Gemeinsam für Wald und Hof

Artikel aus Ausgabe 1/2025

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Ausgabe: 1/2025
Thema: Persönliches, Wald & Gesellschaft
Bundesland: Salzburg
Autor:in: Waldverband Salzburg

Sehr geehrte Herren! Sie beide stellen sich Anfang 2025 der Wahl. Sie, Herr Präsident Quehenberger, bei der Landwirtschaftskammerwahl am 16. Februar und Obmann Rosenstatter beim Waldbauerntag am 7. März. Das ist gewiss eine gute Gelegenheit, über die letzten Jahre Bilanz zu ziehen und einen Ausblick auf Ihre Vorhaben zu machen. Ich darf Sie fragen, wie Sie die Herausforderungen und Ereignisse der letzten Jahre bewerten und welche Schlüsse Sie für die kommende Periode Ihres Wirkens daraus ziehen?

Quehenberger Was sicherlich in den letzten Jahren neu war, ist der wachsende Einfluss der Gesetzgebung der Europäischen Union auf die Waldbewirtschaftung. Im Agrarbereich ist das ja gemäß den Verträgen Teil der Politik der Union, der Wald war aber immer Sache der Mitgliedsstaaten. Hier haben wir sehr schmerzhaft erfahren, wie die Klima-, Umwelt- und Naturschutzpolitik in die Forstwirtschaft der Mitgliedsstaaten hineinregiert. Wir haben begonnen, uns hier gemeinsam mit den Waldverbänden erfolgreich in eine neue Rolle einzufinden, um gemeinsam wirksam aufzutreten.

Rosenstatter Diese Fragen haben in den vergangenen Jahren tatsächlich einen erheblichen Aufwand für uns bedeutet. Bewährt hat sich hier, dass die Zusammenarbeit nicht nur in Salzburg zwischen der Landwirtschaftskammer und dem Waldverband perfekt funktioniert, sondern auch europaweit unter uns Waldbesitzern einen Aufwind bekommen hat. Wir müssen in den nächsten Jahren intensiv daran arbeiten, dass wir hier reparieren, was aus unserer Sicht in die falsche Richtung geht. Dazu kommen die Herausforderungen am Holzmarkt und bei den Partnern in der Wertschöpfungskette vom Holzfrächter bis hin zur Holzverwendung. Eines darf man nicht vergessen: Es ist immer noch die Wertschöpfung, die Treibstoff für unseren Wirtschaftsmotor und den Wohlstand ist, das wird in Brüssel zunehmend vergessen.

Sie sprechen über gesetzliche Regelungen der EU. Was kommt hier auf die Waldeigentümer zu?

Quehenberger Es sind eine Reihe an Regelungen, die direkt und tief in das Eigentum und die Freiheit des Waldeigentums eingreifen. Die Bestimmungen der Erneuerbaren Energierichtlinie RED III oder die Entwaldungsverordnung und jüngst die VO zur Wiederherstellung der Natur. In allen diesen Regelungen kommt aus meiner Sicht neben Unwissen ein tiefes Verachten regionaler, funktionierender Traditionen zum Ausdruck, was sich unter dem Mantel des Green Deal der Kommission seit 2018 langsam in Richtlinien und Verordnungen ausbreitet. Rund 130 Regelungen im Rahmen des Green Deal sind dazu beschlossen worden, nur ein Bruchteil davon ist schon in Umsetzung. Die Versuche, ohne einen Dialog mit den Betroffenen Regelungen zu treffen, haben ja beginnend mit letztem Jahr bereits zu umfangreichen Bauernprotesten geführt. Es ist nun einfach so, dass man sich das nicht gefallen lassen kann.

Rosenstatter Eines ist klar: Die unverschämte Vorgangsweise von Teilen der Europäischen Kommission führt immer mehr zu EU-Skepsis, die man durchaus nachvollziehen kann. Als wirklich glühendem Europäer machen es einem solche Entwicklungen nicht leicht, den Glauben an Europa zu wahren. Wir haben aber reagiert und es mit viel Unterstützung der Politik und befreundeter Verbände geschafft, z.B. die Verschiebung der EUDR zu bewirken. Damit ist aber das große Problem noch nicht gelöst. Ich habe selbst in Brüssel im Petitionsausschuss des EU-Parlamentes erlebt, wie die Kommissionsbeamten beleidigt reagieren, wenn man sie mit der Realität der Arbeit im Wald konfrontiert. Und ich sehe es als unsere ureigenste Aufgabe an, hier Position zu beziehen, mit guten Argumenten und einer klaren Botschaft und die Stimme zu erheben. Wir sind mit 16 Millionen Waldbesitzern in der EU nicht alleine, die Koordination unter den vielen Verbänden auszubauen, ist die Aufgabe der Zukunft.

