Gemeinsam stark im Waldverband

Artikel aus Ausgabe 3/2025

Nach 20 Jahren übergibt Ernst Herzog die Obmannschaft der WWG Region Gailtal in jüngere Hände. Ein Gespräch über seine Zeit als Obmann, über Meilensteine, Herausforderungen und seine Wünsche an die Nachfolger.

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Ausgabe: 3/2025
Thema: Persönliches
Bundesland: Kärnten
Autor:in: Waldverband Kärnten

Nach 20 Jahren übergibt Ernst Herzog die Obmannschaft der WWG Region Gailtal in jüngere Hände. Ein Gespräch über seine Zeit als Obmann, über Meilensteine, Herausforderungen und seine Wünsche an die Nachfolger.

Lieber Ernst, erinnerst du dich noch an den Moment, als du das Amt vor 20 Jahren übernommen hast?

Herzog 2005 habe ich das Amt als Obmann der WWG Region Gailtal übernommen – da war schon einiges in Bewegung. 2002 wurde die Region gegründet, einzelne WWGs wurden bereits zuvor von engagierten Land- und Forstwirten gegründet. Zeitgleich gab es Initiativen in anderen Regionen Kärntens. Damals herrschte eine echte Aufbruchsstimmung. Wir wollten im Wald etwas bewegen, waren motiviert und die Region hatte enormes Potenzial.

Was hat dich damals dazu bewogen, Verantwortung zu übernehmen?

Herzog Es war eine Mischung aus innerer Überzeugung und äußerem Bedarf. 1997 habe ich mich mit meiner Forstagentur selbständig gemacht und durch diverse Projekte und den Beginn der gemeinschaftlichen Holzvermarktung war klar: Da braucht es jemanden mit Fachwissen. Ich habe damals gemerkt, dass der Zugang zum Markt fehlte. Mein Antrieb war es, genau dort anzusetzen: Unterstützung zu bieten, Strukturen aufzubauen und eine Gemeinschaft zu ermöglichen.

Welche Meilensteine deiner Amtszeit sind dir besonders in Erinnerung geblieben?

Herzog Besonders erwähnenswert ist die Anstellung des ersten Försters, außerdem wurden EDV-gestützte Abläufe eingeführt. Ein entscheidender Moment war auch, als wir und unsere Mitglieder gemerkt haben, dass wir durch den Zusammenschluss einen besseren Marktzugang und mehr Wirkung erzielen können. Das war ein echter Motivationsschub für viele.

Welche Herausforderungen hast du als besonders prägend erlebt?

Herzog Früher haben viele Bauern ihr Holz selbst geschlägert, wir haben nur vermarktet. Heute liegt der Anteil der Selbstschlägerungen bei etwa einem Viertel. Der Strukturwandel hat unser Tun stark beeinflusst. Neue Themen wie die Außer-Nutzung-Stellung oder Zertifizierungen beschäftigen uns ebenfalls und werden im Administrationsaufwand immer mehr. Weitere Herausforderungen und die daraus entstandenen Problematiken gab es auch beispielsweise nach dem großen Schneebruch im Jahr 2014 und in den darauffolgenden Jahren mit den großen Stürmen wie Vaia und Co. Heute ist es wichtiger denn je, resilienter zu sein – also vorbereitet auf Unsicherheiten, wetterbedingte Extremereignisse oder Marktschwankungen. Diese Anpassungsfähigkeiten müssen wir als Verband, aber auch als einzelne Waldbesitzer weiterentwickeln.

Wie haben sich die Zusammenarbeit und der Austausch innerhalb des Waldverbandes entwickelt?

Herzog In den 20 Jahren hat sich einiges getan. Es gab den Strukturwandel innerhalb der Organisation, der Zusammenschluss kleinerer WWGs zu Regionen, da haben wir uns auch in der Abwicklung mit den anderen Regionen intensiver ausgetauscht. Die Zusammenarbeit innerhalb der Region hat sich auch gewandelt und ist essenziell. Förster und Obmänner sind das Rückgrat. Mitglieder können viel beitragen und sollen auch in die Pflicht genommen werden – durch aktive Beteiligung, aber auch, indem sie unsere Arbeit mittragen und Vertrauen in die Prozesse setzen. Wir müssen auf Augenhöhe zusammenarbeiten, transparent und ehrlich. Genau dafür steht der Waldverband. Verlässlichkeit ist unser Schlüssel.
Ich denke, eine der wichtigsten Stärken des Verbandes ist, dass er langfristig denkt – und trotzdem flexibel bleibt. Das ist im Umgang mit Mitgliedern, Partnern und Behörden entscheidend.

Was sind aus deiner Sicht die wichtigsten Aufgaben für die Zukunft der WWG Region Gailtal?

Herzog Freude und Verantwortung für den Wald müssen im Mittelpunkt stehen. Die aktive Waldpflege und -bewirtschaftung, der Umgang mit Wild – das sind zentrale Themen. Wir brauchen einen vielfältigen und stabilen Wald, der für kommende Generationen Bestand hat. Der Waldverband kann hier viel beitragen – durch Fachwissen, starke Netzwerke und professionelle Strukturen.
Besonders am Herzen liegt mir auch die Bewusstseinsbildung bei jungen Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern. Es braucht Formate, die sie abholen, motivieren und aktiv einbinden – denn die nächste Generation wird die Herausforderungen von morgen meistern müssen.

Und wie wirst du dich selbst in Zukunft einbringen?

Herzog Ich bleibe als Obmann-Stellvertreter aktiv. Wenn jemand mit einer Frage zu mir kommt, bin ich da – mit meinem Wissen, meiner Erfahrung und dem Anliegen, dieses weiterzugeben.

Was wünschst du deinen Nachfolgern – sowohl in der Region als auch landesweit?

Herzog Gradlinigkeit, Mut zur Entscheidung und vor allem das Herz für den Wald. Manchmal hilft ein offenes Ohr mehr als eine schnelle Lösung. Und: Nie den Gemeinschaftsgedanken aus den Augen verlieren. Denn wir sind am stärksten, wenn wir zusammenhalten.

Lieber Ernst, vielen Dank für das angenehme Gespräch und dafür, mit wie viel Herzblut du dich jeden Tag für deine Waldbesitzer einsetzt. Wir hoffen, dass dir der Spaß an deiner Arbeit noch lange erhalten bleibt.

„Freude und Verantwortung für den Wald müssen im Mittelpunkt stehen. Die aktive Waldpflege und Waldbewirtschaftung sind zentrale Themen.“

Dip.-Ing. Ernst Herzog

DI Ernst Herzog mitten in seinem „Lieblingshabitat“ – dem Wald.

Errichtung der Lagerplätze als Meilenstein für die Holzvermarktung in der Region.

Aus logistischen Gründen sind gut erreichbare Lagerplätze essenziell.

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