Das betrifft Vorarlberg und insbesondere den Schutzwald hier in hohem Maße. Um nicht nur negative Schlagzeilen zu kommunizieren, wurden in einer eigenen Broschüre auch positive Umsetzungsbeispiele aufgezeigt. In Vorarlberg wird das Wald- und Wildmanagement in Ludesch vorgestellt.
Auch in Vorarlberg ist das Verhältnis zwischen Wald und Wild in einigen Regionen vorsichtig ausgedrückt unausgewogen, sagte Klaus Schwarz, Obmann des Vorarlberger Waldvereins, dazu dem ORF. Das führt zu großen Schäden insbesondere an den bei uns existenziell wichtigen Schutzwäldern. Mit dem Klimawandel wird der Verbiss an den neu ankommenden Mischbaumarten zudem noch mehr zum Problem. Um nicht nur negativ zu kommunizieren wurden zum Wildschadensbericht in einer eigenen Broschüre auch Vorzeigebeispiele aus allen Bundesländer vorgestellt darunter ist auch das „Wald- und Wildmanagement in Ludesch“. Wir stellen es hier kurz vor:
Sanierungskonzept seit 1989
Die auf flachgründigen Standorten stockenden überalterten Fichten und Fichten/Tannenbestände wurden in den 1980er Jahren mehrfach durch Windwürfe sowie anschließenden Borkenkäferbefall geschädigt. Wegen der einsetzenden Vergrasung, aber auch aufgrund der viel zu hohen Wilddichte, stellte sich keine ausreichende Mischwaldverjüngung ein. Um die Erhaltung der Schutzwirkung des Waldes sicher zu stellen, ist seit 1989 ein Sanierungskonzept in Umsetzung. Neben Erschließungsmaßnahmen wurden Aufforstungsmaßnahmen und viele technische Maßnahmen gegen Lawinen und Hangrutschungen gesetzt. In dem sehr schwierigen Gelände erfolgte die Ausführung der anspruchsvollen Arbeiten (Verjüngungseinleitung mit Seilkrannutzungen, Querfällungen, Schneegleitverbauungen mit temporären Holzwerken, Aufforstung und Pflege) durch eine Gruppe von sehr engagierten Nebenerwerbslandwirten, die über viele Jahre wichtige Projektarbeiten ausgeführt haben.
Schutzwald vor Jagdinteressen
Ein zentraler Schlüssel für den Erfolg sind dem Lebensraum angepasste Wildbeständen. Ein Aufhegen aus jagdlichen Interessen darf auf keinen Fall passieren. Um das Aufkommen der Mischbaumarten zu ermöglichen ist seit Beginn des Schutzwaldprojektes ein Schwerpunktbejagungsgebiet eingerichtet worden. Nach einem Auf und Ab in der Effizienz bzw. Kontinuität der Bejagung hat die Agrargemeinschaft Ludesch die jagdliche Bewirtschaftung des Gebietes schlussendlich selbst übernommen (Eigenbewirtschaftung). Die Genossenschaftsjagd wurde in Pirschbezirke unterteilt (60 bis 120 Hektar groß), die an ortsansässige Jäger:innen immer auf ein Jahr vergeben werden. Diese Jäger:innen müssen dann klare Abschussvorgaben einhalten, ansonsten gibt es keine Verlängerung der Pirschbezirksvereinbarung. Seither hat sich eine deutliche Verbesserung eingestellt und die notwendigen Mischbaumarten können aufkommen. Das Erfolgsprojekt wurde bereits 2023 mit dem Alpinen Schutzwaldpreis der Alpenländischen Forstvereine ausgezeichnet.
Infos und Kontakt (inklusive Besichtigungsmöglichkeiten)
Mario Vaschauner, Agrargemeinschaft Ludesch, Betriebsleiter der Forstbetriebsgemeinschaft Ludesch-Großes Walsertal, Tel.: 0699/17016167, E-Mail: mario@agrar-ludesch.at. Der Wildschadensbericht 2024 und die Broschüre zu den Erfolgsprojekten stehen auf der Homepage des Bundesministeriums für Land und Forstwirtschaft zum Download bereit.
Hinweis
Jagdmustervertrag und Jagd-Bewirtschaftungskonzepte Der Jagdpachtvertrag bildet die wesentliche Grundlage für ein gutes, klares und konfliktfreies Verhältnis mit dem Jagdpächter. Der Mustervertrag wurde überarbeitet und kann bei der Landwirtschaftskammer Vorarlberg angefordert werden. Beispielsweise werden darin Mindestschadensätze vereinbart, die der Waldbesitzer:in bei Schäden einfordern kann.
Neu wird bei der Verpachtung von Jagdgenossenschaften empfohlen ein Jagdkonzept als Grundlage zu vereinbaren. In einem Jagdkonzept werden auf Basis einer Analyse von Wald und Wildstand wesentliche Faktoren einer Jagdbewirtschaftung festgelegt (Jagdstrategien und Bejagungsmethoden, Überwinterungskonzepte, Fütterung / Nichtfütterung, Maßnahmen bei Wildschäden, Jagdeinrichtung, Anwendung von Jagdtools, etc.). Weitere wichtige Punkte sind Vereinbarungen zu Ausgleichszahlungen wenn Förderungen wegen Wildschäden nicht gewährt werden oder das Schlichtungsverfahren nach dem Jagdgesetz durch den Jagdpächter anerkannt werden müssen.
Weitere Infos und Beratung:
Der überarbeitete Mustervertrag kann per E-Mail im Bereich Forst & Umwelt angefordert werden; Tel.: 05574/400-410; E-Mail: thomas.oelz@lk-vbg.at. Zur Erstellung eines Jagdbewirtschaftungskonzeptes werden auch Kurse über das LFI angeboten (z. B. am 19. März 2026, www.vbg.lfi.at)
Erklärungen
Schutzwald
Der Wald schützt vor Erosion, Steinschlag, Murgängen, Lawinen und Hochwasser. Eine Besiedlung des Alpenraumes ist überhaupt erst durch die schützende Wirkung des Waldes möglich. Auf ganz natürliche Weise sichert der Wald Gebäude, Wiesen und Straßen und zwar besser und günstiger als jede technische Verbauung. Wie Murgänge und Rutschungen immer wieder zeigen, können wir alle in einem Gebirgsland wie Vorarlberg sehr schnell zu Betroffenen werden. Voraussetzung für einen klimafitten und resilienten Schutzwald ist eine stabile, gut strukturierte Mischwaldbestockung sowie eine rechtzeitige Verjüngung.
Resilienter Wald
Ein resilienter Wald kann Störungen besser verkraften und kann sich schnell regenerieren. Damit können Waldwirkungen nach Störungen aus der Klimaänderung, wie Windwürfe oder Borkenkäferkalamitäten, weitgehend erhalten werden bzw. schnell wieder erfüllt werden.



