Sommerzeit ist Kulturpflegezeit

Artikel aus Ausgabe 3/2024

Traditionellerweise wird die Sommerzeit im Bauernwald für Kulturpflegearbeiten und Stammzahlreduktionen genutzt. Gerade diese „ersten“ Pflegeeingriffe in einen Bestand sind von enormer Wichtigkeit. Besonders in diesem frühen Bestandsalter kann und muss man den Bäumen entsprechend helfen, um einen entscheidenden Lenkungseffekt im Hinblick auf Baumartenverteilung, Stabilität, Vitalität und Wuchskraft der Jungbestände zu erzielen.

Mehr finden zu …

Ausgabe: 3/2024
Thema: Wald & Wirtschaft
Bundesland: Österreich
Autor:in: Mag. Roland Hinterberger

Das vergangene Frühjahr und der beginnende Sommer waren nach einer kurzen trockenen und heißen Phase Anfang April geprägt von sehr niederschlagsreichen Perioden. Im Volksmund wird diese Wetterlage auch als „wochsad´s (=wachsendes) Wetter“ bezeichnet. Die Niederschläge führten zu einer sehr guten Wasserversorgung unserer Wälder, welche sich nicht nur auf das Wachstum sondern auch auf die Vitalität der Bestände positiv auswirkte. Ausreichend wasserversorgte Wälder wachsen gut und sind auch widerstandsfähiger gegen biotische Schadfaktoren wie beispielsweise den Borkenkäfer. Aber wie heißt das alte Sprichwort: „Kein Vorteil ohne Nachteil“, denn auch die Begleitvegetation auf den Aufforstungs- und Naturverjüngungsflächen wächst dementsprechend schnell und gut. Aus diesem Grund widmen wir die nachfolgende Reportage dem Thema Kulturpflege, da sich jetzt schon zeigt, dass die zu pflegenden Waldflächen heuer deutlich früher dran sind als in den vergangenen Jahren. Für den folgenden Bericht durften wir das Forstservice Danner aus Sarleinsbach im Mühlviertel bei seiner täglichen Arbeit in Sachen Waldpflege begleiten.

Kurzvorstellung Forstservice Danner: Das Forstservice Danner wurde 2015 von unserem Waldhelfer Forstfacharbeiter Martin Danner gegründet. Das Forstservice Danner ist seit mittlerweile neun Jahren mit seinen beiden Mitarbeitern Stefan Mairhofer und Florian Altenhofer in den Bereichen motormanuelle Schlägerung – unter anderem auch in schwierigem Gelände – und Rückung mittels Seilwinde und Rückewagen tätig. Darüber hinaus werden auch Harvestereinsätze entsprechend geplant, organisiert und auch kontrolliert. Aufforstungsarbeiten, Kulturpflege, Stammzahlreduktionen, Durchforstungen, etc. zählen ebenfalls zum Standardrepertoire. Ein weiteres Standbein des Forstservice Danner ist auch die „Waldbetreuung“, also eine gesamtheitliche Betreuung von „fremden“ Wäldern. Aktuell kümmert sich das Team von Martin Danner um rund 150 Hektar Wald von verschiedenen örtlichen Waldbesitzer:innen. In seiner Funktion als Waldhelfer ist Martin Danner für die Betreuung der Mitglieder in den Gemeinden Hofkirchen im Mühlkreis, Oberkappel, Pfarrkirchen im Mühlkreis, Neustift im Mühlkreis und Teilen von Sarleinsbach zuständig.

Lieber Martin, Sommerzeit ist Kulturpflegezeit titelt diese Reportage. Wie sieht es heuer aus? Gibt es aufgrund der Niederschläge einen erhöhten Pflegebedarf?

Danner Aktuell sind wir schon mittendrin in der Kulturpflegesaison. Unsere Freischneider sind sozusagen im Dauereinsatz (schmunzelt). In einem Normaljahr sind die Aufforstungsflächen zweimal in der Saison freizuschneiden. Im heurigen Jahr sind wir mit dem ersten Turnus aufgrund der Witterung circa drei bis vier Wochen früher dran. Es kann daher durchaus sein, dass wir heuer ein drittes Mal auf derselben Fläche freischneiden müssen.

Welchen Stellenwert hat die Kulturpflege, wie hat sich dieser in den letzten Jahren entwickelt?

