Dynamische Waldtypisierung Steiermark

Artikel aus Ausgabe 1/2025

An unseren Wald werden von Seiten der Bevölkerung verschiedenste Ansprüche hinsichtlich Umwelt, Lebensqualität oder Schutz vor Naturgefahren gestellt. Es gilt eine nachhaltige und ökologisch orientierte Waldwirtschaft sicherzustellen, um die Ressource Wald als wichtige nachhaltige Einkommensquelle zu erhalten, die Schutzwirkung der Wälder für kommende Generationen zu sichern sowie den Wald als Erholungsraum attraktiv zu gestalten.

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Ausgabe: 1/2025
Thema: Wald & Wirtschaft
Bundesland: Österreich
Autor:in: DI Heinz Lick

Viele Unsicherheiten begleiten allerdings die Waldbewirtschaftung in den letzten Jahren und Monaten und stellen die steirische Forstwirtschaft so vor riesige Herausforderungen. Zudem werden vermehrt Forderungen hinsichtlich einer jederzeitig verfügbaren maximalen Biodiversität und bester Lebensraumbedingungen für Pflanzen und Tiere an die Waldeigentümerinnen und Waldeigentümer herangetragen, was die Bewirtschaftungsentscheidungen im Wald nicht wirklich erleichtert.

Was braucht der Wald?
Bei der waldbaulichen Planung ist man bisher immer davon ausgegangen, dass diese standörtlichen klimatischen Rahmengrößen Wärme, Wasser und Nährstoffe über Jahrhunderte weitgehend stabil sind und ein Baum, der heute gepflanzt wird auch am Ende seines Baumlebens noch immer die gleichen Wachstumsbedingungen vorfindet.

Klimawandel findet statt
Von den drei genannten Einflussfaktoren werden sich durch den stattfindenden Klimawandel aber zumindest zwei (Temperatur- und Wasserregime) in naher Zukunft drastisch verändern.
Der Klimawandel ist nicht nur in aller Munde, sondern messbar und viele Waldeigentümerinnen und Waldeigentümer spüren bereits die Auswirkungen intensiv in ihren Wäldern. Sei es durch die Häufung von Naturkatastrophen, Hitze- und Trockenperioden und dadurch bedingte Borkenkäfermassenvermehrungen, aber auch immer extremere Wetterereignisse und ihre Folgen sind in dieser Häufung ein deutliches Zeichen dafür. Das Thema mag zwar grundsätzlich nicht neu sein, die Geschwindigkeit, mit der der Klimawandel und seine Folgen für uns Realität werden, dürfte viele „Nicht-Experten“ dennoch überraschen. So ist in den letzten 20 Jahren die Durchschnittstemperatur in der Steiermark um 2 – 2,5 Grad Celsius gestiegen. Zum Beispiel hat der „Kältepol“ Zeltweg heute den Wert von Deutschlandsberg von vor 20 Jahren und bekanntlich wurde in Deutschlandsberg schon damals Wein angebaut.

Diese Phase der Klimaumstellung bringt damit große Unsicherheit und Instabilität in unsere Waldbestände. Die wirtschaftlich wichtige Fichte (60 % Anteil in der Steiermark) wird bis in obere Höhenstufen anfälliger für Schadinsekten und Trockenschäden. Kalamitäten wie Starkniederschläge und Sturmereignisse mit hohen Windgeschwindigkeiten werden zunehmen und weniger vitale Bestände sind auch anfälliger. Die Entwicklungsbedingungen für wärmeliebende Forstschadinsekten wie Borkenkäfer werden sich gleichzeitig deutlich verbessern. Neue, bisher unbekannte Schadfaktoren sind zu erwarten, die der Vitalität und Stabilität der Wälder zusätzlich negativ beeinflussen. Die prognostizierten Auswirkungen sind aber mit großen Unsicherheiten behaftet.

Anpassungsstrategie – Was ist zu tun?
Nachdem der Zeitraum der laufenden Klimaerwärmung ungefähr eine Baumgeneration betrifft müssen wir schon heute die bevorstehenden Entwicklungen bei der Waldbewirtschaftung und insbesondere bei der Bestandesbegründung unserer Wälder berücksichtigen. Jede Baumart hat Stärken und Schwächen und eine bestimmte Toleranz, was die Eignung für einen Standort betrifft. Zur Erhaltung der vielfältigen Funktionen unserer Wälder als auch vitaler Ökosysteme und ihrer biologischen Vielfalt sind folgende Punkte zu beachten:

  • Bei der Auswahl der Baumarten die jeweiligen standörtlichen Verhältnisse beachten und dabei die dynamische Temperaturerhöhung mitberücksichtigen!
  • Standortsbedingungen und Wasserhaushaltsverhältnisse und die Bedürfnisse der Baumarten genauer beurteilen und besser aufeinander abstimmen.
  • Vielfalt fördern – Risiko streuen – zusätzliche Baumarten als künftige Samenbäume zur Stabilisierung der Waldbestände mitauspflanzen.
  • Genetische Vielfalt zur Erhaltung der Anpassungsfähigkeit berücksichtigen.
  • Bei Zweifel und Unsicherheit die forstlichen Beratungsdienste kontaktieren.

