Neue Herausforderung: Hagelschäden

Artikel aus Ausgabe 3/2025

Vor etwa einem Jahr fanden im Bezirk Kufstein zwei große Schadereignisse statt. Am 9. Juni 2024 fegte ein Sturm mit Hagelkörnern so groß wie Tennisbälle über die Gemeinden Langkampfen, Schwoich, Söll, Scheffau und Ellmau. Neben den großen Schäden an Häusern, Autos und Infrastruktur wurden auch 1.500 Hektar Wald nachhaltig geschädigt.

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Ausgabe: 3/2025
Thema: Forstschutz
Bundesland: Vorarlberg
Autor:in: Land Tirol

Nur drei Wochen später, am 30. Juni 2024, waren im Bezirk Kufstein die Gemeinden Wörgl, Radfeld, Alpbach und Wildschönau von einem Sturmereignis betroffen, bei welchem 63 Hektar Wald geschädigt wurden. Der Sturm zog weiter in den Bezirk Kitzbühel und richtete auch hier in den Gemeinden Westendorf und Hopfgarten im Brixental in den Seitentälern Windau und Kelchsau auf 250 Hektar große Schäden durch Windwurf und Hagel an.

Massive Schäden vermutet
Nun, ein Jahr später, zeigen sich die Auswirkungen dieser beiden Ereignisse sehr deutlich. Vor allem Hagelschäden in diesem großen Ausmaß sind in der österreichischen Forstwirtschaft so noch nicht vorgekommen. Was bereits kurz nach den Ereignissen vermutet wurde, nämlich dass die nur zum Teil beschädigten Fichten absterben werden und möglichst rasch aus dem Wald zu verbringen sind, bewahrheitete sich. Die Fichten konnten sich von der Schädigung nicht erholen und starben im Laufe des Jahres ab. Die Kiefern am Eiberg waren bereits kurz nach dem Ereignis braun und abgestorben. Die Laubbäume trieben zu einem guten Teil wieder aus und werden sich vermutlich über die nächsten Jahre erholen. Auch die Tanne kam mit den Schäden besser zurecht. Was jedoch bei allen Baumarten bleibt, ist die massive Holzentwertung, die durch die Hagelkörner hervorgerufen wird. Die Handballen großen Körner hinterlassen schwarze Wunden entlang des Stammes. Diese Wunden bleiben bestehen und sind aus bisherigen Erfahrungen von früheren Hagelereignissen auch Jahrzehnte später noch am Stamm zu sehen.
Durch die gute Zusammenarbeit der Waldbesitzer:innen, Waldaufseher und der Bezirksforstinspektion gelang es, fast die gesamten Schadflächen bereits aufzuarbeiten. In Scheffau und Ellmau dauern die Arbeiten noch an, da hier sehr große Flächen betroffen sind und die Holzbringung im steilen Gelände nicht immer einfach zu bewerkstelligen ist.
Eine wichtige Strategie bei der Aufarbeitung der Schadflächen stellt – wo möglich – das Belassen von Bäumen, teilweise auch von toten Bäumen, auf der Fläche dar. Das sieht im ersten Moment „unsauber“ und für den Betrachter nicht schön aus, hat aber wesentliche Vorteile. Die noch lebenden Bäume fungieren als sogenannte „Samenbäume“ und helfen somit bei der natürlichen Verjüngung der Schadflächen mit. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Beschattung der Flächen. Auf den Freiflächen kann es am Boden zum Teil weit über 60 Grad Celsius heiß werden. Dadurch sterben junge Pflanzen rasch ab. Im Schatten der Bäume jedoch haben die jungen Pflanzen eine bessere Chance zu überleben.

Naturverjügung bevorzugt
Wo es möglich ist, wird mit Naturverjüngung gearbeitet. Die großen Schadflächen müssen aber zusätzlich aufgeforstet werden, damit möglichst bald wieder ein klimafitter und stabiler Wald entsteht, der die vielen Funktionen gut erfüllen kann. Die Waldbesitzer:innen sind hier mit tatkräftiger Unterstützung der Waldaufseher und Förster bereits tätig und haben viele Flächen aufgeforstet.

Mithilfe durch Waldbesitzer und Freiwillige
Aber auch viele freiwillige Helfer wollten einen Beitrag leisten. So konnten mit über 200 Freiwilligen im Bezirk Kufstein in vier Gemeinden im Frühjahr 2025 bereits 9.000 junge Bäume gepflanzt und mit Holzpflöcken verpflockt werden. Vorwiegend wurden klimafitte Mischbaumarten gesetzt. Je nach den Ansprüchen des Standorts wurden Buchen, Bergahorn, Lärchen, Tannen, aber auch Linden, Vogelkirschen und Mehlbeeren eingebracht. Am Beispiel Hartkaser in Ellmau kann man sehen, wie sich auch große Flächen wieder erholen. Dort wurde 2006 eine Fläche von 50 Hektar durch einen Hagelsturm zerstört. Heute, fast 20 Jahre später, stockt hier wieder ein stabiler Mischwald.
Wichtig war der Bezirksforstinspektion und den Waldaufsehern auch die Kommunikation mit den Betroffenen, aber auch mit der gesamten heimischen Bevölkerung und den Tourismusverbänden. Es wurden mehrere Informationsveranstaltungen abgehalten, ein Folder erstellt und an alle Haushalte gesendet sowie Informationstafeln entlang der hoch frequentierten Wanderwege aufgestellt, damit das Ereignis und die Vorgehensweise auch in der Bevölkerung und bei den Gästen gut erklärt werden.

Am Stamm der Fichte sind keine Schäden erkennbar.

Die Tennisball großen Schäden der Hagelkörner unterhalb der Rinde sind gut sichtbar.

In den nächsten Jahren ist der Wildverbiss eine besondere Herausforderung.

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