Starkniederschläge im Südwesten Österreichs blieben nicht ohne Folgen: Hangrutschungen, Gerölllawinen, Vermurungen von Forststraßen und örtliche Verklausungen führten zu neuerlicher Schadholzaufarbeitung vor allem in Oberkärnten und im Pinzgau.

Was der Klimawandel kostet

Die Schadereignisse und Kalamitäten hinterlassen auf den Holzmärkten und in der ÖBf-Bilanz deutliche Spuren. „Aufgrund der überdurchschnittlich hohen Holzmengen, die derzeit am zentraleuropäischen Markt sind, haben sich die Frachtkosten im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt, die Holzerntekosten nahezu verdreifacht. Die Holzpreise hingegen haben um bis zu 20% nachgegeben“, berichtet Schöppl. Hinzu kommen Mehraufwendungen für Waldpflege und Käferprävention. „Mit knapp 41 Mio. Euro werden wir heuer so hohe Klimawandelkosten haben wie noch nie. Nichtsdestotrotz müssen die Investitionen in die Waldpflege fortgesetzt werden, um die Bestände klimafit zu machen und den Waldumbau voranzutreiben. 2019 haben die Bundesforste in Waldpflege 12,2 Mio. Euro investiert, davon allein 5,7 Mio. Euro in Käferprävention. Hinzu kommen weitere 3 Mio. Euro für Schutzwälder“, erklärt Schöppl. Auch für 2020 seien wieder Investitionen von rund 12 Mio. Euro für Waldpflege, Käferprävention und Schutzwälder geplant.

Umbau zu klimafitten Wäldern vorantreiben

„Die Trockenheit setzt Österreichs Wäldern immer mehr zu. Nach den letzten überdurchschnittlich warmen Jahren sind die Forstbestände mancherorts bereits geschwächt. Doch im Kampf gegen den Klimawandel sind vitale Wälder wichtiger als je zuvor. Umso mehr heißt das für uns, den bereits eingeschlagenen Weg konsequent fortzusetzen: den Umbau zu arten- und strukturreichen Mischwäldern, die stabiler und solchen Wetterextremen besser gewachsen sind, sowie der Fokus auf Baumarten, die mit Trockenheit und Stürmen besser zurechtkommen“, stellt Freidhager fest. Für jedes ihrer 120 Forstreviere in ganz Österreich haben die Bundesforste neue Zukunftskonzepte erstellt und die Waldbewirtschaftung bereits an zukünftige Klimabedingungen angepasst. „Wir wollen auch den nächsten Generationen grüne und intakte Wälder hinterlassen, die nicht nur uns Menschen, sondern auch unzähligen Tieren und Pflanzen einen unersetzlichen Schutz-, Nutz- sowie Lebensraum bieten“, so Freidhager.

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