Verantwortung erkennen, Verantwortung leben

Artikel aus Ausgabe 3/2025

Auf einer Anhöhe mit einer großartigen Aussicht treffen wir Familie Schlatzer, vulgo Laudon. Dieser Name an sich ist schon sehr interessant, stammt er doch von einem österreichischen Feldherrn mit deutschbaltischer Herkunft aus dem 18. Jahrhundert.

Mehr finden zu …

Ausgabe: 3/2025
Thema: Persönliches, Reportage
Bundesland: Steiermark
Autor:in: Maximilian Handlos

Ganz spannend wird es allerdings, wenn wir den Ausführungen von Heidemarie und Alfred lauschen. Wie sie von ihrem Leben als leidenschaftliche Bauersleut‘ erzählen, wie sie sich in 30 Jahren aktiver Bewirtschaftung einen wunderbaren Betrieb geschaffen und erhalten haben.

Wertschöpfung am Betrieb
Diese Gegend hier in der Gemeinde Graden ist sicherlich vielen von uns unbekannt. Um sich ein Bild machen zu können, sollte man von Peggau über den Stübinggraben nach Geistthal, Kainach und weiter nach Graden fahren. Landschaftlich unglaublich attraktiv, gibt es hier noch viele kleine landwirtschaftliche Bergbauernbetriebe. Viele Gräben und steile Hänge stellen Bäuerinnen und Bauern vor großen Herausforderungen bei der Bewirtschaftung. Für viele undenkbar leben die Schlatzers vor, dass auch ein eher flächenmäßig kleinerer Bauernhof im Vollerwerb geführt werden kann.

Die Bewirtschaftung der Wälder erfolgt ausschließlich mit den eigenen Maschinen und der eigenen Arbeitskraft des Betriebsführers sowie mit der Unterstützung des zukünftigen Hofübernehmers. Durchschnittlich werden rund 200 Festmeter jährlich geerntet – Durchforstungen und Auflichtungen stehen am Programm. Kahlschläge sind tabu, abgesehen von Nutzungen nach Windwürfen oder Befall von Borkenkäfern. Lärchen und Tannen werden gefördert, stabile und qualitätsvolle Bestände sind das Ziel. Durch das Arbeiten mit Naturverjüngungen fallen Aufforstungen und Jungwuchspflege weg – erst bei der Dickungspflege wird man aktiv. Paula hinterließ am Betrieb einen wesentlichen Schaden, 800 Festmeter Holz mussten damals aufgearbeitet werden. Mehr als die Hälfte der Waldflächen sind mit dem Traktor direkt befahrbar, der Rest ist mit 3 km Forststraßen sehr gut aufgeschlossen. Somit ist die Arbeit überall mit der Seilwinde machbar. Bei den derzeitigen Holzerntekosten kann sich jeder ausrechnen, wie viel Wertschöpfung durch die Eigenleistung am Betrieb bleibt. Auch dies ist ein wertvoller Baustein, um diese Betriebsgröße im Vollerwerb bewirtschaften zu können und die Existenz der Familie daraus bestreiten zu können.

Starker Wilddruck
Grundsätzlich haben die Schlatzers mit der Jägerschaft ein sehr gutes Einvernehmen. Nachbarn bejagen die Gemeindejagd und diese sind auch sehr bemüht. Allerdings ist der Wildstand generell zu hoch und es ist schwer, dem beizukommen. Rotwild wechselt hier und da die Wälder, hinterlässt da und dort Schälschäden, die allerdings überschaubar sind. Wildschweine und auch der Wolf werden in dieser Region der Weststeiermark wahrgenommen, machen allerdings keine nennenswerten Schäden. Das Rehwild stellt für die Entwicklung der Jungbestände schon ein anderes Kaliber dar.

Immer wieder sehen wir Praxisbeispiele des Einzäunens von Waldflächen, um den Einfluss des Wildes bei der Neubegründung von Wäldern so gering als möglich zu halten. 2013 hat Familie Schlatzer das Reh- und Rotwild auf einer Waldfläche in der Größe von rund 3.500 m2 mit einem 2 Meter hohen Zaun ausgesperrt. Nach mehr als zehn Jahren bewachsen mehr als zehn verschiedene Baumarten, von Fichte über Tanne, Lärche, Kiefer und Laubhölzer wie Buche, Ahorn, Esche, Eberesche und Pappeln die Fläche. Zweimal musste bereits mittels einer Dickungspflege für den bleibenden Bestand Platz geschaffen werden. „Es ist unsere Strategie!“ meint Waldbauer Alfred sehr überzeugend. „Wenn Kahlflächen durch Windwurf oder Borkenkäfer auftreten, wird einfach eingezäunt.“ Der Erfolg gibt ihm auf jeden Fall Recht.

