Diese Angebote umfassen geografisch maßgeschneiderte Beratungsinformationen, eine Auswertung von Winkelzählproben, konkrete betriebsbezogene Planungsinstrumente für Kleinwald und größere Forstbetriebe, bis hin zu einem Betriebsaufzeichnungsprogramm. Je nach Anwendung funktionieren diese sieben Angebote am Handy oder online am PC, je nach Datenschutzlage ohne oder mit Registrierung. Exemplarisch dafür wird in diesem Artikel der Praxisplan Wald vorgestellt.
Ohne Planung kein nachhaltiger Erfolg
Wer beginnt ein Haus zu bauen, ohne Plan, dem stehen sicher ungewisse, teure und stressreiche Zeiten bevor. – Und, ob das Werk gut gelingen wird, steht in den Sternen. Bei der Waldbewirtschaftung ist das ähnlich, – nur nicht so offensichtlich. Bäume sind ja lebende Organismen und wachsen auch ohne menschliches Zutun. Aber wenn der Mensch die Natur – im Fall der Forstwirtschaft ist dies das Holz – nutzen will, ist zeitgerechte und zielgerichtete Waldbehandlung notwendig. Sonst steht man, im schlimmsten Fall nach einer Windwurfkatastrophe oder nach Borkenkäferbefall, vor den wertlosen Überresten seiner Waldflächen.
Egal wie klein die Waldflächen sind
Mit dem kostenlosen Internetangebot „Praxisplan Waldwirtschaft“ besteht für jeden Waldbesitzer und jede Waldbesitzerin in Österreich die Möglichkeit, eine solche vorausschauende Planung seiner /ihrer Waldbewirtschaftung auch selbst durchzuführen, egal wie klein die Waldflächen sind. Der „Praxisplan Wald“ eignet sich sehr gut für Eigentümer:innen von Waldflächen bis ca. 30 Hektar, die extensiv ihren Wald bewirtschaften, nicht regelmäßig Holz nutzen und verkaufen.
Vorausschauende Planung gibt Überblick
Der „Praxisplan Wald“ zeigt die Wertschöpfung des eigenen Waldes, die notwendigen Pflege- und Nutzungsmaßnahmen und das zu nutzende Holzpotenzial auf. Fragen wie „Auf welcher meiner Waldflächen ist am dringendsten eine Dickungspflege notwendig?“ oder „Wie viel Festmeter Holz kann ich nachhaltig auf welcher Fläche ernten und wie hoch ist der finanzielle Erfolg?“ oder „Zahlt es sich aus, eine Seilwinde zu kaufen?“ lassen sich mit diesem Instrument einfach beantworten.
Praxisplan Wald – auch zum Selbermachen
Mit dem zur Verfügung gestellten Erhebungsformular sind pro einzelner Waldfläche neben geografischen Angaben Wuchsklasse, Altersklasse, Baumartenanteile, Holzwachstum, Schäden, Holzvorrat, notwendige waldbauliche Maßnahmen und deren Dringlichkeit, Nutzungsart, Ernteverfahren, Maschineneinsatz und Holzanfall in Festmeter zu ermitteln. Sollten die forstlichen Kenntnisse fehlen, ist es aber trotzdem möglich einen „Praxisplan Waldwirtschaft“ zu erhalten. Wenden Sie sich in diesem Fall an den Forstberater Ihrer Landwirtschaftskammer. Oder besuchen Sie eine Schulung zur Datenerfassung und Programmbedienung in der Forstlichen Ausbildungsstätte Pichl.
Handlungsanleitung zur aktiven Waldbewirtschaftung
Der „Praxisplan Waldwirtschaft“ besteht aus zwei Teilen: einer geografisch korrekten Landkarte und einem schriftlichen Berichtsteil. Die Landkarte kann mit dem LandesGIS-Angebot der Bundesländer gezeichnet und dann hochgeladen werden. (www.geoland.at). Die Vorgangsweise wird im Programm genau beschrieben.
