Nachhaltige Waldnutzung ist aktiver Klimaschutz

Artikel aus Ausgabe 1/2023

Der Wald und seine Nutzung leisten einen enormen Beitrag zum Klimaschutz – Prof. Hubert Röder von der TU München plädiert im Rahmen des Vorarlberger Agrarforums 2022 für eine nachhaltige und aktive Waldnutzung, gegen die Stilllegung von Wäldern und für die Förderung des Holzbaus.

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Ausgabe: 1/2023
Thema: Klimaschutz
Bundesland: Vorarlberg
Autor:in: Lisa Dell'Agnolo

Wälder tragen auf vielfältige Arten dazu bei, die CO2-Konzentration in unsere Atmosphäre zu senken: Zum einen entziehen sie durch ihren Zuwachs der Atmosphäre CO2, binden es in Form von Biomasse und dienen somit als natürlicher Kohlenstoffspeicher. Aber auch durch die aktive Nutzung der Wälder kann CO2 langfristig gespeichert werden. Zum Beispiel, wenn aus Holz Möbel gefertigt werden oder Holz als Baustoff eingesetzt wird. Prof. Röder erklärte einen weiteren wichtigen, oft vernachlässigten Punkt, in Hinsicht auf die CO2-Bilanz unserer Atmosphäre, die sogenannten Substitutionseffekte.

Art der Waldnutzung ausschlaggebend

Gemeint sind damit jene Effekte, die zu einer Verringerung des CO2-Ausstoßes führen, wenn Holz andere energieintensive Materialien, sei es als Baustoff oder als Brennstoff, ersetzt bzw. deren Einsatz verringert. Wenn es um stehende Holzvorräte geht, liegt Österreich ganz weit vorn – sogar auf Rang fünf im globalen Vergleich. Was allerdings auf Kosten des Zuwachses geht – alte Wälder, wie viele in Österreich, Bayern und der Schweiz, haben zwar in ihrer Zuwachsphase viel Kohlenstoff gespeichert, aber ab einem Alter von ca. 100 Jahren nimmt die Zuwachsleistung wieder ab und durch das Absterben der Bäume und der Zersetzung der Biomasse wird der zuvor aufgenommene Kohlenstoff wieder freigesetzt. Deshalb plädiert Prof. Röder für eine aktive Nutzung der Wälder: „Ein bewirtschafteter Wald bringt für den Klimaschutz mehr, als ein nicht genutzter Wald.“

Als ideales Alter, bezogen auf den Klimaschutz, eines Fichtenwaldes nennt er ein Alter ab ca. 60 Jahre, für einen Buchenwald 80 Jahre – danach sei es besser das Holz zu nutzen, zum Beispiel als Baustoff. Die Art und Weise, wie unsere Wälder bewirtschaftet werden ist dabei entscheidend. Der Umbau von reinen Nadelholzbeständen zu artenreichen Mischwäldern mit anpassungsfähigen und trockenheitsbeständigen Baumarten ist hierbei zentral und eine kleinflächige Nutzung bzw. Einzelstammnutzung, wie häufig in Österreich und Deutschland praktiziert, gegenüber Kahlschlägen zu bevorzugen. Ein nachhaltiger Waldumbau und die Nutzung führen zudem zu einer Steigerung der Biodiversität und der Ökosystemleistungen des Waldes, dazu zählen unter anderem die Speicherung von Wasser, Schutz vor Muren und Lawinen, Erholungswerte und Verbesserung der Luftqualität, von denen die Bevölkerung direkt profitiert. „Überdies bietet die nachhaltige Nutzung des Waldes regionale Wertschöpfung, sichert Arbeitsplätze und liefert mit dem Rohstoff Holz die Basis für eine nachhaltige, regionale und kreislauforientierte Bioökonomie“, so Röder.

Holzgebäude als Kohlenstoffsenke

Röder sieht im Bausektor den größten Hebel, um den Ausstoß von CO2 zu senken und Kohlenstoff langfristig zu binden. Er beruft sich auf Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber: durch Errichtung, Betrieb und Abriss von Gebäuden und Infrastruktur entstehen 40 Prozent der globalen Emissionen. Die holzbasierte Bauweise ist ein Ausweg. Kohlenstoff wird langfristig in Gebäuden gespeichert und nach der Nutzungsdauer kann das Holz mittels Pyrolyse unter Abgabe von Strom und Wärme zu Pflanzenkohle verarbeitet werden. In Form der Pflanzenkohle bleibt ein beachtlicher Teil des Kohlenstoffs stabil gebunden und kann wieder in den Boden eingebracht werden, wo er zudem positive Auswirkungen auf das Pflanzenwachstum hat. Rechnet man zudem noch die Substitutionseffekte mit ein, hat eine holzbasierte Bauweise sogar negative CO2-Emissionen, sprich es wird mehr Kohlenstoff gespeichert als freigesetzt wird. Dafür richtet Röder einen Appell an die Politik, Weichen in diese Richtung zu stellen und Holzbau und erneuerbare Holzenergie dementsprechend zu forcieren und zu fördern.

Prof. Hubert Röder sieht mit der Holznutzung aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung einen großen Hebel im Kampf gegen den Klimwandel.

Prof. Hubert Röder ist Leiter des Fachgebiets für die Betriebswirtschaftslehre Nachwachsender Rohstoffe an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf – TU München.

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