Gute Ausbildung rettet Leben

Artikel aus Ausgabe 2/2025

Die Kombination von ständig wechselnden Arbeitsbedingungen mit schwerer körperlicher Arbeit sowie der Umgang mit gefährlichen Geräten machen die Waldarbeit zu einer der anspruchsvollsten und gefährlichsten Tätigkeiten. Investitionen in Aus- und Weiterbildung rechnen sich schlagartig mit dem ersten vermiedenen Unfall.

Forstarbeiten bergen generell ein hohes Gefahrenpotenzial – sei es aufgrund der Witterung, des unwegsamen Geländes oder unerwarteter Situationen beim Fällen eines Baumes, etwa durch eine abweichende Fallrichtung, durch herabfallende Äste oder das Anwenden falscher Fäll- und Schneidetechniken. Die Statistiken der AUVA und der SVS zeigen, dass die Anzahl an Forstunfällen mit tödlichem Ausgang seit längerem stagniert. Im Jahr 2023 ist diese leider wieder deutlich gestiegen. Waren es von 2014 bis 2022 im Durchschnitt 22,7 Fälle, stiegen diese 2023 sprunghaft auf 31 Todesfälle bei der Waldarbeit an. Dies ist eine traurige Zunahme von rund 37 %. Forstunfälle mit Todesfolge passieren mit Ausnahme von Wien in allen Bundesländern und betreffen auch alle Altersgruppen. Die Zahlen lassen jedoch eine leichte Konzentration in Nieder- und Oberösterreich sowie der Steiermark und bei 45 bis 54-Jährigen erkennen.

Demgegenüber sind „generelle“ Forstunfälle im Zeitraum von 2014 bis 2023 (außer 2018) von in Summe 1.655 auf 1.080 Unfälle pro Jahr stetig gesunken. Das entspricht einem erfreulichen Rückgang von rund 35 %. In Zusammenschau mit dem jährlichen Holzeinschlag lag 2014 die Unfallquote bei 96 Unfällen pro einer Million EFM (17,01 Mio. EFM/1.655 Unfälle). Im Jahr 2023 ist die Quote auf 56 Verunfallte pro einer Mio. EFM (19,02 Mio. EFM/1.080 Unfälle) gesunken.

Unfallursachen vielfältig in allen Altersgruppen
Ein Blick auf die Unfallstatistik 2023 „Schwerpunktbericht Forstwirtschaftliche Arbeiten“ der AUVA und SVS zeigt, dass nicht wie vermutet das Arbeiten mit der Motorsäge für die meisten Unfälle verantwortlich ist, sondern vor allem Arbeiten, die mit „Stamm und Ästen“ in Verbindung stehen. So sind im Wesentlichen plötzliches Zusammenbrechen von Ästen oder Baumstämmen, Kontrollverlust, Reißen, Brechen, Rutschen, Stürzen oder Fallen (466 Fälle) mit Abstand die häufigsten Unfallursachen. Das sind 43 % aller Unfälle. Hingegen sind Unfälle mit der Motorsäge aufgrund plötzlichem Kontrollverlustes für 98 Fälle, und damit für nicht einmal 10 % der Unfälle 2023 verantwortlich.

Analysen zeichnen ein deutliches Bild. So werden körperliche Anforderungen und Gefahren, die von unerwartet stürzenden Bäumen, Ästen oder von schwerem Gerät ausgehen, deutlich unterschätzt. Ebenso werden wenig offensichtliche Gefahrenquellen wie z.B. stehendes oder liegendes Totholz nicht als solche erkannt. Zudem erschwert das Arbeiten allein in abgelegenen Gebieten oft eine schnelle Rettung im Notfall.

Unfallberichten zu Folge wären zahlreiche Fälle vermeidbar gewesen, wenn vor Beginn der Arbeiten präventive Maßnahmen wie Partnerarbeit und Sicherheitsüberprüfungen durchgeführt, sowie Fluchtwege freigehalten und sichere Rückweichen definiert worden wären. Die gewissenhafte Beurteilung möglicher Gefahren zählt deshalb zu den wesentlichen Bestandteilen der sicheren und unfallfreien Waldarbeit.

