Baumwächter aus Holz statt Plastik im Wald

Artikel aus Ausgabe 2/2025

Um unsere Wälder bestmöglich auf den Klimawandel vorzubereiten, ist es notwendig vermehrt Mischbaumarten im Unterbau oder bei Wiederaufforstungen zu pflanzen. Doch ohne Schutzmaßnahmen gegen Wild können diese Bäumchen derzeit leider in den meisten Fällen nicht überleben.

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Ausgabe: 2/2025
Thema: Forstschutz, Wald & Wild
Bundesland: Österreich
Autor:in: OFö. Ing. Andreas Pusterhofer

ALS Waldfondsförster des Landes Steiermark, unterwegs in den Bezirken Murau und Murtal, stellt sich für mich oft die Frage, welche Fegeschutzmaßnahmen gegen Rehwild zum Schutz der Mischbaumarten zweckmäßig und kostengünstig wären.

Stachelbäume aus Stahl sind zwar teilweise immer noch in Verwendung (meist aus alten Lagerbeständen), aber eine wirkliche Freude hat damit niemand. Sie sind zwar schnell gekauft und (wegen des hohen Gewichts oftmals mühsam) ausgebracht, aber auf das Wegräumen wird dann leider aus Zeitmangel häufig verzichtet. Auch wenn man sich die Mühe macht und die Stachelbäume nach einigen Jahren wieder einsammelt, wird man leider selten alle wiederfinden. Diese verbleiben dann im Wald. Das kann dazu führen, dass Stachelbäume in Bäumen einwachsen, die dann bei der Waldpflege zu Schäden an der Motorsäge führen. Im schlimmsten Fall endet so ein Stamm mit finanziellen Einbußen als Splitterholz beim Sägewerk. Auch so mancher Traktorreifen wurde schon Opfer dieses Fegeschutzes und auch die Verletzungsgefahr für Mensch und Tier ist nicht zu unterschätzen.

Die Verwendung von diversen am Markt erhältlichen Plastikhüllen, oder Plastik- bzw. Drahtgitterkörben als Fegeschutz ist sehr aufwendig und teuer und sollte nur bei zusätzlich vorhandenem hohem Verbissdruck verwendet werden. Diese Produkte zerfallen bestenfalls nach vielen Jahren in Klein- und Kleinstteile (Mikroplastik) und verrotten nicht. So müssen auch sie nach Erfüllung ihres Schutzzweckes mühsam abgebaut und entsorgt werden, was mit hohem Arbeitsaufwand und Kosten verbunden ist oder sie zerfallen und bleiben im Waldboden und belasten unsere Umwelt.

Das Behängen von Forstpflanzen zur Wildabwehr mit verschiedenen Dingen, wie leeren Joghurtbechern, Aludosen, Alufolien, CDs, Plastikbändern, Spiegelteilen, Milchpackerln etc. (hier sind offensichtlich der Phantasie keine Grenzen gesetzt) sollte in Zeiten, wo Umweltschutz immer wichtiger wird, ebenfalls der Vergangenheit angehören. Der Wald ist keine Entsorgungsstätte, wir dürfen unsere Wälder nicht zumüllen! Das Ziel ist ein klimafitter Wald und keine klimafitte Mülldeponie!

Bei der sogenannten „beigepflanzten Fichte“ als Fegeschutz habe ich Bedenken. Zwei Pflanzen in einem Pflanzloch, die sich die Nährstoffe und das in Zeiten des Klimawandels immer knapper werdende Wasser teilen müssen, kann nicht die beste Lösung sein. Was kann man also gegen Fegeschäden durch Rehwild sinnvoll anwenden?

Der Baumwächter – eine umweltschonende Lösung
Bei einigen Waldeigentümern habe ich Fegeschutzvorrichtungen aus Holz gesehen, die mir aber zu unhandlich und zu aufwendig erschienen und so machte ich mir Gedanken, wie ein einfacher Rehwild Fegeschutz aus Holz aussehen könnte. Das Resultat ist der gemeinsam mit Gernot Kummer (Geschäftsführer der Firma GMK Holzverarbeitung OG) entwickelte „Baumwächter“, der – sofern das geeignete Schnittholz, einfache Holzbearbeitungsmaschinen und Zeitressourcen zur Verfügung stehen – durchaus auch selbst gebaut werden kann.