Der schriftliche Berichtsteil umfasst neben forstlichen Kenngrößen der Waldflächen wie z.B. mögliche Nutzungsmengen, zeitlich nach Dringlichkeit gereihte Bewirtschaftungsvorschläge. Nutzungs- und Pflegekalkulationen sowie überschlägige Kostendarstellungen und Gewinnberechnungen ergeben eine finanzielle Vorstellung der Leistungsfähigkeit des Waldes. Darüber hinaus lässt sich der „Praxisplan Waldwirtschaft“ mit dem landwirtschaftlichen Betriebsplan für eine Gesamtbetrachtung eines land- und forstwirtschaftlichen Betriebes einfach verknüpfen.
Fahrplan Maßnahmenblatt
Das wichtigste Ergebnis der Auswertungen ist das Maßnahmenblatt. Als Handlungsanleitung sind dort alle waldbaulichen Maßnahmen nach Dringlichkeit gereiht und ergeben einen „Fahrplan“, was in den nächsten zehn Jahren, wo und wann im Wald zu tun ist. Dieser „Fahrplan“ ist auf die individuelle betriebliche Situation abgestimmt, die eigenen Waldwirtschaftskenntnisse, Arbeitskapazität und Maschinenausstattung können berücksichtigt werden. Die nachhaltig in den nächsten zehn Jahren zu nutzende Holzmenge wird als „waldbaulicher Hiebsatz“ berechnet. Einen guten Überblick zur Planung der Waldarbeit und zur Beratung geben die Analysen, in denen grafisch und mit Tabellen die Anteile der verschiedenen Entwicklungsstadien des Waldes (Wuchsklassen) bezogen auf die Holzmenge bzw. auf die Fläche, Baumartenanteile und Ernteverfahren dargestellt sind.
Überbetriebliche Kooperation ist einfach möglich
Durch das Freigabesystem im Internet ist es möglich, freiwillig kontrolliert die Wirtschaftsdaten anderen Personen, die an der Wertschöpfungskette Holz beteiligt sind, einfach als Basis für Arbeits- oder Logistikplanungen ohne Medienbrüche zur Verfügung zu stellen oder wieder wegzunehmen. So lässt sich z.B. einfach eine „virtuelle Waldwirtschaftsgemeinschaft“ für die gemeinsame überbetriebliche Waldbewirtschaftung, Holzernte oder Holzvermarktung auf die Füße stellen.
Bisherige Nutzung
Seit Juni 2008 haben rund 5.800 Betriebe in ganz Österreich rund 48.000 Hektar Wald damit geplant und wissen somit, was ihr Wald leisten kann. Schwerpunkte der Anwendung sind in der Steiermark, dem südlichen Niederösterreich und Osttirol, wie anhand der Karte ersichtlich ist. Die Intensität der roten Farbe gibt an, in welchen Katastralgemeinden wie viele Waldbestände mit dem Praxisplan Wald beschrieben sind.
Nach dem Hochladen der Bestandeskarte erfolgt die Beschreibung der einzelnen Waldflächen des
Betriebs.
Das Maßnahmenblatt gibt als Fahrplan an, was in den nächsten zehn Jahren, wo und wann im Wald zu tun ist, wieviel Holz genutzt werden kann und was das finanziell bedeutet.
Fakten & Details
Und so geht’s
Sieben Schritte zum „Praxisplan Waldwirtschaft“
www.lko.at/forstprogramme; www.geoland.at
- Die Arbeitskarte für die Waldflächen wird auf Basis von Luftbild und Kataster über das Internet aus dem jeweiligen LandesGIS erstellt und ausgedruckt.
- Nun geht’s in den Wald. Der Waldbesitzer begeht, im Optimalfall gemeinsam mit einem Forstberater, mit Hilfe der Arbeitskarte seinen Wald.
- Waldflächen, sogenannte Bestände, die gleich behandelt werden sollen, werden ausgeschieden und mit Kenngrößen beschrieben.
- Diese erhobenen Daten werden im Internet in den Praxisplan Waldwirtschaft eingegeben, berechnet und analysiert.
- Die Bestandeskarte wird im LandesGIS gezeichnet und die Größe der einzelnen Flächen wird ermittelt.
- Die Bestandeskarte wird aus dem LandesGIS heruntergeladen und in den Praxisplan Wald hochgeladen.
- Der Bericht und die Auswertungen werden im Praxisplan Wald erstellt und stehen als Entscheidungs- und Handlungsgrundlage den Waldeigentümern zur Verfügung.