Beitrag zur Holzlogistik
Betriebsführer Alfred ist davon überzeugt, dass in einer funktionierenden Kette der Holzlogistik dem ersten Glied eine besonders große Aufgabe zukommt. Seiner Meinung nach beginnt es schon bei den Forststraßen am eigenen Betrieb. Gut befestigte Wege, welche großzügig von Gebüschen und Bäumen freigeschnitten sind, erfreuen den Holzführer und bringen den Wald-
bauern nur Vorteile. Bereits bei der Holzernte und Lagerung vereinfacht ein Mehr an Platz die Arbeit und erst dann, wenn auch bei Schlechtwetter der Abtransport des Rundholzes ohne Einschränkungen möglich ist, profitieren alle davon. Auch die Lagerung des Holzes muss perfekt sein, der Holzführer muss im vornhinein schon wissen, was ihn erwartet. „Und wenn ich mein Holz ordentlich bereitstelle, dann findet mein Holzführer auch immer Zeit, dass er es abtransportiert!“

Überhaupt ist Alfred überzeugt, dass der Waldverband einen wertvollen Anteil daran trägt, dass die Schlatzers noch im Vollerwerb den Betrieb bewirtschaften können. Seit der Gründung der regionalen Waldwirtschaftsgemeinschaft in den 90-iger Jahren ist man Mitglied, vermarktet das Holz ausschließlich über den Waldverband und ist somit ein wertvoller und loyaler Baustein der Organisation. Förster Andreas Scherr von der Bezirkskammer und Förster Andreas Atzler vom Waldverband Steiermark betreuen den Betrieb vorbildlich und beide bringen sich immer wieder bei Fragen zur Bewirtschaftung ein. Bereits 2011 wurde durch Scherr ein Waldwirtschaftsplan erstellt, welcher immer noch zur Orientierung bei der Planung der Holzernten dient.

Weitergeben und Weitergehen
Alfred sieht alle Waldbäuerinnen und Waldbauern in der Verpflichtung, ihren Beitrag in der Aufklärung der Öffentlichkeit über die Notwendigkeit der Bewirtschaftung der Wälder zu leisten. Aber auch die Verbände, Interessensvertretungen und Kammern müssen sich massiv dafür einsetzen, dass nicht Falschinformationen die Oberhand gewinnen. Wichtig ist den Schlatzers die Nähe zur Organisation. Das bedeutet, dass regionale Strukturen wie Waldwirtschaftsgemeinschaften unbedingt bleiben sollen. Personell sollte eher ausgebaut werden, bevor eingespart wird. Besonders bei der Beratung gibt es Defizite, die unbedingt aufgefüllt werden sollen. Alfred ist auch überzeugt, dass gewisse Beratungsdienstleistungen verrechnet werden müssen. Denn das Service, welches der Waldverband täglich leistet, wird vielfach komplett unterschätzt.

Alle drei Kinder sind mit ihrer Heimat tief verwurzelt und stehen voll hinter der Familie und dem Betrieb. Der Jüngere, Lukas, wird den Betrieb weiterführen. Vorerst im Nebenerwerb, denn er arbeitet bei der Berglandmilch in Voitsberg und absolviert derzeit die Ausbildung zum Meister der Milchtechnologie in Kempten in Deutschland. Und somit ist gesichert, dass nach der erstmaligen urkundlichen Erwähnung des Betriebes im 14. Jahrhundert ein weiteres Kapitel hier am Hof Laudon geschrieben wird.

Fakten & Details

Familie
Heidemarie und Alfred Schlatzer
vulgo Laudon
3 Kinder: Thomas 36 Jahre, Eva Maria 30 Jahre und Lukas 24 Jahre
Eltern Monika und Franz leben auch am Betrieb

Betriebsgröße
34 ha Eigentum mit 23,5 ha Wald und 10,5 ha Grünland
18 ha Pachtfläche Grünland
Seehöhe: 850 bis 1.050 Meter, Betrieb selbst liegt auch auf 1.025 Meter

Landwirtschaft
Grünland mit Milchviehhaltung,
20 Kühe mit eigener Nachzucht
Berghöfe Kataster mit 239 Punkten, Hangneigung der Grünlandflächen bis zu 55 %

Maschinenausstattung für den Forst
2 Traktoren, 8 to Funkseilwinde, Motorsägen

Idylle pur – aber viel Einsatz ist notwendig, um dieses Paradies zu erhalten.

Freiflächen werden eingezäunt und die Naturverjüngung entwickelt sich prächtig.

  • Persönliches
  • Reportage
Unseren Wald bewirtschaften wir selbst
Unter der Woche nehmen die landwirtschaftlichen Tätigkeiten und die außerbetriebliche Arbeit einen Großteil der Zeit ...
  • Persönliches
  • Reportage
Zufriedenheit durch das Arbeiten im Wald
„Unsere Eltern vermittelten meinem Bruder und mir immer das zu tun was uns Spaß macht. So entschieden wir uns für Be...
Datenschutz-Übersicht

Diese Website verwendet Cookies, damit wir dir die bestmögliche Benutzererfahrung bieten können. Cookie-Informationen werden in deinem Browser gespeichert und führen Funktionen aus, wie das Wiedererkennen von dir, wenn du auf unsere Website zurückkehrst, und hilft unserem Team zu verstehen, welche Abschnitte der Website für dich am interessantesten und nützlichsten sind.