Schon die Benennung sorgt mancherorts für Verwirrung. Traditionell wird sie von der Bevölkerung im südlichen Niederösterreich als Schwarzföhre bezeichnet. Viele regionale Riedbezeichnungen oder Ortsnamen wie Fahrafeld oder der Große Föhrenwald bestätigen dies. Vor allem in Fach- und Wissenschaftskreisen, in denen es auch um andere Föhrenarten geht, wird oftmals von Kiefern gesprochen. Interessanterweise besteht das Wort Kiefer aus den zwei Teilen: Kien und Föhre also eigentlich Kien-Föhre und so wurde im Laufe der Zeit daraus das Wort Kiefer.
Die berühmteste Baumart Österreichs
Im 19. Jahrhundert gewann die Schwarzföhre zunehmend an Bedeutung. Viele Aufforstungen von Dünenflächen in Europa wurden mit dieser Baumart durchgeführt. Gilt sie doch allgemein als anspruchslos. Sie kann sandige Böden gut binden und ihre reiche Nadelstreu und deren Umsetzung zu Humus sorgt auf mageren Standorten rasch zur Bodenverbesserung. So wurde der Samen in Österreich gewonnen und in die ganze Welt exportiert. Weltweit spricht man daher auch oft von der österreichischen Schwarzföhre.
Viel weniger bekannt ist der Umstand, dass sie sogar erstmalig botanisch richtig in Österreich beschrieben wurde. Auf einer Wallfahrt von Wien nach Mariazell beobachtet ein Reisender diese Baumart. Ihm fiel dieser besondere Baum und besonders die Bedeutung der Pecherei für die Menschen bei Baden und im Triestingal auf, und so veröffentlichte er 1785 seinen Bericht als „Reise nach Mariazell“. Sein Buch mit der darin enthaltenen Abbildung gilt bis heute als die erste botanisch richtige Beschreibung der Schwarzföhre. Nachdem die Veröffentlichung unter seinem Pseudonym, Arnold erfolgte, schreibt man daher richtigerweise Pinus nigra Arnold.
Der älteste künstlich angelegte Nadelwald Österreichs
In der Literatur taucht immer wieder ein Hinweis auf, dass das große Waldgebiet zwischen Wiener Neustadt und Neunkirchen, der Große Wiener Neustädter Föhrenwald, künstlich angelegt wurde. Nachforschungen haben ergeben, dass er deutlich älter ist als bislang angenommen. Angelegt wurde er im Auftrag Kaiser Maximilians I., die Anweisung ist erhalten und datiert auf 1497, und bildete Kaiserliches Jagdgebiet und Rohstoffquelle. Der älteste Teil ist bis heute im Eigentum der Stadt Wiener Neustadt. Im 18. Jahrhundert zur Zeit Maria Theresias haben Bauern nun ihre weniger ertragreichen Flächen auf dem Steinfeld ebenfalls in Wald umgewandelt. Hauptgründe waren der Bedarf an Streu für die beginnende Stallhaltung, zu der die Nadeln der Schwarzföhren sich besonders eignen, ihre geringen Bodenansprüche und der zunehmende Bedarf an Pech.
Historisch wertvoll als Pechbaum
Die Schwarzföhre ist allgemein für ihren Harzreichtum bekannt und so bestand ihre wesentliche Nutzung im gesamten Vorkommen in der Pecherei. Dazu wird der Baum oberflächlich verletzt, um den Harzfluss, also den natürlichen Wundverschluss, anzuregen. Das Harz wurde von den Pechern, einem eigenen Berufsstand, gesammelt und in sogenannten Pechsiedereien bzw. später in eigenen Harzfabriken verarbeitet. Praktisch alle wichtigen Produkte einer Drogerie von Farben, Lacken, Schuhcremen, Putzmitteln u.v.m. wurden früher aus dem Pech der Schwarzföhre hergestellt. Ende der 1960er Jahre mit der Verarbeitung von Erdöl und seinen Derivaten, die viel billiger verfügbar waren, kam das Aus für diesen wichtigen Wirtschaftszweig. Was blieb waren die Schwarzföhrenwälder, die praktisch von einem Tag auf den anderen wertlos wurden. Aber ist das Holz überhaupt verwertbar?
