Viele Gebiete Österreichs waren vom Sturmtief „Zoltan“ im Dezember 2023 betroffen, wo teilweise Windspitzen mit über 170 km/h gemessen wurden. Ab einer Windstärke von 75 km/h kann bereits mit forstlichen Schäden gerechnet werden. Neben der zeit- und kostenintensiven Aufarbeitung in teilweise schwer bringbaren Lagen, stellen gerade Einzelwürfe und Einzelbrüche ein enormes Forstschutzrisiko dar. Bei der Aufarbeitung kann man jedoch gezielt Schwerpunkte setzen, um eine Massenvermehrung des Borkenkäfers bestmöglich einzudämmen.
Schwerpunktsetzung bei Aufarbeitung
Nach einem starken Sturmereignis stehen die Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer vor großen organisatorischen Herausforderungen. Die zügige Aufarbeitung und der Abtransport des Holzes sind entscheidend, um eine explosivartige Ausbreitung des Borkenkäfers zu verhindern. Bei der Aufarbeitung von Sturmholz gibt es wesentliche Aspekte, die berücksichtigt werden sollten:
• Nadelholz vor Laubholz: Borkenkäfer sind stark wirtsspezifisch. Das bedeutet, von liegendem Buchenholz ist keine Gefährdung durch Fichtenborkenkäfer auszugehen. Es gibt jedoch für jede Baumart spezifische Schadinsekten, die bei großen Schadereignissen zu beachten sind.
• Bruchholz vor Wurfholz: Vor allem gebrochene Stämme werden im ersten Jahr nach dem Sturm stark befallen.
• Einzelbäume vor Nester bzw. Kleinflächen vor Großflächen: Bei großen Schadflächen ist das Angebot an Brutmaterial so groß, dass die Käfer zuerst liegendes Holz befallen und erst danach in stehendes Holz übergehen. Nicht oder verspätet aufgearbeitete Einzelschäden tragen enorm zur Massenvermehrung des Borkenkäfers bei.
• Tieflagen vor höheren Lagen: Ab einer Seehöhe von 1.300 m ist eine Generation an Borkenkäfer die Regel. In Tieflagen können sich aufgrund von wärmeren Temperaturen drei Generationen entwickeln.
• Sonnseite vor Schattseite: Sonnseitenlagen sind aufgrund von trockeneren Standorten anfälliger für Borkenkäferschäden. Hierbei muss man von einer höheren Ausgangspopulation ausgehen.
Die Problematik mit fehlender Arbeitskapazität erkennt man nach größeren Schadereignissen noch deutlicher als sonst. Die Folge solcher Situationen sind häufigere Forstunfälle, wenn die Arbeit von unerfahrenen Personen ausgeführt wird oder eine explosive Ausbreitung des Borkenkäfers, wenn die Aufarbeitung zu spät durchgeführt wird. Auch die Witterung der Folgejahre ist für die Vermehrung des Borkenkäfers entscheidend. Wichtig ist, die betroffenen Flächen auch in den Monaten und Jahren nach dem Schadereignis laufend zu kontrollieren und befallene bzw. geschwächte Bäume zu entnehmen.
Aktive Borkenkäferbekämpfung
Kaum ein anderes Insekt tritt in den österreichischen Wäldern nach einem Schadereignis oder nach Trockenperioden mit so einer gravierenden Schadwirkung in Erscheinung wie der Achtzähnige Fichtenborkenkäfer (Ips typographus), auch als Buchdrucker bekannt. Je wärmer die Außentemperaturen sind, desto schneller geht die Entwicklung des Buchdruckers voran. Bei einer Temperatur von 20 Grad Celsius dauert eine Entwicklung von der Eiablage bis zum Ausflug des Käfers rund vier Wochen. Ein einziges Weibchen kann in einem Jahr mit nachfolgenden Generationen und Geschwisterbruten rund 64.000 Jungkäfer produzieren. Natürliche Feinde wie der Specht oder der Ameisenbuntkäfer können eine regionale Massenvermehrung des Borkenkäfers nicht verhindern, jedoch wären ohne sie die Schäden in vielen Gebieten deutlich höher.
Die effektivste Maßnahme zur Verhinderung einer Massenvermehrung ist der rasche Abtransport des bruttauglichen Holzes. Wenn dies nicht möglich ist, sollten die Stämme so behandelt werden, dass sie für den Borkenkäferbefall unattraktiv sind. Dies erreicht man durch Entrindung oder Anwendung von Spritzmitteln. Schlagrücklass wie Äste oder Wipfel, welche auf der Fläche verbleiben, sollte man mit der Motorsäge zerkleinern bzw. mulchen oder hacken. Das Grünmaterial trocknet somit schneller aus und wird vom Borkenkäfer nicht mehr befallen.
Die Fangbaumvorlage ist eine wirksame Forstschutzmaßnahme, um die ersten Borkenkäfer im Frühjahr abzufangen. Dazu werden je nach Höhenlage Anfang März bis Mitte April in den Käferlöchern des letzten Jahres mitherrschende Bäume geschlägert und als Fangbäume ausgelegt. Pro drei Käferbäume im Vorjahr, wird ein Fangbaum empfohlen. Daher eignet sich diese Maßnahme nur bei kleinflächigen Käferlöchern. Diese ausgelegten Stämme werden nach Beginn des Käferfluges als Erstes besiedelt. Eine wöchentliche Kontrolle der Stämme ist somit dringend erforderlich. Wenn viele Einbohrlöcher anhand von Bohrmehlhäufchen zu erkennen sind, ist der Stamm brutuntauglich zu machen, da sonst die weiblichen Käfer ihre Brut abschließen und weitere Bäume befallen.
Die Ländliche Entwicklung bzw. der Waldfonds bieten hinsichtlich Forstschutz einige Fördermöglichkeiten. Für eine erfolgreiche Antragsstellung ist eine verpflichtende Beratung notwendig, noch bevor Maßnahmen gesetzt werden. Nähere Informationen hinsichtlich der Fördermöglichkeiten im Bereich Forstschutz erhalten Sie beim zuständigen Bezirksförster.
Sichere Waldarbeit
Die Aufarbeitung von Windwurf- und Schneebruchschäden zählt zu den gefährlichsten Arbeiten überhaupt. Alleine im letzten Jahr ereigneten sich österreichweit 36 tödliche Forstunfälle. Durch die kreuz und quer liegenden Stämme, lassen sich Spannungsverhältnisse oft nur schwer einschätzen. Deshalb sollte soweit wie möglich, die Windwurfaufarbeitung von Maschinen wie z.B. Harvester ausgeführt und nur geschultes bzw. erfahrenes Personal dafür eingesetzt werden. Die persönliche Schutzausrüstung ist heutzutage ein „Must-Have“ bei jeglichen Arbeiten mit der Motorsäge. Die Windwurfaufarbeitung sollte niemals alleine durchgeführt werden. Wenn ein Unfall passiert, ist die überbetriebliche Zusammenarbeit eine gute Möglichkeit, um die Rettungskette schneller in Kraft zu setzen.
Die Massenvermehrung des Borkenkäfers ist meist nach Sturm- oder Schneebruchschäden in den Folgejahren erkennbar.