„Zusammen ist alles schaffbar“

Artikel aus Ausgabe 1/2023

In Ebenthal in Kärnten arbeitet Veronika Sadjak im Forstunternehmen ihres Mannes. Die angebotenen Dienstleistungen reichen von der Aufforstung, der Schlägerung und Risikobaumfällung über die Hilfe bei der Holzvermarktung bis hin zur Waldbetreuung. Im Einsatz sind zwei Traktoren mit je einer Seilwinde. Die junge Kärntnerin hat uns aus ihrem Arbeitsalltag im Wald erzählt.

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Ausgabe: 1/2023
Thema: Wald & Frau
Bundesland: Österreich
Autor:in: Elisabeth Wedenig

Veronika, was hat dich dazu veranlasst, ins Forstunternehmen deines Mannes einzusteigen und was gefällt dir besonders an der Waldarbeit?

Sadjak Vor fünf Jahren, nach Abschluss der HBLFA Francisco Josephinum und der Forstfachschule Waidhofen an der Ybbs, habe ich begonnen, bei Rafael zu arbeiten. Ich fand die Vorstellung schön, den ganzen Tag in der Natur zu sein und den Freiraum des selbstständigen Arbeitens zu haben. Das ist es auch, was ich jetzt genießen kann. Außerdem sieht man abends, was geschafft wurde.

Welche Tätigkeiten übernimmst du? Was ist deine Strategie, um die körperlich anstrengende Arbeit zu schaffen?

Sadjak Schlägerung, Rückung, Baumsteigen, Reparaturen – ich mache alles, was zu tun ist. Ergonomisch zu arbeiten ist immer sinnvoll, so kann man den Körper schonen und unterstützend mache ich ab und zu etwas Krafttraining. Natürlich stoße ich auch mal an meine körperlichen Grenzen, aber das ärgert mich nicht. Ich akzeptiere sie, anstatt mir selbst zu schaden. Doch ich denke, dass man mit Köpfchen einiges ausgleichen kann. Und zusammen ist alles schaffbar.
Wie ist die Reaktion männlicher Arbeitskollegen oder Waldbesitzer, wenn du bei einer Schlägerungspartie erscheinst? Bist du manchmal mit Vorurteilen konfrontiert?

Sadjak Ja doch, Vorurteile gibt es immer wieder. Letztens erst wurde ich gefragt, ob es mit den Stöckelschuhen im Wald nicht umständlich sei. Wie soll man darauf reagieren, als mit einem freundlichen Lächeln? Jemanden von seinem Standpunkt wegzuholen ist immer schwer, egal worum es geht und sei es, dass sich derjenige/diejenige nicht vorstellen kann, dass eine Frau im Wald arbeitet. Aber so wie es Kritiker gibt, gibt es auch viele Begeisterte, die es toll finden, eine Frau im Wald zu sehen.

Mit dem eigenen Ehemann ein Team bilden, bei dieser zum Teil doch gefährlichen Arbeit – birgt das mehr Vorteile oder Herausforderungen? Schafft ihr es, die Arbeit im Wald zu lassen?

Sadjak Angst und Sorge um den Partner sind definitiv fehl am Platz. Da wir dieselbe Arbeit machen, weiß der Partner, wovon gesprochen wird. Es ist also einfach, sich zu verständigen und dem anderen etwas zu erklären. Das schafft auch eine Art Sicherheit. Die Arbeit bleibt allerdings nur selten im Wald. Nachbesprechungen, vor allem nach einem Unfall, gehören dazu. Aber auch ein gelungener Tag wird noch einmal Revue passiert. Auch alle Vorbesprechungen finden zuhause statt. Es bleibt zu wenig Zeit, nur „in der Arbeit“ darüber zu reden. Aber ich denke wir schaffen da eine gute Balance zu unserem Privatleben.

Hast du eine Botschaft an andere Frauen in der Branche?

Sadjak Machen statt reden! Viele Fragen stellen, auch jene, die dumm erscheinen. Ich traute mich das zu Beginn auch nicht, und schon gar nicht, wenn noch jemand anderes dabei war. Aber es lohnt sich! Die meisten sind sehr nett und freuen sich, etwas erklären zu dürfen. Und seien wir uns doch ehrlich: Besserwisser mag keiner! (zwinkert)

Vielen Dank für das Gespräch!

„Letztens erst wurde ich gefragt, ob es mit Stöckelschuhen im Wald nicht umständlich sei. Aber so wie es Kritiker gibt, gibt es auch viele Begeisterte, die es toll finden, eine Frau im Wald zu sehen.“

Veronika Sadjak

Ob Schlägern, Rücken, Baumsteigen oder Reparieren der Maschinen – die Wahl-Kärntnerin macht, was anfällt.

„Machen statt reden“ ist das Motto von Veronika Sadjak.

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