Der große Vorteil ist, dass nachwachsende heimische Holzprodukte, bestenfalls aus dem eigenem Wald, verwendet werden können und das aufwendige Wegräumen aus dem Wald nach Ablauf des Verwendungszweckes entfallen kann. Nach nunmehr vier Jahren Erfahrung und mehr als 500.000 Stück ausgebrachten Baumwächtern im steirischen Wald wird die erwartete Schutzwirkung eindeutig bestätigt und es haben sich diese „Schutzvorrichtungen“ erfolgreich bewährt.

Zum Einsatz kommt der Baumwächter vorwiegend als Fegeschutz bei Lärche, Kiefer, Douglasie und Laubholzheistern, die dem Rehwildäser schon entwachsen sind. Durch das Anbringen von etwas Schafwolle auf dem Baumwächter wird die Wildabwehr noch verstärkt und auch verbissgefährdete Forstpflanzen wie beispielsweise Weißtanne, Rotbuche und Stieleiche können so wirksam geschützt werden. Allerdings sollte in diesen Fällen die Schafwolle mindestens einmal jährlich erneuert werden, bis die Pflanzen dem Äserbereich entwachsen sind, damit die Abwehrwirkung durch den Schafgeruch gewährleistet bleibt. Aber auch ohne zusätzliche Abwehrmittel schützt der Baumwächter die Jungpflanzen gegen Terminaltriebverbiss recht gut.

Bei der Kulturpflege hilft der Baumwächter insbesondere bei hoher Begleit- oder Konkurrenzvegetation sehr wirksam, die eingebrachten Forstpflanzen leichter und rascher zu finden. Die zahlreichen Waldeigentümer:innen, die sich die Baumwächter entweder schon selbst gebaut oder käuflich erworben haben, sind ob der Wirksamkeit dieser Schutzmaßnahme hoch zufrieden.
Hoffentlich sind nun viele Waldbesitzer:innen neugierig geworden und bauen sich selbst ihre Baumwächter für klimafitte Mischbaumarten.

Alternativ dazu gibt es in der Steiermark einen Holzverarbeitungsbetrieb, der die Baumwächter aus Holz in größerem Umfang herstellt und verkauft. (Kontaktadresse: Fa. GMK Holzverarbeitung OG, Teichweg 2, 8724 Spielberg; Tel.: 0664/4313070;
kummer.gernot@aon.at, Richtpreis vom Februar 2025 – 3,80 € exkl. USt)

Weitere Produzenten sind aber absolut erwünscht, denn jeder heimische Baumwächter aus Holz ersetzt andere, weniger umweltfreundliche und teure Wildschutzmaßnahmen. Besser wäre es, dass solche Schutzmaßnahmen erst gar nicht notwendig wären, doch das ist eine andere Geschichte.

Hölzerner Baumwächter mit Lärche.

Fakten & Details

Wir leben zweifellos im Erdölzeitalter. Unser Wirtschaftssystem ist in hohem Maß von diesem fossilen Rohstoff abhängig. Aus ihm werden Treibstoffe aber auch Grundstoffe für die Chemieund Pharmaindustrie hergestellt. Da eine Welt ohne Kunststoffe kaum noch vorstellbar ist, Öl aber bald nicht mehr verfügbar sein wird, wird seit einiger Zeit an Alternativen gearbeitet. Biomasse wird in Zukunft der Rohstoff sein, der die Welt zusammenhält. Dazu gibt es neue Begriffe:

