Dabei passieren die meisten Unfälle und Erkrankungen im unmittelbaren Umfeld. Wenn man Erste Hilfe leisten muss, dann meistens bei seinen Verwandten, Freunden oder Arbeitskollegen.
Diesem Ungleichgewicht steuert das Österreichische Rote Kreuz mit einem vielfältigen Kursangebot entgegen. Auf der Website www.erstehilfe.at können Interessierte ihre Postleitzahl eingeben und bekommen anschließend Kursangebote in ihrem Umkreis angezeigt. Es ist auch möglich, jeweils die Hälfte von Erste-Hilfe-Kursen online zu absolvieren. Die praktischen Übungen werden von Erste-Hilfe-Trainer:innen in einem Präsenzkurs geübt.
Für die Erste Hilfe im Wald haben wir gemeinsam mit dem Roten Kreuz die wichtigsten Maßnahmen zusammengefasst.
Was mache ich bei einem Notruf?
Der Notruf stellt jene Maßnahme der Ersthelfer:innen dar, die immer zumutbar ist. Es reicht aus, nur eine Notrufnummer anzurufen, auch wenn mehrere Einsatzorganisationen benötigt werden (z.B. bei einem Verkehrsunfall). 144 ist bei medizinischen Notfällen immer frühestmöglich anzurufen.
- 122: Feuerwehr
- 133: Polizei
- 144: Rettungsdienst
- 112: Euro-Notruf
Bei Beschwerden, die keinen Notfall darstellen, wählen Sie die Nummer 1450, der Gesundheitsberatung.
- Jene Person, die den Notruf wählt, soll die Fragen der Leitstelle beantworten.
- Freisprechfunktion des Telefons verwenden, damit parallel Erste Hilfe geleistet werden kann.
- Während des Gesprächs werden Einsatzkräfte im Hintergrund bereits alarmiert.
- Erst wenn die Leitstelle das Gespräch beendet, ist der Notruf abgeschlossen.
Notruf für Gehörlose: Gehörlose oder hörbeeinträchtigte Menschen können in einem Notfall über mehrere Kanäle Hilfe holen. Egal ob Feuerwehr, Rettungsdienst, Polizei etc. benötigt wird die DEC112-App für den Textbasierten Notruf:
Mit dem Digital Emergency Call (DEC112) können gehörlose und hörbeeinträchtigte Personen einen textbasierten Notruf in ganz Österreich absetzen. Audio- oder Video-Notrufe sind nicht möglich. Stiller Notruf: Mit dieser App ist auch ein stiller Notruf möglich, um unauffällig (polizeiliche) Hilfe zu holen. Hier bedarf es nur eines Knopfdrucks: Dieser Service kann von allen Usern verwendet werden. Die App übermittelt automatisch Wohnadresse und aktuellen GPS-Standort. Eine Stornierung eines stillen Notrufs ist nicht möglich.
Nähere Information: DEC112 – moderne, standardisierte & barrierefreie Notrufe.
Was mache ich bei einer Wiederbelebung?
Der Atem-Kreislauf-Stillstand ist ein lebensbedrohlicher Zustand, bei dem die betroffene Person auf sofortige Hilfe eines Ersthelfers/einer Ersthelferin angewiesen ist. Die normale Herztätigkeit ist nicht mehr vorhanden, was zu einem Ausfall von Atmung und Kreislauf führt.
Dieser Zustand führt sehr schnell zu einer Schädigung der Organe, insbesondere des Gehirns und folglich zum Tod. Der sofortige Beginn der Wiederbelebung ist unerlässlich und kann lebensrettend sein. Wiederbelebung (Herzdruckmassage und Beatmung) Schritt für Schritt:
- 1. Legen Sie die regungslose Person auf einen harten Untergrund.
- 2. Entfernen Sie die Kleidung am Oberkörper der betroffenen Person und legen Sie einen Handballen auf die Mitte des Brustkorbs.
- 3. Legen Sie eine zweite Hand darüber und strecken beide Arme durch.
- 4. Positionieren Sie Ihren Oberkörper über der reglosen Person und drücken Sie schnell und kräftig mit beiden Händen auf den Brustkorb.
- 5. Falls ein Beatmungstuch zur Hand ist, legen Sie es auf das Gesicht der reglosen Person und überstrecken Sie den Kopf.
- 6. Drücken Sie mit einer Hand die Nasenlöcher zu und ziehen Sie mit der anderen Hand das Kinn nach oben.
- 7. Blasen Sie Ihre Atemluft in den Mund des reglosen Menschen, sodass sich der Brustkorb wie bei einer normalen Atmung hebt.
Führen Sie abwechselnd
• 30 Herzdruckmassagen und
• 2 Beatmungen durch
Hören Sie mit der Wiederbelebung nur auf, wenn die Person wieder zu Bewusstsein kommt, wieder normal atmet oder der Rettungsdienst eintrifft und übernimmt.
Was mache ich bei einer stark blutenden Wunde?
Bei Verletzung bzw. Durchtrennung von Blutgefäßen kommt es zum Austreten von viel Blut – es besteht Lebensgefahr. Bei sichtbaren äußeren Blutungen (Wunden) ist eine exakte Blutstillung möglich.
