Ein Bild das man zum Glück nicht alle Tage zu Gesicht bekommt. Umgeknickte Bäume, wie Zahnstocher in der Mitte des Stammes abgerissen, ausgewurzelt und kreuz und quer über die Waldflächen verteilt. Eine Katastrophe für den Bezirk Hartberg-Fürstenfeld und ihre Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer. Thomas Weber, seit 20 Jahren Waldhelfer und einer unser hauptbetroffenen Waldhelfer (Hartberg Mitte) ist für die gesamte Abwicklung, Koordination der Aufarbeitung und Abfuhr des Holzes in seinem Zuständigkeitsbereich verantwortlich.
Erstbegutachtung mit Drohnen
Um das Gesamtausmaß des Schades abschätzen zu können, wurden zu allererst Drohnen losgeschickt, um sich einen genauen Überblick aus der Luft zu verschaffen. „Eine bodennahe Begutachtung wäre schwer möglich gewesen, da das Forstwegenetz unterbrochen war. Nach der Auswertung der Aufnahmen wurde erst einmal bewusst, wie schlimm die Lage war. Der Hotspot befand sich in Schildbach (westlich der Stadtgemeinde Hartberg), dort wurden Windspitzen von bis zu 170 km/h gemessen. Betroffen waren auch Bäume, die über 150 Jahre alt waren, daran ließ sich auch gut erkennen, dass es so ein extremes Ereignis in unserer Region schon sehr lange nicht mehr gegeben hat“, erzählt Weber.
Die Marktlage sowie der Holzpreis konnten stabil gehalten werden, da es sich anders als beispielsweise beim Sturm Paula im Jahr 2008 um ein lokales Sturmereignis gehandelt hat.
Die Aufräumarbeiten sind nach wie vor im Gange, voraussichtlich sollte das Gröbste bis Februar dieses Jahres abgeschlossen sein. Die Aufarbeitung des Schadholzes war für viele Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer im Alleingang nicht zu stemmen und teilweise auch ein zu großes Risiko, da eine Sturmholzaufarbeitung sehr viele Gefahren birgt. Verspannungen im Holz, lose Wurzelteller und alles ineinander verkeilt.
Allein im Jahr 2024 verunglückten 14 Personen in der Steiermark, unser Bundesland ist damit leider auch wie in den Jahren zuvor Spitzenreiter bei tödlichen Forstunfällen. Insgesamt starben dadurch 43 Personen in ganz Österreich, ein Anstieg von 19 % zum Jahr davor. (Quelle: Kuratorium für Verkehrssicherheit)
Das war mitunter ein Grund, warum man bei der Schadholzaufarbeitung auf ein vollmechanisiertes Holzernteverfahren zurückgegriffen hat. Zu Spitzenzeiten wurden im gesamten Bezirk Hartberg mehr als 20 Harvester–Forwarder Kombinationen zur Aufarbeitung auf den Schadholzflächen eingesetzt. Ein extremer Organisations-, Koordinations- und Kontrollaufwand sind die Folgen. „Eine besondere Herausforderung dabei war zusätzlich die kleinflächige Besitzstruktur unserer Waldverbandsmitglieder. Bäume lagen teilweise nicht am Nachbargrundstück, sondern schon beim übernächsten Nachbarn. Wem welches Holz gehörte, war extrem schwer herauszufinden und stellte einen sehr großen Zeitaufwand dar“, so der zuständige Waldhelfer.
Vor der Kalamität hatte der Waldverband Hartberg-Fürstenfeld rund 3.600 Mitgliedsbetriebe, jetzt sind es ca. 4.000. In dieser schweren Zeit konnte wieder einmal gezeigt werden, was wir gemeinsam als Waldverband Steiermark für unsere Mitglieder leisten und dass diese das auch schätzen können und dankbar für die Unterstützung sind.
