Connectforbio – Connect Forest Biodiversity

Feb 9, 2022 | Allgemein

Trittsteinbiotope gesucht

Das Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) sucht für das wissenschaftliche Projekt „Connectforbio“ passende Waldflächen für Trittsteinbiotope, um Habitate zu vernetzen. Potentielle Flächen können unter www.trittsteinbiotope.at freiwillig gemeldet werden.

Die größte Bedrohung der Biodiversität in unseren Breitengraden ist der Klimawandel. Durch eine drastische Temperaturerhöhung und geringere Niederschläge werden sich viele Lebensräume ändern, worauf sich auch die darin lebenden Arten einstellen müssen. Da dieser Wandel so rasch erfolgt, ist für die Anpassung der Wälder an den Klimawandel auch die aktive Beeinflussung durch den Menschen notwendig. Eine davon ist die Waldbewirtschaftung mit ihren biodiversitätsfördernden Maßnahmen. So konnte in den letzten Jahrzehnten der Totholzanteil nahezu verdreifacht werden, der Anteil der Fichte ist zugunsten von Laubholz zurückgegangen.

Anpassung alleine ist zu wenig

Eine Anpassung der Arten alleine wird aber oft nicht ausreichen, sie werden auch in neue Lebensräume mit passenden Verhältnissen wandern müssen. Dafür ist die Vernetzung von Lebensräumen notwendig. Diese kann unter anderem durch sogenannte Trittsteinbiotope gefördert werden. Man kann sie sich wie herausragende Steine in einem Bachbett vorstellen, die einem helfen, von einem Ufer zum anderen Ufer zu gelangen. Die Trittsteinbiotope ermöglichen nicht nur die Wanderung der Arten zwischen den bereits besiedelten Lebensräumen, sondern auch, um vom Klimawandel geschaffene, neue Lebensräume besiedeln zu können – meist Richtung Norden bzw. in höhere Lagen. Um möglichst vielen Arten zu helfen, muss aber primär der ungebremste Verbrauch fossiler Rohstoffe und CO2-intensiver Materialien gestoppt werden, die den Klimawandel letztendlich verursachen.

Das Projekt

Das vom BFW eingereichte wissenschaftliche Projekt wird mit Mitteln der Ländlichen Entwicklung finanziert. Die Besonderheit daran ist, dass neben der Förderung der Habitatvernetzung in Wäldern auch eine Kombination aus Vertragsnaturschutz und Forschung besteht. Ziel des Projektes ist es rund 500 – 1.000 Trittsteinbiotope, mit einer Gesamtfläche von 950 ha, auf Basis von Vertragsnaturschutz, außer Nutzung zu stellen und über 10 Jahre zu beforschen. Dabei sollen die einzelnen Flächen eine Größe von 0,5 bis 1,5 ha aufweisen.

Welche Flächen werden gesucht

  • Flächen mit Habitatbäumen: Gesucht sind Waldflächen mit mindestens 5 Habitatbäumen pro Hektar. Das sind stehende, lebende als auch tote Bäume, die Mikrohabitate aufweisen wie z.B. Baumhöhlen, Kronentotholz, Wucherungen, Stammverletzungen, Ausflüsse, Pilzfruchtkörper sowie Moos- oder Flechtenbewuchs. Hier gilt zu beachten, dass Flächen, auf denen Habitatbäume (Horstbäume, Spechtbäume) stehen, für die bereits Förderungen empfangen wurden, nicht berücksichtigt werden können.
  • Flächen mit hohem Totholzanteil: ca. 20 fm/ha liegendem oder stehendem Totholz
  • Auwald mit Eschenvorkommen: Es sollten zumindest in der Ober- und Mittelschicht lebende Eschen beigemischt vorkommen.
  • Sukzessionsflächen nach Borkenkäfer: Hier werden maximal 50 Flächen gesucht. Der Zeitpunkt der Kalamität sollte nicht länger als 3 Jahre in der Vergangenheit liegen. Es sollte keine Flächenbearbeitung (wie z.B. durch Mulchen) durchgeführt worden sein.

Auswahl der Flächen durch wissenschaftliche Analysen

Die Auswahl der Flächen erfolgt nicht nach dem Konzept „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“, sondern passiert auf wissenschaftlichen Analysen des BFW. Um die Wanderungen zu ermöglichen und die wissenschaftlichen Fragestellungen beantworten zu können, sollten die Flächen in einem ausgeklügelten Raster über Österreich verteilt sein.

Vertragsbedingungen

Wenn Sie als Waldbesitzer:in eine potentielle Fläche melden und diese passend ist, wird eine Außer-Nutzung-Stellung für 10 Jahre vertraglich vereinbart. Dafür ist eine einmalige Abgeltung zwischen € 1.750, und € 2.520,- je Hektar vorgesehen. Die tatsächliche Höhe wird aufgrund eines Gutachtens im Vorfeld festgelegt und ist u.a. von der Bonität abhängig. Zusätzlich müssen Sie als Waldbesitzer:in halbjährlich einen einfachen Statusbericht über die Fläche abgeben, wofür zusätzlich einmalig € 950,- ausbezahlt werden. Nach 10 Jahren endet der Vertrag und man kann wieder frei über die Fläche verfügen. Aber auch eine Verlängerung des Vertrages kann vereinbart werden. Verliert die Fläche aufgrund Selbstverschulden während der Laufzeit ihre Eigenschaft als Trittsteinbiotop, kann eine Rückzahlung der Förderung notwendig sein.

Datenverwendung

Die zur Verfügung gestellten Daten im Zuge der Flächenmeldung, aber auch die Daten, welche das BFW auf der Fläche erhebt, werden höchstens kumuliert veröffentlicht. Das heißt, es ist kein Rückschluss auf die Lage der jeweiligen Fläche und den/die Waldbesitzer:in möglich. Sollten flächenbezogene Daten veröffentlicht werden, kann das nur im Einverständnis mit dem/der Grundbesitzer:in erfolgen.

Informationen und Flächenmeldung

Zusätzliche Informationen werden durch das BFW unter www.trittsteinbiotope.at zur Verfügung gestellt. Dort können interessierte Waldbesitzer:innen ihre potentielle Flächen einmelden.

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