Zunehmend Waldprofis im Einsatz
Gründe für den Rückgang „allgemeiner“ Forstunfälle sind sicherlich auch in Zusammenhang mit den intensiven Bemühungen und Beratungsaktivitäten der SVS, AUVA, Landwirtschaftskammern und Waldverbände zu sehen, die zu einer erhöhten Trageakzeptanz der persönlichen Schutzausrüstung (PSA) mit Schnittschutzeinlagen beigetragen haben. Ebenso sind die umfangreichen Aus- und Weiterbildungsangebote der Forstlichen Bildungseinrichtungen für die aktive Waldbewirtschaftung anzuführen, die erheblich zu einem sicheren Umgang mit der Motorsäge beitragen. Auch kommen durch die verstärkte überbetriebliche Zusammenarbeit im Rahmen der Waldverbände, in Form von Waldwirtschaftsgemeinschaften oder durch den verstärkten Einsatz von Holzakkordanten vermehrt „Waldprofis“ zum Einsatz.

Erhöhte Sicherheit durch moderne Forsttechnik
Einen Meilenstein in Sachen Arbeitssicherheit hat auch der verstärkte Einsatz der Harvester- und Forwardertechnologie insbesondere bei der Aufarbeitung von Schadholzflächen (Windwurf, Schneedruck) gesetzt. Bei gleichzeitiger Leistungssteigerung sowie Kostensenkung konnte die physische Belastung und damit die Unfallgefahr deutlich reduziert werden. Die stetig verbesserten sicherheitstechnischen und ergonomischen Optimierungen der Motorsägen tragen ebenso zur Unfallverhütung bei so wie eine bessere Aufschließung der Wälder durch Forststraßen und Rückewege.

Aber auch „kleine“ Innovationen und die richtige bzw. passende Arbeitsmethode können für deutlich mehr Sicherheit bei der Waldarbeit sorgen. Seit etwa zehn Jahren erleichtern mit Schlagschrauber betriebene mechanische Fällkeile die seit Generationen übliche anstrengende und in bestimmten Situationen auch gefährliche Arbeit des Umkeilens mit Keil und Axt. Der wesentliche Vorteil dieser Technik ist, da die Kräfte ausschließlich auf die Spindel des Keils wirken, dass sich die Bäume beim Umkeilen nicht aufschaukeln. Auch bringt der Vortrieb des Keils keinerlei Erschütterungen in den Baum. Diese erschütterungsfreie Arbeit ist vor allem bei der Laubholzernte und bei Bäumen mit Faulstellen ein wesentlicher Zugewinn an Sicherheit. Das Mehr an Sicherheit steht somit in keiner Relation zu den höheren Kosten dieser nicht ganz günstigen Technik. Dort, wo diese modernen „Helfer“ an ihre Grenzen stoßen, können Arbeitsmethoden wie z.B. seilwindenunterstützte Fällung für deutlich mehr Arbeitssicherheit sorgen.

In den beiden Farminaren „Fällhilfen“ und „Seilunterstützte Fällung“ des WV Österreich und des LFI Österreich wurden der sichere Einsatz dieser Technik und Methode vorgestellt und auch praktisch vorgeführt. Eine Aufzeichnung dieser im Rahmen eines LE-geförderten Bildungsprojektes erstellten Farminare steht auf der Internetseite des WV Österreich unter www.waldverband.at und auf www.lfi.at zur Verfügung.

Absicherung des Einsatzortes durch Warntafeln.

Innovative Technik wie mechanische Fällkeile machen die Waldarbeit leichter und vor allem sicherer.

Grundregeln für die persönliche Sicherheit

  •  Arbeiten Sie nicht alleine
  • Absicherung mit Warntafeln
  • Arbeiten Sie nie unter Zeitdruck
  • Tragen Sie stets Ihre persönliche Schutzausrüstung (PSA) bestehend aus:
    • Forstarbeiterschutzhelm mit Gehör- und Gesichtsschutz
    • Arbeitsjacke in Signalfarbe
    • Arbeitshandschuhe
    • Schnittschutzhose
    • Sicherheitsschuhwerk mit Schnittschutzeinlagen
    • Erste-Hilfe-Paket
  • Sichere Rückweiche definieren
  • Fluchtwege freihalten
  • Sicherheitsbereich (mind. 1½ Baumlängen) freihalten
  • Gefahren- und Schwenkbereich der Motorsäge (mind. 2 m) freihalten
  • Gefahrenquellen vor Arbeitsbeginn ermitteln (z.B. Totholz, Stromleitungen)
  • Bei Arbeiten in Hanglagen – Talseite freihalten
  • Erste Hilfe Kenntnisse
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