Wie weiß ich, was wo passt?
Die „Dynamische Waldtypisierung Steiermark“ des Landes Steiermark beschreibt jeden Waldstandort so genau, dass es möglich ist, eine bestmögliche mittelfristige (2036 – 2065) und langfristige (2075 – 2100) Prognose für geeignete Baumarten mit unterschiedliche Klimaszenarien (mittlere und starke Klimaänderung) und entsprechende Bewirtschaftungsempfehlungen für die Steiermark abgeben zu können.

Sie bietet eine detaillierte, praxisnahe Beschreibung und Kartierung der Waldtypen unter aktuellem und zukünftigem Klima in anwendungsfreundlicher Form und ausreichender Genauigkeit. Zusätzlich werden sowohl für die aktuellen als auch für die zukünftigen Bedingungen Behandlungskonzepte für eine klimafitte Waldbewirtschaftung bereitgestellt. Da nicht sichergestellt werden kann, dass heimische Baumarten auch unter künftigen klimatischen Bedingungen noch auf allen Standorten wachsen können, werden auch nicht heimische Baumarten in dieses Konzept einbezogen.

Sämtliche Ergebnisse zur Dynamischen Waldtypisierung stehen unter www.waldtypisierung.steiermark.at zur Verfügung. Zur einfacheren Anwendung sind die Daten einerseits im digitalen Atlas des Landes Steiermark bereitgestellt und andererseits wurde auch die Möglichkeit zum Aufruf der Ergebnisse über www.waldbauberater.at der LKÖ geschaffen.

Zusatzinformationen
Im Buch zur Dynamischen Waldtypisierung (downloadbar) sind umfassende Informationen aufbereitet. Darin erfolgt eine waldökologische Charakterisierung der Steiermark über die Beschreibung zur Geologie, der klimatischen Charakterisierung und den Vegetationszonen. Die 116 Hauptwaldtypen und 69 Sonderwaldtypen werden dort ebenso beschrieben, wie auch ein Bestimmungsschlüssel zur Verfügung gestellt wird, wie diese Waldtypen am Waldort ausgeschieden und bestimmt werden können. Baumartenportraits charakterisieren 18 der wichtigsten Baumarten der Steiermark hinsichtlich ihrer standörtlichen Ansprüche und ihrer aktuellen und zukünftigen Eignung im Klimawandel. Einzig für die Fichte wurde eine zusätzliche Kartendarstellung generiert, in der die Eignung unter Berücksichtigung des Borkenkäferrisikos dargestellt wird. Es ist derzeit nicht möglich, auch für andere Baumarten biotische Risiken modellhaft zu prognostizieren. In einem weiteren Kapitel erfolgt die Beschreibung der 14 Waldgruppen und der Sonderwaldstandorte und es werden beispielhaft waldbauliche Empfehlungen formuliert, wie am besten die Widerstandfähigkeit der Waldbestände gegenüber Störungen erhöht, die Resilienz gefördert und die Anpassungsfähigkeit im Klimawandel unterstützt werden kann. In einem abschließenden Glossar werden zudem Fachbegriffe genau erklärt, was hilft, Missverständnisse zu vermeiden und den Inhalt noch besser zu verstehen.

Waldbewirtschaftung braucht Unterstützung!
Es gilt auch das Problembewusstsein bei den „Lebensraumpartnern“ (Jägerschaft) zu schaffen, da vielerorts durch zu hohe Wildbestände die Bemühungen Mischbaumarten im Wald heranwachsen zu lassen stark beeinträchtigt bzw. oft ganz verhindert werden. Nur mit umfangreichen Schutzmaßnahmen und damit unverhältnismäßig hohen Kosten können derzeit solche Bäumchen durchwachsen. Eine klimafitte Waldbewirtschaftung braucht deshalb dringend auch die Unterstützung einer klimafitten Jagdausübung. Wildstände, jagdliche Strategien und auch Methoden sind an die Herausforderungen anzupassen, die der Klimawandel für den Wald und die Menschen, die hier wohnen mit sich bringt. Nutzen wir die Zeit und die Informationen, die uns das Projekt der Dynamischen Waldtypisierung zur Verfügung stellt und machen wir den WALD:STARK.

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