Bundesforste: Weiter hoher Schadholzanteil, Käferholz mit rückläufiger Tendenz

Jan 30, 2019 | Allgemein

Aufwendungen für Käferprävention und Waldpflege auf 12 Mio. Euro gestiegen

Wien/Purkersdorf, 29. Jänner 2019 (aiz.info). – Die Folgen des Klimawandels haben sich auch 2018 tief in die Bilanz der Österreichischen Bundesforste (ÖBf) eingeschrieben. „Windwürfe und der Borkenkäfer haben erneut das Waldjahr bestimmt“, bringt es Vorstand Rudolf Freidhager auf den Punkt. „Hinzu kamen überdurchschnittlich hohe Temperaturen und außergewöhnliche Trockenperioden.“ Mit 66% (920.000 Erntefestmeter) ist das Schadholz erneut angestiegen (2017: 700.000 Efm) und bleibt auf dem bereits hohen Niveau der Vorjahre. Ein positiver Trend zeichnet sich beim Käferholz ab. „Zwei Drittel des Schadholzes stammen aus Windwürfen, nur etwa ein Drittel ist Käferholz“, so Freidhager.

Entgegen dem bundesweiten Trend, demzufolge für 2018 mit etwa 4,0 Mio. Efm ein neues Allzeithoch erwartet wird, ist das Käferholz gegenüber 2017 um 16% auf 250.000 Efm gesunken. „Wir hatten den Käfer gut im Griff“, so Freidhager und verweist auf die konsequente Waldpflege, in die 12 Mio. Euro investiert wurden. Die Mittel für Borkenkäferprävention wurden auf 4,4 Mio. Euro aufgestockt (2017: 3,2 Mio.). Auch für heuer sind ähnlich hohe Ausgaben geplant. „Jeder in Waldpflege investierte Euro kommt doppelt und dreifach zurück, denn der Käfer schläft nicht“, wird Freidhager nicht müde zu betonen. Die außergewöhnlichen Schneemengen der letzten Wochen stellten eine neuerliche Belastungsprobe für den Wald dar. „Für 2019 gehen wir von erhöhtem Schneebruch aus. Das endgültige Ausmaß wird jedoch erst im Frühjahr sichtbar sein, wenn die Flächen ausgeapert sind“, so der Vorstand. Doch kein Nachteil ohne Vorteil: „Die dicke Schneedecke wird bis in das Frühjahr hinein den Waldboden mit Feuchtigkeit versorgen, was sich wiederum sehr positiv auf das Waldwachstum auswirkt.“

Pflanzausfälle in niederen, gutes Wachstum in alpinen Lagen

Mit einem Mittelwert von 1,8 °C lag die Lufttemperatur 2018 deutlich über dem Jahresdurchschnitt. Am wärmsten war es im nördlichen Oberösterreich, aber auch in höheren Lagen lag die Temperatur mit 0,6 °C über dem Schnitt. „Überdurchschnittliche Wärme und Trockenheit im April haben zu Ausfällen bei den Jungpflanzen geführt, insbesondere an Standorten mit wenig Winterfeuchte im Boden wie dem Waldviertel, das bereits schon im Vorjahr unter extremer Trockenheit litt“, erklärt Freidhager. Im außeralpinen Raum war auch der Großteil des Käferholzes zu verzeichnen, während es in den inneralpinen Lagen vergleichsweise gering war.

Der Niederschlag lag nicht ganz so stark unter dem jährlichen Schnitt, jedoch mit großen Schwankungsbreiten zwischen Nord und Süd. „Während in den Lagen nördlich der Donau ein merkliches Defizit zu verzeichnen war, hat die Wärme in Kombination mit viel Niederschlag in den alpinen Regionen das Wachstum begünstigt. Die Pflanzen sind gut angewachsen“, erläutert der Vorstand. „Sturmtief ‚Vaia‘ im Oktober 2018 hat vor allem die Wälder in der Steiermark und in Kärnten in Mitleidenschaft gezogen.“ Davon abgesehen waren jedoch das ganze Jahr über Wetterkapriolen zu verzeichnen.

Waldumbau: Der Wald wird bunter

„Der Wald der Zukunft wird ein bunter und vielfältiger sein, denn die Auswirkungen des Klimawandels zwingen uns zum Umdenken“, betont Freidhager. „Unser Ziel ist es, die Wälder zu klimafitten Mischwäldern umzubauen, die neben Laubbaumarten auch für die Holzindustrie notwendige Arten wie Tanne, Douglasie, Lärche und Kiefer enthalten.“ In niederen Lagen und an trockenen Standorten wird die Fichte als bestandsbildende Art langfristig ausfallen. In höheren Lagen gilt es, die Wälder vor Witterungsextremen wie Windwürfen und Käferbefall zu schützen. Als forstliche Alternative pflanzen die ÖBf im sommerwarmen Osten bereits jetzt die Douglasie an geeigneten Standorten – eine Tannenart, die mit Trockenheit und Wärme gut zurechtkommt. Auch Feldahorn, Linde oder Eiche sind Alternativen in tiefen Lagen.

Entlang des Alpenhauptkammes werden Lärche und Weißtanne forciert, beides Tiefwurzler, die Windwürfen besser standhalten können, in hochalpinen Lagen wie Salzburg und Tirol auch die Zirbe. „Wesentlich dabei ist es, die Wildschäden zu minimieren, da gerade Jungpflanzen besonders gerne vom Wild verbissen werden. Die Wildschäden sind unverändert hoch, gerade bei der Tanne, die für den Klimaschutz besonders wichtig wäre“, erläutert Freidhager. „Generell gilt: Je artenreicher und naturnäher die Wälder bewirtschaftet werden, umso besser ist es für das Ökosystem, die Umwelt und den Menschen. Nur so können wir sicherstellen, dass der Wald auch in hundert Jahren noch sein wird, was er heute für uns ist: ein einzigartiger sowie unersetzlicher Lebens- und Erholungsraum für Menschen, Tiere und Pflanzen“, so der ÖBf-Vorstand abschließend.

Link zur Presseaussendung der ÖBf AG

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