Biomasseverband: Während Kohlekraftwerke laufen, droht Holzkraftwerken das AUS

Dez 13, 2018 | Allgemein

Nationalrat ist dringend gefordert, sich hinter den Klimaschutz zu stellen

Wien, 12. Dezember 2018 (aiz.info). – Der Österreichische Biomasseverband (ÖBMV) fordert von den Regierungs- und den Oppositionsparteien in der finalen Plenarsitzung vor dem Jahreswechsel, den am 22. November im Nationalrat eingebrachten Initiativantrag für eine Übergangsregelung der heimischen Holzkraftwerke, bis das angekündigte Erneuerbaren Ausbau Gesetz (EAG) in Kraft tritt, zu verabschieden. Andernfalls würden Anfang 2019 die ersten Kraftwerke abschalten und bis zum Inkrafttreten des EAG etwa zwei Drittel der Kraftwerksleistung aus dem Netz kippen, heißt es. „Die Politik darf nicht zulassen, dass heimische Holzkraftwerke abschalten müssen, während die Kohlekraftwerke auf Anschlag laufen. Dieses Zeichen wäre gerade vor dem Hintergrund sinkender heimischer erneuerbarer Energieproduktion und den laufenden Verhandlungen in Katowice fatal“, so der dringende Appell von ÖBMV-Präsident Franz Titschenbacher. „Den zahlreichen Lippenbekenntnissen zur Energiewende und zum Klimaschutz müssen nun endlich konkrete Taten folgen.“

Biomasse ersetzt Kohlestrom

Noch immer produzieren in Österreich Kohlekraftwerke doppelt so viel Strom wie Holzkraftwerke. Nur 16% des Kohlestroms stammt aus effizienten Kraft-Wärmekopplungs-Anlagen. Die Effizienzanforderungen sind im Vergleich dazu bei Holzkraftwerken bereits jetzt wesentlich höher als bei der bestehenden Kohleverstromung. „Mir ist es unbegreiflich, warum wir keine Effizienzdebatte bei fossilen Energien wie der Kohleverstromung führen, deren Rohstoffe teilweise aus Südafrika oder Amerika importiert werden müssen. Gleichzeitig droht voll funktionsfähigen Biomassekraftwerken, die als einzige erneuerbare Technologie vergleichbar zu Kohle- und Atomkraftwerken Bandlast liefern können, und die wir dringend zur Bewältigung der durch den Klimawandel verursachten Schadholzmengen brauchen, die Abschaltung“, schließt Titschenbacher.

Holzkraftwerke in Österreich

Die 130 heimischen Holzkraftwerke verfügten bis 2017 über eine Engpassleistung von 300 MW, die bis 2020 auf etwa 450 MW ausgebaut werden könnte. Durch das sukzessive Auslaufen der Einspeisevergütung drohen laufend Anlagen vom Netz zu gehen – allein 2019 wäre eine Engpassleistung von 140 MW betroffen.

Holzkraftwerke sind für die Wärmewende doppelt wirksam, denn sie erzeugen auch im Winter Strom, wenn Wasserkraft und Photovoltaik witterungsbedingt weniger Energie bereitstellen können. Sie verbessern damit nicht nur die Klimabilanz des Stroms, sondern indirekt auch jene von strombasierten Heizsystemen. Durch die bei der Stromproduktion anfallende Wärme reduzieren Holzkraftwerke zusätzlich den noch immer dominierenden fossilen Energieeinsatz in der Fernwärme. Die bei Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen (KWK-Anlagen) umgesetzte Sektorkopplung schafft viele Synergien, die sich bei Biomasse nicht nur auf den Wärme- und Stromsektor beschränkt. In der Forstwirtschaft ermöglicht sie die Verwertung von niederwertigen Sortimenten, wie sie bei Windwürfen, Käferholz oder Waldpflegemaßnahmen verstärkt anfallen und für die es bis vor wenigen Jahren kaum Abnehmer gab.

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