Ziel für die Waldbesitzer muss jedoch gerade in Zeiten der Klimaveränderung und des Waldumbaus ein für die Waldentwicklung tragbarer Wildbestand sein. Die Höhe des tragbaren Wildbestandes ist im Wesentlichen von der Qualität des Lebensraumes abhängig. Auf Grund dessen kann die Verbesserung des Lebensraumes auch zur Vorbeugung gegen Wildschäden beitragen. In Kombination mit einer ordentlichen Bejagung können dadurch Wildschäden im Wald verringert werden.
Durch die Anlage von Wildäsungsflächen im Wald wird das Wild gezielt auf diese Flächen mit hochwertiger Äsung gelenkt. Dadurch kommt es zu einem geringeren Wilddruck auf umliegende Waldbereiche. Für die Anlage von Äsungsflächen eignen sich gut maschinell befahrbare Bereiche im Wald mit gutem, nicht zu steinigem Boden. Die Fläche sollte jedenfalls einfach maschinell bearbeitbar sein, um den Pflegeaufwand möglichst gering zu halten. Ist die Fläche vor der Anlage mit Wald bestockt muss eine Rodungsbewilligung der Forstbehörde eingeholt werden.
Die künftige Äsungsfläche kann mittels Forstmulcher oder Bagger für die weitere Bodenbearbeitung vorbereitet werden. Vor der Einsaat empfiehlt sich die Saatbeetbereitung mittels Scheibenegge, Grubber oder Egge. Als Saatgut eignen sich besonders spezielle Wildäsungsmischungen mit hohem Kräuter- und Leguminosenanteil. Alternativ zur aufwändigen Umwandlung von Wald in Wildäsungsflächen können auch Forststraßen, Traktorwege und sonnige Rückegassen als Äsungsfläche genutzt werden. Dazu wird der offene Boden nach der Holzernte bzw. Errichtung einfach mit passendem Saatgut eingesät. Sowohl bei klassischen Wildäsungsflächen als auch bei genutzten Wegen ist die jährliche Pflege von großer Bedeutung. Äsungsflächen sollen zumindest einmal jährlich nach der Blüte gemäht oder gemulcht werden damit sie für das Wild möglichst attraktiv bleiben. Zu häufige Mahd ist jedoch zu vermeiden, damit permanent Äsung zur Verfügung steht.
Auf schlechten Böden hilft auch eine regelmäßige Düngergabe die Attraktivität zu erhalten. In Summe ist die Anlage mehrerer kleiner Flächen jener einzelner großer Flächen zu bevorzugen. Wichtig ist auch, dass die Äsungsflächen nicht intensiv bejagt werden. Am besten ist der Erfolg, wenn auf den Äsungsflächen Jagdruhe herrscht und Schadflächen im Wald schwerpunktmäßig bejagt werden. Dadurch kann ein besserer Lenkungseffekt erzielt werden.
Waldbauliche Maßnahmen
Neben der klassischen Wildäsungsfläche kann jede:r Waldbesitzer:in viele weitere lebensraumverbessernde Maßnahmen in seinen forstlichen Alltag integrieren. Durch frühe und intensive Dickungspflege, Durchforstungen und Vorlichtungen werden nicht nur Zuwachs und Bestandesstabilität des Waldes optimiert, sondern durch das zusätzliche Licht auch der Bewuchs am Waldboden gefördert. Die aufkommenden Kräuter und Sträucher dienen dem Wild als Äsung im gesamten Wald und reduzieren somit den Druck auf Verjüngungsflächen. Ebenso sollte sogenanntes Prossholz bei der Jungwuchs- und Dickungspflege belassen, gefördert oder gar durch Pflanzung eingebracht werden. Als Prossholz werden Baum- und Straucharten bezeichnet, die eine hohe Beliebtheit als Äsungs- und Fegegehölz aufweisen, jedoch einen geringen wirtschaftlichen Wert aufweisen. Sie dienen quasi der Ablenkung des Wildes von den forstlich erwünschten Zielbaumarten. Zu den beim Wild beliebtesten Gehölzen zählen Vogelbeere, Salweide, Holunder und Pappeln. Diese Arten lassen sich, wenn nicht ohnehin in großer Zahl vorhanden, einfach durch Stecklinge vermehren und auf Schlagflächen und Waldrändern einbringen.
Eine besonders beliebte Äsungspflanze im Gebirgswald ist die Heidelbeere. Gerade in den Wintermonaten wird sie vom Wild intensivst verbissen. Vielfach wirken Heidelbeerflächen durch den Verbiss wie mit dem Traktor gemäht. Waldpflegemaßnahmen in Hochlagen, die Licht auf den Boden bringen leiten nicht nur die Verjüngung ein, sondern fördern auch die Heidelbeere. Generell gilt für alle Waldflächen je mehr Licht den Boden erreicht und je mehr Verjüngung sowie krautige Pflanzen dadurch aufkommen umso geringer ist der Wildeinfluss und Wildschaden auf den wirtschaftlich genutzten Waldflächen.
Jede:r Waldbesitzer:in sollte sich jedenfalls Gedanken über einen möglichen forstlichen Beitrag zur Reduktion von Wildschäden machen. Viele Maßnahmen lassen sich einfach umsetzen und in den forstlichen Alltag integrieren. Ohne eine ordentliche Bejagung, die tragbare Wildbestände zum Ziel hat, wird die klimafitte Verjüngung des Waldes jedoch nicht funktionieren. Es braucht daher auch engagierte Jäger und eine gute Zusammenarbeit mit diesen. Viele Beispiele zeigen auf, dass durch ein entsprechendes Engagement beider Seiten der gesündeste Wald entsteht.
Sträucher dienen als Fege- und Verbissgehölze. Sie sollten im Wald belassen oder eingebracht werden.
Die Anlage von Wildäsungsflächen verringert den Wilddruck auf die forstliche Vegetation.
Durch Einsaat und regelmäßige Pflege werden aus
Rückewegen und Böschungen günstige Wildäsungsflächen.
Waldpflege sorgt für Verjüngung sowie Äsung und trägt so zur Lebensraumverbesserung bei.
Um das Ziel eines klimafitten Waldes zu erreichen, braucht es eine ordentliche Bejagung und Maßnahmen bei der Waldpflege.