Bevor Waldpflegemaßnahmen durchgeführt werden können, muss die Fläche mit einem auf die Pflege- und Durchforstungsmaßnahmen abgestimmten Wegenetz zugänglich gemacht werden. Gerade im harvester- und traktortauglichen Gelände ist dieser erste Schritt gleichzeitig eine Grundvoraussetzung bevor mit Pflegemaßnahmen begonnen wird. Dieses Netz an Pflege- bzw. Rückegassen wird als Feinerschließung bezeichnet und gliedert die Bestandesfläche in für die Bewirtschaftung sinnvolle Einheiten.
Bei Aufforstungen kann diese Gliederung direkt im Zuge der Wiederbewaldung angelegt werden. Der Gassenabstand richtet sich nach den für die Pflege- und Durchforstung eingesetzten Maschinen. Grundsätzlich sollten Rückewege in Falllinie angelegt werden um Querfahrten bei der Ernte zu vermeiden. Erfolgen zukünftige Durchforstungseingriffe mit Harvester, sollte der Gassenabstand in etwa 20 Meter betragen (doppelte Kranreichweite). Erfolgt die Ernte mit Traktorrückung kann der Abstand auch 30 Meter betragen da der Zuzug mit Seilwinde erfolgt. Diese Überlegungen sind wichtig, da durch ein richtig angelegtes Feinerschließungsnetz ein flächiges Befahren der bestockten Fläche vermieden wird. Es sollte ausschließlich das Rückewegenetz befahren werden. Somit vermeidet man unnötige Bodenverwundung, Bodenverdichtung und Schäden an Wurzeln und Stämmen des verbleibenden Bestandes. Erst nach der Anlage der Feinerschließung sind Pflegemaßnahmen sinnvoll, da erst jetzt eine Auswahl von Pflegezellen bzw. eine Auswahl von zukünftigen Wertträgern möglich ist.
Ein durchdachtes Erschließungskonzept ermöglicht eine effiziente Waldpflege und mindert den notwendigen Zeit- und Arbeitsaufwand bei Durchforstungseingriffen. Daher ist die Feinerschließung ein wesentliches Kriterium um die Kosten der Waldbewirtschaftung zu senken. Im Folgenden sollen allgemeine Rahmenwerte und Kennzahlen für den geschätzten Arbeitsaufwand der einzelnen Pflegemaßnahmen dargestellt werden. Folglich kann man hiervon auf die Kosten rückschließen.
Bäume benötigen Platz um sich zu entwickeln. Bei den Pflegemaßnahmen wird den Bäumen gezielt der notwendige Raum gegeben, den sie für Kronen- und Wurzelentwicklung benötigen. Versäumnisse in diesen Bestandsphasen sind schwer bis gar nicht nachzuholen. Folgende Maßnahmen sind in Abhängigkeit der Baumartenzusammensetzung und des Entwicklungsstadiums des betrachteten Bestandes zu setzen:
• Ausgrasen, Entfernung der Begleitvegetation
• Schutz vor Wild
• Stammzahlreduktion – Mischungsregulierung
• Dickungs- und Stangenholzpflege
Je nach verwendetem Arbeitsmitteleinsatz können den betrachteten Pflegemaßnahmen entsprechende notwendige Arbeitszeiten zugeordnet werden. Die verwendeten Kennzahlen stammen aus dem vom Österreichischen Agrarverlag herausgegebenen Forstjahrbuch 2022. Zusammengestellt von Dr. Wolfgang Jirikowski (BFW, Traunkirchen), aktualisiert durch Nemestothy und Hader.
Diese Arbeitszeitangaben stellen Durchschnittswerte dar und können hinsichtlich der betrieblich vorliegenden Verhältnisse natürlich stark abweichen. Daher geben diese Kennwerte keine präzisen Antworten. Dennoch sind diese Richtwerte gute Hilfsmittel um eine grobe Kostenabschätzung für die Waldpflege vorzunehmen.
Die angeführten Arbeitsstunden wurden mit einem Stundensatz von 28 € hinterlegt. In diesem Stundensatz sind der Stundenlohn eines Forstfacharbeiters laut Mantelvertrag inklusive der Dienstgeberabgabe, die SV-Beiträge, die Kosten für die Schutzausrüstung mit einkalkuliert. Auch dieser hinterlegte Stundensatz kann natürlich nur als grober Richtsatz angesehen werden.
Für Arbeiten mit der Motorsäge und Freischneider erfolgte ein Zuschlag für die Maschinenstunden von 7 €. Kosten für Pflanzenschutzmittel (Herbizid und Verbiss- und Fegeschutzmittel), Ausbringungsgeräte sowie Handwerkzeuge (Sichel, Astschere, …) blieben unberücksichtigt. Pflegemaßnahmen sind eine Investition in die Zukunft und rechnen sich Jahre und Jahrzehnte später über höhere Holzerlöse, geringere Holzerntekosten und durch eine höhere Bestandesstabilität. Bei Stammzahlreduktionen ist ein frühes Eingreifen ratsam, da mit zunehmender Bestandeshöhe der Arbeitsaufwand und die damit verbundenen Kosten deutlich zunehmen.