Das Holz – nur pechig und schwer?
Allgemein galt das Holz der Schwarzföhre als schwer und harzig und deshalb kaum für eine wirtschaftliche Holzverwendung verwertbar. Erst Untersuchungen im Auftrag der Nö. Landes-Landwirtschaftskammer in Zusammenarbeit mit der HTL Mödling brachten zutage, dass sie die härteste heimische Nadelholzart und sogar laut ÖNORM als schwer brennbar einzustufen ist. Nach einer Reihe von Informationsveranstaltungen gelang es Ende der 1990er Jahre, die Schwarzföhre als Holzart in der breiten Verwendung zu positionieren. So wird sie derzeit gleichpreisig wie Weißföhre gekauft.
Bretter, die die Welt bedeuten
Neben der Verwendung als Sägerundholz, galt sie immer schon auf Grund ihrer guten Schaftform besonders geeignet für Maste und Stangen. Dabei ging beinahe verloren, dass die Schwarzföhre vor allem als Bühnenholz ihre besonderen Vorzüge hat. Ihre Eigenschaften, nicht zu knarren und Löcher, die durch das Befestigen von Kulissen auftreten mit Schmutz und Harz wieder zu verschließen, machen sie hier nahezu konkurrenzlos. So sind die Böden der wichtigsten österreichischen und zum Teil auch europäischen Bühnen, also die Bretter, die die Welt bedeuten, aus dem Holz der Schwarzföhre. Neuerdings wird sie nun auch in Musikstudios besonders gerne eingesetzt, wo sie hohe Frequenzen dämpft und tiefe Frequenzen fördert. Dies beim Menschen bevorzugte Hörverhalten macht sie neben dem Nicht-Knarren auch hier zur besonders beliebten Holzart.
Älteste datierte Baumart
Wissenschaftliche Untersuchungen zum Alter der Schwarzföhren brachten Erstaunliches zutage. Wurden zuerst möglichst dicke Bäume auf guten Standorten beprobt, ergaben die Altersbestimmungen rund 450 bis 500 Jahre, was durchaus sehr beachtlich ist. Die ältesten Bäume stehen aber auf den felsigen Hängen, die die Schwarzföhre konkurrenzlos besiedeln kann. Dort erreichen einzelne Exemplare bei rd. 45 cm Durchmesser und Höhen um die acht Meter ein Alter von über 850 Jahren und das Holz ist dabei vollkommen gesund.
Geschichte schafft Identität
Die Pecherei und Harzverwertung konnten sich nach dem Aus in kleiner Form bis heute erhalten. Nachdem nun ökologische und regionale Produkte wieder an Bedeutung gewinnen, nahm auch das Interesse an diesen tradierten Kenntnissen wieder zu. Neue, junge Pecher und vielerlei traditionelle und innovative Produkte entstehen aus dem Harz der Schwarzföhre und belegen deren Vielfältigkeit. Die Einzelpersonen haben sich in der Initiative „die Keaföhrenen“ zusammengeschlossen und bieten auf deren Homepage (www.keafoehrene.at) eine breite Palette an Angeboten.
Klimawandel
Die Hitze, Trockenheit, ein Pilz und Mistelbefall setzen der Schwarzföhre im traditionellen Verbreitungsgebiet erheblich zu. Vor allem der heiße und trockene Sommer 2022 hat den Beständen erheblich geschadet. Die Situation im unteren Verbreitungsgebiet wird schwierig, doch sehen die Klimamodelle die Zukunft dieser Baumart in höheren Lagen, vor allem im Buchenwald, wo sie zunehmend an Bedeutung gewinnen wird.
Die Schwarzföhre in Österreich
Nachdem nun so viele Informationen über diese faszinierende Baumart vorliegen war es sinnvoll, dies auch entsprechend aufzubereiten. Auf rund 390 Seiten haben 27 Autoren in 49 verschiedenen Beiträgen alles Wissenswerte über diese faszinierende Baumart zusammengetragen, die eine so bedeutende Rolle für Österreich spielte und spielen wird. Das Buch ist beim Verlag www.kral-verlag.at um 49,90 € plus Versand erhältlich, bei weiteren Fragen wenden Sie sich gerne an herbert@kohlross.at.