  • Die Bioökonomie ist ein Wirtschaftssystem, das ohne fossile Rohstoffe auskommt. Bioökonomie ist die wissensbasierte Erzeugung und Nutzung biologischer Ressourcen, um Produkte, Verfahren und Dienstleistungen in allen wirtschaftlichen Sektoren im Rahmen eines zukunftsfähigen Wirtschaftssystems bereitzustellen.
  • Die Biotechnologie ist eine interdisziplinäre Wissenschaft, die sich mit der Nutzung von Enzymen, Zellen und ganzen Organismen in technischen Anwendungen beschäftigt. Ziele sind unter anderem die Entwicklung neuer oder effizienterer Verfahren zur Herstellung chemischer Verbindungen und von Diagnosemethoden. Die Grundlage bilden chemische Reaktionen, die von freien oder in Zellen vorliegenden Enzymen katalysiert werden.
  • Die Bioraffinerie verarbeitet verschiedene Produkte (z.B. Xylit-Zucker, Viskose, Terpentin, Tallöl etc.). Das sind zum einen stoffliche Produkte, wie Nahrungs- und Futtermittel, sowie Grund- und Feinchemikalien für die chemische Industrie. Die Produkte werden aus dem Rohstoff isoliert oder durch verschiedene chemische Verfahren aus diesem erzeugt. Zum anderen kann das Produkt Energie in Form von Kraftstoffen, Strom oder Wärme sein.

Materialliste und Bauanleitung

Material für 1 Stück Baumwächter:

  • 40 mm Kantholz aus Lärche – Länge rund 1,33 m
  • 10 (12) Stück Fichtenbrettchen: 5 x 1 x 20 (Höhe/Stärke/Länge – Maße in cm)
  • Befestigungsklammern

Der Steher sollte aus Lärchenholz sein, damit eine mehrjährige Haltbarkeit gegeben ist. Aus einem 40 mm Lärchenpfosten mit 4 m Länge werden 40 mm Kanthölzer mit einer Länge von ca. 1,33 m herausgeschnitten. Das sollte mit einer Tischkreissäge oder dergleichen durchaus machbar sein.
Von diesem Kantholz werden entweder eine Seite mit ca. 20 Grad oder zwei Seiten mit jeweils ca. 10 Grad besäumt, je nachdem, welche Holzbearbeitungsmaschine zur Verfügung steht.
Natürlich ist es auch möglich die Kanthölzer mit dem gewünschtem Winkelmaß aus einem Lärchenpfosten im ersten Schritt mit einer Tischkreissäge auf der gesamten Länge herauszuschneiden und danach einzukürzen (siehe Skizze unten). Wichtig ist, dass die Querhölzer eine V-förmige Ausrichtung haben.
Danach wird der Steher bodenseitig gespitzt.
Als Querhölzer dienen ca. 5 cm breite, ca. 1 cm starke und ca. 20 cm lange Fichtenbrettchen. Diese werden ab ca. 40 – 50 cm Abstand vom Boden beginnend im Abstand von jeweils ca. 15 cm befestigt. In Summe 5 bis 6 Stück auf jeder Seite. Hier hat sich die Befestigung mit einer Klammermaschine als am zweckmäßigsten herausgestellt.

Das Tragen der Baumwächter zum Einsatzort gestaltet sich nicht allzu schwer, da durch die V-Form ein Ineinanderlegen möglich ist und so unter jedem Arm 5 bis 8 Stück getragen werden können.
Der Baumwächter wird nun auf der Unterseite, knapp neben der zu schützenden Forstpflanze, in den Boden eingeschlagen. Vor allem bei steinigen, harten Bodenverhältnissen empfiehlt es sich mit einer Rennstange (leichte Eisenstange zum Löcher machen) ein Loch zu machen und danach den Baumwächter mit einem Handfäustl einzuschlagen, damit die Querhölzer durch zu massives Einschlagen nicht lockergeprellt werden. Das Einschlagen auf der unteren Seite der Forstpflanze dient auch als Stütze bei schwerem Schnee.

Manche Waldeigentümer befestigen die Bäumchen zusätzlich mit einem Hanfgarn am Steher, damit sie ganz sicher im geschützten V-Bereich des Baumwächters wachsen. Wenn der Baumwächter nach einigen Jahren seinen Dienst erfüllt hat und abmorscht, kippt er nach unten weg und die Pflanze kann ungehindert weiterwachsen.

Bauanleitung: Aus einem 4 Meter langen, 20 cm breiten und 4 cm hohen Lärchenpfosten, kann man 18 Steher für den Baumwächter herausschneiden.

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