Bei der Arbeit im Wald sind Körper und Geist voll gefordert: Konzentration und die richtige Körperhaltung sind für unsere Sicherheit unerlässlich. Um Unfälle im Vorhinein zu vermeiden und unsere Gesundheit bei dieser anstrengenden Tätigkeit zu schützen, sollten ergonomische Aspekte bei der Arbeit beachtet werden.
Warum Ergonomie bei der Waldarbeit?
Unter „Ergonomie“ versteht man die Wechselbeziehungen zwischen dem arbeitenden Menschen und seinen Arbeitsbedingungen. Das Ziel besteht darin, die Arbeitsbedingungen so zu gestalten, dass körperliche Belastungen möglichst gering gehalten werden. Neben den Arbeitsbedingungen sind in der Waldarbeit vor allem der fachgerechte Umgang mit der Motorsäge sowie die richtige Arbeitstechnik maßgeblich dafür verantwortlich, etwaige Fehlhaltungen und in weiterer Folge auftretende gesundheitliche Beeinträchtigungen zu minimieren.
Die Arbeit im Wald ist geprägt von schweren Arbeitsgeräten (z. B. Motorsäge) und Gegenständen (Holz). Ein hoher Anteil an gebückter Haltung, unnatürlich verdrehte Arbeitspositionen aufgrund der Geländegegebenheiten und viel statische Muskelarbeit stellen die häufigsten negativen Belastungsformen dar. Darüber hinaus belasten Vibrationen, Abgase, Lärm und auch psychischer Druck den menschlichen Organismus.
Tipps der SVS-Sicherheitsberater
Wissenschaftliche Studien konnten nachweisen, dass bis zu 40 Prozent der Energie bei ungünstigen Körperhaltungen verloren geht. Statische Haltungen führen auf Dauer zu Verspannungen und unnötig hoher Beanspruchung des gesamten Körpers. Wird bei der Waldarbeit bewusst auf ergonomische Aspekte geachtet, trägt das entscheidend zum körperlichen Wohlbefinden bei. (Abb. 5)
1. Arbeitsabwechslung
Das Ziel muss sein, möglichst viel statische Arbeit (Haltearbeit) durch dynamische Arbeit (Bewegungsarbeit) zu ersetzen. Bei der Bewegungsarbeit wechseln Phasen der Muskelanspannung und Muskelentspannung regelmäßig ab. Dabei wird die Durchblutung gefördert. Bei der Haltearbeit hingegen bleiben einzelne Muskeln oder Muskelpartien angespannt und die Blutzirkulation ist gering. Folglich lässt die Konzentration nach und rasche Ermüdung tritt ein.
2. Ergonomische Körperhaltung
Die richtige Körperhaltung spielt bei der Arbeit im Wald eine entscheidende Rolle. Gerade die Arbeit in gebückter Haltung erfordert viel Kraftaufwand und kann bei falscher Körperhaltung zu Wirbelsäulen- und Bandscheibenschäden führen. Der Rücken sollte bei allen Arbeiten möglichst gestreckt bleiben. Die richtige Hebetechnik und Arbeitshaltung ermöglichen der Wirbelsäule, aufgrund gleichmäßiger Druckverteilung auf alle Wirbel, die bestehende Belastung besser aufzunehmen. (Abb. 3)
In gebückter Position sollten grundsätzlich keine schweren Arbeiten verrichtet bzw. schwere Lasten gehoben werden. Zur Arbeitserleichterung kann häufig das Hebelgesetz angewendet werden. Durch den Einsatz entsprechender Werkzeuge (z. B. eine lange Stange oder Fällheber) können so, mit wenig Kraft, große Lasten bewegt werden. (Abb. 2)
3. Handhabung der Motorsäge
Beim Starten der Motorsäge sollte die Säge entweder im Stehen zwischen den Oberschenkeln eingeklemmt oder am Boden abgestellt, festgehalten und dann die Anwerfvorrichtung betätigt werden. Die Motorsäge sollte unbedingt immer mit beiden Händen gehalten werden!
Die Grundstellung beim Schneiden mit der Motorsäge ist stets so zu wählen, dass der Körper durch ruckartige Stoß- und Zugbewegungen nicht aus dem Gleichgewicht gebracht werden kann. Beim Schneiden mit der Säge sollte diese entweder am Baumstamm oder am Oberschenkel abgestützt werden. (Abb. 1) Um stark belastende Arbeit in gebückter Haltung zu vermeiden, empfiehlt es sich, bei der Baumfällung die Fallkerbanlage im knienden Zustand durchzuführen.
4. Pausengestaltung
Durch die körperlich fordernde Tätigkeit sind regelmäßige Pausen bei der Waldarbeit wichtig. Hier gilt: regelmäßige kürzere Pausen wirken sich besser auf das Leistungsniveau und die Erholungswirkung aus, als einige wenige lange Pausen. (Abb. 4)
Ein gesundes Land braucht gesunde Selbständige! Daher bietet die SVS unterschiedliche gesundheitsfördernde Maßnahmen sowie Aus– und Weiterbildungen an. Teilnehmer an zertifizierten Kursen werden mit einem Sicherheits- oder Gesundheitshunderter unterstützt.
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Fakten & Details
Die SVS ist die Sozialversicherung der Selbständigen und als bundesweiter, berufsständischer Träger organisiert. Mit den Sparten Kranken-, Pensions- und Unfallversicherung bietet die SVS allen Selbständigen Österreichs soziale Sicherheit aus einer Hand. Neun eigene Gesundheitseinrichtungen mit über 1.000 Betten, 8.000 Vertragsärzte, 3.000 Zahnärzte sowie weitere 9.000 Vertragspartner, wie beispielsweise Physiotherapeuten und Logopäden, stehen den 1,2 Millionen SVS Kunden in ganz Österreich zur Verfügung. Das Gebarungsvolumen beträgt 9,5 Milliarden Euro. Obmann ist Peter Lehner, Generaldirektor ist Dipl.-Ing. Mag. Dr. Hans Aubauer, CFA. www.svs.at
Abb. 1: Rücken gerade halten und Motorsäge beim Schneiden abstützen.
Abb. 2: Mit einem langen Hebel lassen sich große Lasten einfacher bewegen.
Abb. 3: Beim Heben von Lasten den Rücken gerade halten und in die Knie gehen.
Abb. 4: Ausgleichsübungen bringen Abwechslung und fördern den Muskelaufbau.
Abb. 5: Bei ungünstiger Körperhaltung entsteht ein hoher Energieverbrauch.