Was haben Sie in der kommenden Periode vor und wo sehen Sie die Herausforderungen der nächsten Jahre?

Rosenstatter Aktuell hat sich der Rundholzmarkt wieder stabilisiert. Wirklich große Katastrophen sind eigentlich in ganz Österreich in den letzten Jahren nicht aufgetreten, allerdings macht sich der Klimawandel ordentlich bemerkbar. Ich bin froh, dass in der Forstwirtschaft mehr an den Lösungen für den klimafitten Wald gearbeitet wird, als das Problem immer wieder zu beschrieben. Da bleiben wir dran. Auch im Bau ist die Entwicklung erfreulich. Gegenüber dem allgemeinen Bau hat der Holzbau immer in Krisenzeiten Marktanteile erobert, auch in der aktuellen Konjunkturdelle. Man muss sich vorstellen: Seit 2022 sind die Baugenehmigungen um zwei Drittel eingebrochen, die Holzverwendung ist aber insgesamt trotzdem annähernd stabil. Das liegt vor allem an den Bauherren und Planern. Im Tourismus, bei Aufstockungen oder Erweiterungen sowie im öffentlichen Bau ist Holz gut etabliert, was eine stabile Nachfrage ermöglicht. Allerdings besteht noch großes Potenzial im mehrgeschossigen Wohnbau, der aktuell neben Einfamilienhäusern stark reduziert ist. In Summe ist es eine Erfolgsgeschichte, die ihren Weg fortsetzen wird, auch dank der guten Zusammenarbeit der Wertschöpfungskette, die es in dieser Form nur in Österreich gibt. Die neue Imagekampagne „Hey Wald“ von proHolz hat auch darauf reagiert, dass die Einschränkungen im Wald zunehmen, da ist man am Puls der Zeit. Auch hier müssen wir intensiv weiterarbeiten, die eingeschlagene Richtung stimmt.

Quehenberger Es besteht kein Zweifel daran, dass die Waldverbände und ihr Netzwerk unglaublich gute Arbeit leisten. Wir als Landwirtschaftskammer unterstützen das und gehen hier arbeitsteilig vor. Klarer Fokus liegt in den nächsten Jahren darauf, die Ideologie, die hinter Teilen des Green Deal steckt, auf allen Ebenen aus den Vorschriften zu treiben. Das ist eine große und schwierige Aufgabe, weil auch eine neue GAP-Periode ansteht. Aber Einsatz lohnt sich immer, das ist mein Anspruch. Nicht nur die Verschiebung der Entwaldungsverordnung hat in Salzburg ihren Ausgang genommen, auch die Absenkung des Schutzstatus des Wolfes hat hier ihren Ursprung. Das ist kein Zufall. Wir haben diese Themen genau im Fokus und entwickeln Strategien, wie man aus einem vergleichsweise kleinen Bundesland heraus dazu beitragen kann, dass große Prozesse in Bewegung kommen. Letztlich geht es darum, den ersten Dominostein in Bewegung zu bringen, damit andere fallen. Dafür sind ein gutes Netzwerk nach Wien, Berlin oder Brüssel und verlässliche Partner notwendig. Die gibt es in der Agrarpolitik genauso wie in der Forstwirtschaft. Die werden wir weiterhin pflegen und nutzen. Um dort ernst genommen zu werden, braucht es aber auch die Mitglieder, die einem dazu den Rücken stärken.

Vielen Dank für das Gespräch!

„Engagement, ein gutes Netzwerk, verlässliche Partner und die Unterstützung der Bauern sind die Basis unserer Stärke.“

Ök.-Rat Rupert Quehenberger

„Die Kraft der Kleinen liegt in der Vielfalt. Die Vernetzung der 16 Millionen Waldbesitzern in der EU ist die Aufgabe der Zukunft.“

Ök.-Rat Rudolf Rosenstatter

Neben der gemeinschaftlichen Holzvermarktung ist auch eine zentrale Aufgabe des Waldverbandes, die Interessen seiner Mitglieder umfassend in engster Abstimmung mit der Landwirtschaftskammer zu vertreten.

Durch regelmäßigen Austausch wird die gemeinsame Position sichergestellt.

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