Koordinierte Holzabfuhr
Aufgrund der Baumartenzusammensetzung in dieser Region, mit der Hauptbaumart Fichte war auch der Druck der möglichst raschen Aufarbeitung sehr hoch. Die recht warmen Temperaturen zu dieser Zeit haben eine Verblauung des Holzes gefördert, daher war eine schnelle Abfuhr enorm wichtig, um einen Wertverlust verhindern zu können. Außerdem sind Kalamitätsbestände auch ein optimales Brutangebot für den Borkenkäfer, das wollte man zu jedem Preis verhindern. Seit dem Windwurf wurde in der Regionalstelle beinahe ein ganzer Jahreseinschlag vermarktet. Davon 65 % Hauptbaumart Fichte, 25 % Kiefer, der Rest teilte sich auf Tanne, Buche und Eiche auf. „Zur Sortimentsverteilung kann grob gesagt werden, dass 50 % Blochholz, 30 % Industrieholz, 20 % Energie- sowie Brennholz waren“, so Weber.
Bei der Holzabfuhr und Holzabnahme konnte Waldhelfer Thomas Weber durch sein Netzwerk, welches er nach knapp 20 Jahren aufgebaut hat, auf verlässliche Frächter, Unternehmer und Sägewerke zurückgreifen. Um sich die Menge und den Organisationsaufwand besser vorstellen zu können teilweise wurden bis zu 200 LKW-Züge pro Woche in diese Regionalstelle koordiniert und abtransportiert.
„Auch Waldverbandsmitglieder in den verschiedenen Regionen halfen uns durch diese fordernde Zeit, wenn es um Waldparzellen oder Grundstücksgrenzen ging, Wege freizuschneiden oder Forststraßen während dieser Zeit zu erhalten, auch das war eine große Erleichterung und hat die Arbeiten sehr vereinfacht“, erzählt Waldhelfer Thomas Weber.
Die Ausmaße dieses Sturmes sind für diese Region und ihre Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer gewaltig, nicht nur der finanzielle Wertverlust ist ein emotionales Thema, sondern vor allem der Blick in die Zukunft. „Die Forstwirtschaft lebt vom Generationendenken, alles was man jetzt macht, macht man für seine Kinder und Enkelkinder. Wenn dann aber auf einmal der komplette Wald zerstört ist und man wieder von ganz neu beginnen muss gibt das auch einen ideellen Schaden, der schmerzt“, so Waldhelfer Thomas Weber. Auch die Wiederaufforstung, um möglichst bald, einem klimafitten Wald wieder ein Stückchen näher zu kommen wird eine herausfordernde Zeit werden. Mit dem Anpflanzen der jungen Bäume ist es nämlich nicht getan, über viele Jahre sind auch noch Pflegemaßnamen durchzuführen, um einen vitalen und stabilen Jungwald zu erhalten, der auch wieder enkeltauglich ist.
„Ich bedanke mich für das uns entgegengebrachte Vertrauen bei unseren betroffenen Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern. Mein Dank gilt auch dem gesamten Team des Steirischen Waldverbands und speziell allen betroffenen Waldhelfern und unseren Dienstleistern vor Ort, die mit ihrem engagierten Einsatz zu einer erfolgreichen Aufarbeitung der Kalamitätsflächen in der gesamten Steiermark maßgeblich dazu beigetragen haben. Im Sinne der Generationenverantwortung sollten die Aufforstungsarbeiten umgehend in Angriff genommen werden. Das Team des Waldverbandes steht Ihnen beratend und unterstützend zur Verfügung.“
Dip.-Ing. Bernd Poinsitt
„In einer so fordernden Zeit sieht man wieder, wie wichtig es ist, eine Organisation wie den Waldverband zu haben, der seine Mitglieder wie bei dieser Windwurfkatastrophe vorweg zu Informationsveranstaltung lädt und danach die Schadholzaufarbeitung koordiniert. Auch die Ausformungen mit den diversen Unternehmern werden festgelegt um auf etwaige Holzmarktänderungen schnell reagieren zu können. Wir sind natürlich auch nach der Schadholzaufarbeitung für die Mitglieder da, wenn es darum geht welche Forstpflanzen zu beziehen sind und welche Betriebsmittel dafür gebraucht werden.“
Thomas Weber
Waldhelfer Hartberg-Fürstenfeld