Wie erkenne ich eine starke Blutung?
Man spricht von einer starken Blutung, wenn Blut aus einer Wunde spritzt oder schwallartig austritt und innerhalb kurzer Zeit eine erhebliche Blutmenge verloren geht. Ob eine Blutung als „stark“ eingeschätzt wird, hängt von der subjektiven Wahrnehmung des Ersthelfers/der Ersthelferin ab. Im Zweifel ist davon auszugehen und entsprechende Maßnahmen sind zu setzen.
Falls verfügbar, sollte der/die Ersthelfer:in für den Selbstschutz Einmalhandschuhe verwenden. Jede sichtbare starke Blutung lässt sich durch ausreichenden Druck auf die Wunde stillen. Hier sind neben dem manuellen Druck der Druckverband – der in jedem Erste-Hilfe-Kurs erlernt wird – einfache Möglichkeit der universellen Blutstillung.
Manueller Druck: Der manuelle Druck ist die einfachste und eine universell anwendbare Blutstillungsmaßnahme. Er kann unter Verwendung von genügend saugfähigem Material aus dem Verbandskoffer bzw. rasch verfügbaren Materialien, z.B. Geschirrtuch, Handtuch etc., an jedem Körperteil durchgeführt werden. Der manuelle Druck wird je nach Erfordernis mit den Fingern, dem Handballen oder der Faust durchgeführt, bis der Rettungsdienst eintrifft.
Was mache ich wenn eine Person nicht reagiert?
Eine Person ist als „reglose Person“ zu bezeichnen, wenn sie auf äußere Reize der Ersthelfer:innen nicht reagiert. Dies kann daran liegen, dass die Person eine Krankheit oder einen Unfall hatte.
In diesem Zustand besteht Lebensgefahr, daher muss die reglose Person entweder in die stabile Seitenlage gebracht oder wiederbelebt werden. Findet man eine reglose Person auf, muss umgehend gehandelt werden.
Das Wichtigste ist, so rasch wie möglich herauszufinden, ob die Person normal oder nicht normal atmet. Dazu dient der Notfallcheck.
Was tue ich, wenn eine Person zusammenbricht?
- 1. Bewusstseinskontrolle: Laut ansprechen und sanft an den Schultern schütteln.
- 2. Hilferuf: Laut um Hilfe rufen, damit jemand den Notruf durchführen, einen Verbandskoffer und eventuell einen Defibrillator holen kann.
- 3. Freimachen der Atemwege: Eine Hand auf die Stirn legen und mit der anderen das Kinn hochziehen. Da bei einer reglosen Person die Muskulatur schlaff ist, kann die zurücksinkende Zunge die Atemwege blockieren. Daher ist es wichtig, während der Atemkontrolle den Kopf nach hinten zu überstrecken. Dadurch werden die Atemwege frei – die Person könnte somit atmen.
- 4. Atemkontrolle: Nicht länger als 10 Sekunden überprüfen, ob normale Atmung gehört, gesehen oder gefühlt wird. Schauen, ob sich der Brustkorb wie bei einer normalen Atmung hebt.
Was ist eine „normale Atmung“ bei einer reglosen Person?
Ob eine Person normal atmet oder keine normale Atmung hat, ist für das weitere Vorgehen wichtig und muss unterschieden werden: Vereinzelte, unregelmäßige, langsame oder tiefe Atemzüge und das Schnappen nach Luft sind bei reglosen Personen nicht als normale Atmung anzusehen. Sollte der/die Ersthelfer:in bei der Atemkontrolle unsicher sein, ist immer mit der Wiederbelebung zu beginnen.
Was mache ich bei einem Kollaps?
Ein Kollaps (kurzzeitige Kreislaufstörung, Ohnmacht) dauert nur wenige Sekunden und ist eine kurz anhaltende Bewusstseinsstörung, die durch einen vorübergehenden Sauerstoffmangel im Gehirn verursacht wird.
Gründe für einen Kollaps sind vielfältig. So können langes Stehen, schnelles Aufstehen, zu niedriger Blutdruck, Fieber, rasches Wachstum bei Jugendlichen oder Herzrhythmusstörungen etc. dafür verantwortlich sein. Oft sind die Gründe für einen Kollaps harmlos, dennoch sollte der tatsächliche Grund immer ärztlich abgeklärt werden.
Wie erkenne ich einen Kollaps?
Eine Person, die einen Kollaps erleidet, gleitet meist plötzlich zu Boden, manchmal wird ihr unmittelbar davor schwarz vor Augen bzw. sie leidet plötzlich unter Schwindel. Der/die Ersthelfer:in soll die betroffene Person ansprechen – sie wird bei einem Kollaps nach nur wenigen Augenblicken wieder reagieren.
Wie leiste ich Erste Hilfe?
Um den Kreislauf zu unterstützen, sollte der/die Ersthelfer:in die Beine der Person hochlagern und weiterhin bei ihr bleiben. Wenn sich der Zustand nicht rasch bessert, sollte der Rettungsnotruf gewählt werden.
Bei einem vorausgegangenen Sturz muss auf mögliche Verletzungen geachtet und diese bei Bedarf versorgt werden. Eine Abklärung bei einem Arzt/einer Ärztin ist ratsam.



