Hechenberger zur Wolfsdiskussion: Es geht nicht um Entschädigungen

Apr 24, 2019 | Allgemein

LK-Präsident kritisiert Interview-Aussagen von Alpenzoo-Direktor Stadler

Innsbruck, 23. April 2019 (aiz.info). – Für Tirols Landwirtschaftskammer (LK)-Präsident Josef Hechenberger sind Entschädigungen nicht die Lösung in der aktuellen Diskussion um die Rückkehr des Wolfes in Tirol: „Um die flächendeckende Landwirtschaft zu erhalten, wird es andere Maßnahmen brauchen.“

Das Thema Wolf erhitzt die Gemüter – sowohl innerhalb der Landwirtschaft als auch darüber hinaus. „Der Wolf polarisiert, jeder hat eine Meinung dazu. Direkt betroffen von der Rückkehr der großen Beutegreifer sind aber hauptsächlich unsere Bäuerinnen und Bauern. Wenn dann gesagt wird, dass es ohnehin Entschädigungen für gerissene Tiere gebe, kann ich nur den Kopf schütteln. Wer so etwas sagt, hat wenig Ahnung von Landwirtschaft“, so Hechenberger. Vielfach sind die gerissenen Tiere wichtig für die Zucht und ihr eigentlicher Wert liegt weit über dem monetären. Dazu kommt die emotionale Belastung für die bäuerlichen Tierhalter: „Wenn man die eigenen Tiere qualvoll verendet vorfindet, frage ich mich, ob beim Tierschutz hier mit zweierlei Maß gemessen wird“, zeigt der LK-Präsident auf.

Denn der viel zitierte Herdenschutz ist in Tirol nur bedingt möglich: „Es gibt sicherlich Betriebe, die Herdenschutz probieren werden. Dafür braucht es dann allerdings entsprechende finanzielle Unterstützung. Für einen Großteil kommen aber aufgrund der Struktur weder Zäune noch Hunde in Frage“, ist sich Hechenberger sicher. Für ihn ist auch klar, dass mit der Rückkehr des Wolfes die bestehende, kleinstrukturierte Land- und vor allem Almwirtschaft gefährdet ist: „Dass Betriebe übers Aufhören nachdenken, muss allen bewusst sein. Diese Entwicklung sieht man auch in der Schweiz, die uns in Sachen Herdenschutz – staatlich finanziert wohlgemerkt – einige Jahre voraus ist.“ Für Hechenberger geht daher langfristig kein Weg an der Änderung des Schutzstatus vorbei: „Wir sind ein dicht besiedeltes Tourismusland. Der Druck auf landwirtschaftliche Flächen durch eine intensive Freizeitnutzung ist ohnehin schon enorm. Der derzeitige Schutzstatus stammt noch aus einer Zeit, wo sich niemand vorstellen konnte, dass der Wolf je in dieser Form zurückkehrt. Insofern muss man sich der Diskussion stellen, ob dieser Status angesichts der raschen Vermehrung noch aktuell ist.“

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