Lieber Gerhard, als Waldbesitzer und Waldhelfer im Bezirk Freistadt, wie sind Deine ersten Erfahrungen mit dem im Februar 2021 vorgestellten Waldfonds-Paket?
Fragner Der Waldfonds ist eine Riesenchance für unseren Wald, die er auch braucht. Wir alle müssen dem Wald durch die Klimaerwärmung durchhelfen, denn das schafft er nicht alleine. Der Waldfonds greift dort ein, wo es sinnvoll ist und ist vom Konzept her ein tolles Maßnahmenbündel. Meiner Meinung nach steht unseren in den letzten Jahren stark gebeutelten WaldbäuerInnen das Geld auch zu. Nur gemeinsam können wir dem Wald auch bestmöglich helfen.
Gerhard, Du bist auch selbst Waldbesitzer von ca. 30 Hektar Wald in Deiner Heimat in Silberberg. Wie bist Du persönlich an dieses Thema herangegangen und kannst Du unseren Lesern hier Deine diesbezüglichen Erfahrungen und eventuell auch den einen oder anderen Tipp mitgeben?
Fragner Ich habe mir in meinem Wald alle Flächen angesehen und die anstehenden Maßnahmen auf einer To-Do-List angeführt. Dann habe ich die anstehenden Maßnahmen auf ihre Förderfähigkeit aus dem Waldfonds überprüft. Im Anschluss habe ich die Maßnahmen in eine zeitliche Abfolge gebracht und nach Dringlichkeit bis ins Jahr 2025 gereiht. Daraus resultierend habe ich folgende Maßnahmen für unseren eigenen Wald beantragt:
Zunächst habe ich die Förderungen für Aufforstung und für die Einleitung der Naturverjüngung inkl. Wildschutzmaßnahmen sprich Wildschutzzaun beantragt. Weiters gibt es einige Flächen mit anstehenden Stammzahlreduktionen bis zu einer Oberhöhe von zehn Metern. Abschließend habe ich auch noch Erstdurchforstungen bis 20 Meter Oberhöhe vorgenommen. Die geforderte Flächenermittlung habe ich über das Geoinformationssystem des Landes OÖ (DORIS) gemacht. Das ist eine Art Hausübung für uns WaldbesitzerInnen (lächelt). Dies hat bei mir ganz gut funktioniert. Als weiteren Schritt habe ich das Beratungsformular, welches vom Forstberater der Landwirtschaftskammer oder auch vom zuständigen Bezirksförster ausgestellt werden kann, für die von mir geplanten förderfähigen Maßnahmen eingeholt. Mein Tipp: Das Beratungsformular sollte zum Zeitpunkt der Antragstellung bereits vorliegen, damit man es, wie gefordert, gleichzeitig mit dem Antrag abschicken kann.
Den Antrag aus dem Waldfonds habe ich dann selbst mittels e-AMA durchgeführt. Dies ist keine Hexerei und sollte man selbst gut hinbekommen, denn aus meiner Sicht, ist alles gut aufbereitet und erklärt. Wenn man alle anstehenden Maßnahmen so wie ich gleichzeitig beantragt, dann entsteht eine Art positiver Druck. Man kommt unter Zugzwang und den benötigt man manchmal, um den inneren Schweinehund zu überlisten. Als weiteren Praxistipp kann man sagen, dass nur Maßnahmen, bei denen die Durchführung im geforderten Zeitraum auch realistisch ist, beantragt werden sollen. Grundsätzlich muss bei allen Maßnahmen der Wald im Vordergrund stehen. Das Fördergeld dient zusätzlich als wichtiger Anreiz für die zeitgerechte und ordnungsgemäße Umsetzung der Maßnahmen. Mein Credo ist: Der Waldbau für die Zukunft beginnt in der Jugend – was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr!
Das Thema klimafitte Wälder ist auch vor dem Hintergrund der vergangenen kalamitätsgeprägten Jahre in aller Munde. Was ist aus Deiner Sicht das richtige Rezept für klimafitte Wälder?
Fragner Klimafit bedeutet für mich auch krisenfit! Ein wichtiger Schritt in Richtung „krisenfitte Wälder“ ist aus meiner Sicht auch die Risikominimierung durch eine Verkürzung der Umtriebszeit. Dabei gibt es für mich zwei ganz entscheidende Maßnahmen:
1. Intensive Stammzahlreduktion und
2. Intensive Durchforstung
Durch diese beiden Maßnahmen erreiche ich einerseits mehr Wertzuwachs auf der Fläche und reduziere gleichzeitig mein Risiko, eben durch eine Verkürzung der Umtriebszeit. Kurz gefasst: Weniger Risiko und mehr Wertzuwachs! Wenn´s klappt, dann ist das eine klassische Win-Win-Situation.
Gerhard, das Thema Waldfonds betrifft Dich gleich mehrfach. Als Waldverband OÖ Obmann des Bezirkes Freistadt und als Waldhelfer in Deiner Region. Wie geht es den WaldbäuerInnen mit dieser Thematik?
Fragner Die Resonanz bei meinen WaldbesitzerInnen ist sehr gut. Ich hatte in den vergangenen Monaten bereits sehr viele Anfragen und Beratungen zu diesem Thema. Als Waldhelfer sollte man auf jeden Fall selbst mit gutem Beispiel vorangehen. Im Zuge der Beratung gibt es bei mir immer auch gleich eine Auszeige dazu, denn es ist wichtig, dass das Besprochene auch visualisiert werden kann. Ich habe bei meiner Waldhelfertätigkeit noch nie so viel Spray verbraucht, wie im heurigen Jahr“ (lacht).
Dieser Umstand zeigt, dass der Waldfonds auf der Fläche angekommen ist, was für unsere Wälder als absolut positiv verbucht werden kann! In meiner Funktion als Waldverband OÖ Obmann kann ich folgendes berichten: Im Bezirk Freistadt planen wir regionale Infoveranstaltungen gemeinsam mit der Forstberatung der Landwirtschaftskammer und der Bezirksforstinspektion. Aus meiner Sicht brauchen die WaldbesitzerInnen hier noch mehr fachlichen Input. Dieses fachliche Know-How möchten wir mit Hilfe von Muster- und Beispielflächen entsprechend vermitteln bzw. demonstrieren. Die Musterflächen sollen verstärkt auch zur Bewusstseinsbildung beitragen und sozusagen „Gusto“ auf die Waldpflege machen.
Lieber Gerhard, welche Botschaft möchtest Du unseren Waldeigentüm-erInnen abschließend noch mit auf den Weg geben?
Fragner Mein Appell lautet ganz klar: Nutzen wir jetzt alle gemeinsam diese Chance zum Wohle unseres Waldes. Der Fokus muss klar auf den Waldbau und nicht auf den letzten Fördereuro gerichtet sein! Das Beratungsangebot soll unbedingt in Anspruch genommen werden. Die Erstberatung durch uns Waldhelfer in OÖ ist gratis aber sicherlich nicht umsonst! Der fachliche Input ist gerade in der Waldpflege enorm wichtig!
Der Waldverband OÖ bedankt sich bei Gerhard Fragner für das interessante Interview.

„Der Antrag ist keine Hexerei und man sollte ihn selbst gut hinbekommen, alles ist gut aufbereitet und erklärt.“ berichtet Gerhard Fragner.

Gerhards Credo: Bei der Beratung gibt es auch gleich eine Auszeige mit dazu, um die Pflegemaßnahmen besser visualisieren zu können!