Danner Aus meiner Sicht ist die Kulturpflege und auch die Stammzahlreduktion auf Naturverjüngungsflächen eine der wichtigsten waldbaulichen Maßnahmen, um die Bestände entsprechend zu pflegen und klimafit zu machen. In den letzten Jahren mussten in unserem Bereich auch viele Waldflächen in der Folge von Schadereignissen (Borkenkäfer und Sturmschäden) aufgeforstet werden. Ich bin der Meinung, dass ich nach der Aufforstung auch unbedingt den zweiten Schritt, nämlich die Kulturpflegemaßnahmen setzen muss. Frei nach dem Motto: Wer A sagt, muss auch B sagen. Vernachlässige ich die Kulturpflege oder verzichte ich auf die Stammzahlreduktion, dann produziere ich, überspitzt gesagt, nur „Brennholz“ auf meinem hochwertigen Waldboden. Generell kann gesagt werden, dass wir auf jenen Flächen, welche wir aufforsten, auch in weiterer Folge die Kulturpflege übernehmen. Auf unseren Betreuungsflächen forcieren wir auch die Stammzahlreduktion. Dies wird auch aufgrund der vorherrschenden Fördermöglichkeiten gut angenommen. Hier ist jedenfalls eine Steigerung zu bemerken.

Stichwort Förderung: Wie werden die aktuell guten Fördermöglichkeiten aus dem Waldfonds auf der Fläche angenommen. Merkt man hier eine Veränderung?

Danner Die Förderungen aus dem Waldfonds sind bei uns auf der Fläche angekommen und werden immer mehr angenommen. Gerade der sogenannte „Pflegeeuro“ wird eigentlich fast immer gleich mit der Aufforstung mitbeantragt und auch die Pflege entsprechend umgesetzt. Darüber hi-naus wird auch die Förderung bei der Stammzahlreduktion in Abstimmung mit der Bezirksforstbehörde immer öfter in Anspruch genommen. Insgesamt steigern die Fördermöglichkeiten aus dem Waldfonds die Pflegemaßnahmen im Kleinwald. Das ist ein wichtiger und guter Schritt in Richtung klimafitte Wälder. In meiner Funktion als Waldhelfer berate ich die Waldbesitzer auch gerne und eingehend über die Fördermöglichkeiten auf ihrer Waldfläche. Dort wo es nötig ist, unterstütze ich die Waldbesitzer auch bei der Abwicklung.

Martin, hast du abschließend noch Tipps zum Thema Waldpflege und Stammzahlreduktion für unsere Waldbesitzer:innen?

Danner Praxistipp: Wir verwenden auf den von uns aufgeforsteten Flächen Markierstäbe, da diese das Auffinden der Forstpflanzen im Zuge des Ausmähens wesentlich erleichtern und somit eine höhere Schlagkraft bei der Pflege erreicht werden kann. Darüber hinaus reduziert sich auch das Risiko, unabsichtlich Forstpflanzen abzumähen. Verzichtet man auf die Markierstäbe, wird aus meiner Sicht an der falschen Stelle gespart.
In den letzten Jahren haben wir gemerkt, dass es eine Verschiebung hin in Richtung Dienstleistung gibt. Auch der angesprochene „Pflegeeuro“ trägt dazu bei, dass sich immer mehr Waldbesitzer die Kulturpflegearbeiten und Stammzahlreduktionen von uns machen lassen. In einem normalen Jahr sind wir von Juni bis Ende August in der Kulturpflege tätig. Je nach Vegetation und Geländeform kann man sagen, dass zwei Mann pro Tag circa einen Hektar Kulturpflege schaffen. Aus meiner Sicht ist es selbstverständlich, dass die Kulturpflegearbeiten – genauso wie die Holzernte – ein Fixpunkt im forstlichen Jahreslauf sein sollen.

Der Waldverband OÖ bedankt sich bei Waldhelfer Martin Danner für das Mitwirken an dieser Reportage.

Bei uns sind die Freischneider von Juni bis Ende
August im Dauereinsatz.

„Wer A sagt muss auch B sagen!“ Die Kulturpflege gehört zum fixen forstlichen Jahreslauf.

Freischneider mit Kreissägeblatt ist das bevorzugte Werkzeug bei der Stammzahlreduktion.

  • Wald & Wirtschaft
Waldbewirtschaftung im Klimawandel
Ein innovatives Webtool gibt punktgenaue Empfehlungen für eine klimaangepasste und nachhaltige Waldbewirtschaftung. Mit...
  • Wald & Wirtschaft
  • Waldbau
Der Weg zum Qualitätsholz
Die Weichenstellung, ob das zukünftige Holz von Laubbäumen als Brenn- oder Wertholz geerntet werden kann, erfolgt bere...