BUNDESFORSTE: KLIMAWANDELKOSTEN MIT 48 MIO. EURO AUF REKORDHOCH

Jan 22, 2021 | Allgemein

Schadholz bleibt mit 81% auf hohem Niveau – Käferholz verdoppelt

Wien, 21. Jänner 2021 (aiz.info). – Die Folgen von Stürmen, Borkenkäfern und Schneebrüchen führten bei den Österreichischen Bundesforsten (ÖBf) im Waldjahr 2020 einmal mehr zu einer Bilanz im Zeichen des Klimawandels. „Ausgehend von einem bereits hohen Niveau ist das Schadholz im letzten Jahr daher erneut leicht gestiegen. 81% der gesamten Erntemenge beziehungsweise 1,4 Mio. Erntefestmeter waren Schadholz“, bringt es ÖBf-Vorstand Rudolf Freidhager auf den Punkt. Hauptursache war die Aufarbeitung der großen Stürme und des Schneebruchs aus dem Vorjahr nach dem Jahrhundertschnee im Winter 2019. Aber auch neue, kleinräumigere Schadereignisse und Wetterextreme bestimmten 2020 den forstlichen Alltag. „Das werden wir auch im Ergebnis spüren“, erwartet Finanzvorstand Georg Schöppl. Denn angestiegen sind damit auch die Klimawandelkosten, die im Wesentlichen auf Mindererlöse durch Schadholz und Mehrkosten für Waldpflege und Holzernte zurückzuführen sind.

„2020 sind die Klimawandelkosten weiter nach oben geschnellt, von 42,1 Mio. Euro im Vorjahr auf rund 48 Mio. Euro, sie haben damit ein neues Rekordhoch erreicht“, stellt Schöppl besorgt fest. Trotzdem werde 2020 das wirtschaftliche Ergebnis – dank erfolgreichem Gegensteuern und Diversifizierung der Geschäftsfelder – besser sein als 2019. Nach rückläufiger Tendenz in den Vorjahren hat auch das Käferholz wieder zugenommen und sich auf knapp 500.000 Festmeter (fm) verdoppelt. Doch das letzte Waldjahr hatte auch eine gute Seite. Nach einem besorgniserregend warmen und zu trockenen ersten Jahresdrittel folgten einige feuchte und regenreiche Monate. „2020 war ein außergewöhnlich niederschlagsreiches Waldjahr“, erläutert Freidhager, das habe sich auch positiv auf die Widerstandskraft der Fichte gegen den Borkenkäfer ausgewirkt.

Schadholz durch Stürme, Käfer und Schneebruch

Mehr als ein Drittel der Schäden waren auf den Borkenkäfer, Österreichs größten Waldschädling, zurückzuführen. Die Schwerpunktgebiete lagen mit dem Mühl- und Waldviertel erneut im Norden und Osten des Landes. Aber auch in Gebirgslagen waren Schäden zu verzeichnen. Bereits geschwächte Bäume waren leichtes Spiel für den Käfer, weil sich hier das Brutmaterial des Käfers gut entwickeln konnte. „Insgesamt ist die Schädlingssituation noch geprägt von den Vorjahren, aus denen noch viel Brutmaterial und zahlreiche Borkenkäferlarven vorhanden sind. Leider sind die Borkenkäfer und ihre Larven nicht innerhalb eines Jahres verschwunden. Es dauert meist mehrere Jahre, bis eine Käferkalamität wieder abgeflaut ist“, so Freidhager. Ein weiteres Drittel des Schadholzes geht mit 470.000 fm auf Sturmschäden und Windwürfe zurück, 360.000 fm sind durch Schneebruch angefallen.

12 Mio. Euro für klimafitte Wälder

„Das Waldjahr 2020 hat einmal mehr gezeigt, dass die Anpassung der Wälder an den Klimawandel alternativlos und ein Gebot der Stunde ist. Die Klimawandelkosten waren im letzten Jahr so hoch wie noch nie zuvor. Seit Jahren zeigt die Kurve unaufhörlich nach oben, allein in den letzten drei Jahren haben sich diese Kosten in unseren Wäldern verdoppelt“, betont der ÖBf-Vorstand. Der gesunkene Holzpreis infolge des außergewöhnlich hohen Schadholzaufkommens in Mitteleuropa schlägt dabei am deutlichsten zu Buche. „Für 2021 sind erneut rund 12 Mio. Euro an Investitionen in den Wald und die Waldpflege geplant“, unterstreicht Schöppl die Wichtigkeit einer klimaangepassten Waldbewirtschaftung, denn standortegerechte, artenreiche Mischwälder sind resilienter und besser gegen Umwelteinflüsse gewappnet als artenarme. Für alle ihre 120 Forstreviere haben die Bundesforste bereits neue Waldpläne entwickelt.

„Nur vitale und gesunde Wälder können im Klimawandel bestehen, die Folgen des Klimawandels mildern und uns auf lange Sicht vor Schlimmerem bewahren“, ist Freidhager überzeugt. Daher wird auch die Käferbekämpfung konsequent fortgesetzt. Allein 5,1 Mio. Euro werden heuer in die Käferprävention gehen, weitere 2,1 Mio. in ein Aufforstungsprogramm. Auch 2021 wird wieder eine große Anzahl an Käferfallen und Fangbäumen in ganz Österreich ausgebracht. Weiters wurden Lagerkapazitäten geschaffen, um Spitzen in der käferbedingten Holzaufarbeitung abfangen zu können. „Auch wenn der Klimawandel und der Waldumbau Geld kosten, so sind Investitionen in intakte und gesunde Wälder nachhaltig doch der beste Klimaschutz für uns und die nächsten Generationen“, so Schöppl.

Ausblick für 2021 vorsichtig optimistisch

„Das überdurchschnittlich regennasse Jahr hat den Wäldern gutgetan“, hebt Freidhager positiv hervor. Auch die Wälder in den zuletzt niederschlagsarmen Regionen im Osten des Landes oder im Waldviertel konnten sich etwas erholen. Durch die günstige Niederschlagssituation und das Ausbleiben größerer Schadereignisse ist es gelungen, das noch aus den Vorjahren stammende Schadholz gut aufzuarbeiten. „Ende 2020 waren die Bundesforste-Wälder fast frei von Schadholz. Wir starten nahezu lastenfrei ins neue Jahr“, so der ÖBf-Vorstand. „Im Moment sind die Wälder witterungsbedingt gut mit Niederschlag versorgt und die Waldböden ausreichend durchfeuchtet. Wenn das so bleibt und kein allzu warmer, trockener Februar oder März folgen, sind das gute Voraussetzungen für das Frühjahr“, blickt Freidhager vorsichtig optimistisch voraus.

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