Ausbau statt Einfrieren des Ist-Zustandes und deutliche Nachbesserungen nötig
Straßburg, 15. September 2022 (aiz.info). – „Dass sich gestern eine Mehrheit gegen den weiteren Ausbau der Biomasse ausgesprochen hat, ist uns unverständlich. Biomasse aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung ist für einen erfolgreichen EU-Green-Deal unerlässlich“, sagen Alexander Bernhuber, Umweltsprecher der ÖVP im Europaparlament, und Simone Schmiedtbauer, Forstsprecherin der ÖVP im Europaparlament. Die beiden Bauernbund-Abgeordneten fordern nach der Abstimmung zur Erneuerbare-Energien-Richtlinie gestern, Mittwoch, eine Kurskorrektur im Bereich der Biomasse.
Teilerfolg im Europaparlament: Nutzung von Biomasse als erneuerbare Energiequelle weiterhin gesichert
Einen ersten Teilerfolg konnten die Abgeordneten bei der Abstimmung zur Richtlinie über Erneuerbare Energien jedoch erreichen: „Wir konnten uns damit durchsetzen, dass Biomasse auf dem durchschnittlichen Niveau von 2017-2022 auch zukünftig als erneuerbare Energie anrechenbar sein wird“, informieren sie. Damit ist das Ziel noch nicht erreicht. In den anstehenden Verhandlungen mit den Mitgliedstaaten setzen sie sich für weitere Verbesserungen ein. Immerhin konnten Bernhuber und Schmiedtbauer die schlimmsten Befürchtungen abwenden, nämlich, dass die Nutzung von Biomasse überhaupt nicht mehr als Teil der Erneuerbaren Energien anerkannt würde. Für Österreich hätte dies fatale Folgen. Denn der Anteil der Bioenergie beträgt in Österreich 53% der erneuerbaren Energie und leistet einen wesentlichen Beitrag, den Anteil an erneuerbaren Energien bis 2030 um weitere 10% zu steigern, wie in den Zielen festgesetzt.
„Österreich ist ein Bioenergie-Land und wir brauchen die Biomasse, um unsere Klimaziele zu erreichen. Diese zukünftig in den Berechnungen nicht zu berücksichtigen, wäre eine Katastrophe. Daher ist es wichtig, dass die Mehrheit der Abgeordneten die Biomasse als erneuerbare Energiequelle anerkennt. Damit setzt das Europaparlament ein klares Signal, dass die Biomasse einer der wichtigsten Bestandteile der Erneuerbaren Energien ist“, skizziert Bernhuber. „Dennoch ist das lediglich ein Teilerfolg. In den Verhandlungen mit den Mitgliedstaaten und der EU-Kommission hoffen wir auf klare Verbesserungen, damit Biomasse keinesfalls eingeschränkt, sondern Waldrestholz weiterhin gefördert wird und Biomasse-Anlagen ausgebaut werden können“, sagt Bernhuber.
„Den Ausbau unserer größten Quelle von Erneuerbaren zu beschränken, wäre absurd und lässt unsere Ziele für mehr Energieunabhängigkeit, für leistbare Alternativen zu russischem Öl und Gas und für ein grüneres, nachhaltigeres Europa in die Ferne rücken. Biomasse macht europaweit rund 60% der Erneuerbaren aus und ist auch in Österreich die nachhaltige Ressource Nummer Eins. Ohne Biomasse geht es nicht. Den Ausbau von Biomasse einzuschränken, hat nicht nur negative Folgen für alle Bürgerinnen und Bürger, die auf leistbare Energie angewiesen sind, sondern darüber hinaus auch für die Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer, unsere Energiesicherheit und das Klima. Als Konsequenz müssten wir wieder vermehrt auf fossile Energieträger setzen. Diese Rückschritte sind bei der aktuellen Energiepreiskrise, wo uns unsere Abhängigkeit von Energie aus Nicht-EU-Ländern so schmerzhaft vor Augen geführt wird, absolut fehl am Platz“, sagt Schmiedtbauer.
EU-Definition der Primären Biomasse – Problemfeld für die heimische Forstwirtschaft
Problematisch sehen Schmiedtbauer und Bernhuber eine EU-Definition der „Primären“ Biomasse und damit den Ausschluss von Energieholz aus dem Wald. „Mehr als 40% der österreichischen Haushalte setzen Holz als Brennstoff und krisensicheren Ersatz für Erdgas und Erdöl ein. Die Einführung dieser untauglichen Definition würde große Teile der eingesetzten Brennstoffe ausschließen. Das würde die Versorgungssicherheit in Haushalten massiv gefährden“, warnen die EU-Abgeordneten unisono. „Durch verstärkte Waldpflege, Klimawandelanpassung im Wald und Schadereignisse wird in Zukunft immer mehr Energieholz anfallen. Es wäre absurd, das im Wald verrotten zu lassen und nicht für die Energiewende zu nutzen. Das dabei entstehende CO2 würde ungenutzt in die Atmosphäre entweichen“, sagen die Abgeordneten.
Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen
Ein Lichtblick für die Forstwirtschaft ist, dass die finalen Verhandlungen noch nicht abgeschlossen sind. „Die Verhandlungen zwischen den EU-Mitgliedstaaten, dem Parlament und der EU-Kommission sind in den Startlöchern. Wir werden uns weiterhin nach all unseren Möglichkeiten dafür einsetzen, in diesen Gremien noch Nachbesserungen für die Forstwirtschaft zu erzielen. Jetzt ist Energieministerin Gewessler am Zug, um das Beste für Österreich herauszuholen“, sagen Bernhuber und Schmiedtbauer abschließend.