Steirische Land- und Forstwirtschaft trimmt sich Fit für 2030

Okt 11, 2016 | Allgemein

Titschenbacher präsentiert 200 strategische Ziele und 250 Leuchtturmprojekte

Graz, 10. Oktober 2016 – Das Ergebnis des von Präsident Franz Titschenbacher initiierten zweijährigen, Steiermark-weiten Strategieprozesses zur „Zukunft der steirischen Land- und Forstwirtschaft 2030“ mit Bäuerinnen und Bauern, Verantwortungsträgern, der bäuerlichen Jugend sowie Hofübernehmern und Experten der Landwirtschaftskammer liegt nun vor. „Mit 200 strategischen Zielen sowie 250 land- und forstwirtschaftlichen Leuchtturm-Projekten, deren Umsetzung ab sofort beginnt, trimmt sich die steirische Land- und Forstwirtschaft für das Jahr 2030 fit“, unterstreicht der LK-Präsident heute bei der Präsentation.

Sehr ambitioniertes Zukunftsprogramm braucht Wertschätzung von Bürgern, Politik und LEH

Dieses sehr ambitionierte Zukunftsprogramm „Land- und Forstwirtschaft 2030“ stellt die Weichen zur Stärkung der Familienland- und -forstwirtschaft, erfüllt die Wünsche der Bevölkerung nach noch mehr Qualität, Tierwohl, Umwelt-, Boden- sowie Klimaschutz und hebt neue marktangepasste Potenziale in der bäuerlichen Produktion. Es beinhaltet weiters besondere Klimawandel-Anpassungsstrategien durch besonderen Bodenschutz und durch intensiven Forschungstransfer für beispielsweise resistentere Sorten. „Diese im Zukunftsprogramm auf einen besonderen Mehrwert ausgelegte bäuerliche Produktion braucht aber die Wertschätzung und das Wohlwollen der Bevölkerung, der heimischen Politik und des Lebensmittelhandels. Deren Unterstützung fordern wir ein. Ferner muss die Politik die Ampeln für das bäuerliche Wirtschaften wieder auf Grün stellen“, unterstreicht Titschenbacher. „Außerdem ist das ‚Steirische Zukunftsprogramm Land- und Forstwirtschaft 2030‘ unsere Grundlage für die in absehbarer Zeit beginnenden Vorbereitungen und Verhandlungen für die neue EU-Agrarpolitik 2021 bis 2027 und für die nationalen Unterstützungen.“

Besondere Leuchtturm-Projekte

„Unsere Ackerbauern legen ihren besonderen Fokus auf noch mehr Humusaufbau, noch mehr Fruchtfolge, Erosions- sowie Grundwasserschutz. Und die Grünlandbauern werden um 10% mehr gentechnikfreies Eiweiß aus Wiesen gewinnen, um so den Sojaimport aus Übersee zu verringern“, betont Titschenbacher. Eine wichtige Rolle für die Land- und Forstwirtschaft wird auch die Bioökonomie einnehmen – aus vorwiegend agrarischen und forstwirtschaftlichen Reststoffen können beispielsweise Fasern gewonnen werden, aus denen Autokarosserien, Glas oder Kunststoff hergestellt werden. „Wir stellen die Weichen so, dass die Bauern in diesem Zukunftsfeld gleichwertige Wertschöpfungspartner und nicht nur Rohstofflieferant sind“, so der Präsident. Besondere Potenziale gibt es auch mit Aronia als „Medical Food“, dem Birnenanbau, dem Johannisbeerenanbau für die Farbstoffherstellung, dem Biolandbau, dem Bergweinbau sowie bei dem von der EU geadelten Superfood „Steirische Käferbohne“, „Steirischer Kren“ und „Steirisches Kürbiskernöl“. Gute Chancen werden auch der steirischen Forstwirtschaft eingeräumt, deren jährliche Ernte von 5 auf 6,5 Mio. fm ausgeweitet werden soll.

Pein: Tierfreundliche Haltung und Herkunftskennzeichnung in Großküchen sowie Gastronomie

„Die steirische Landwirtschaftskammer hat ein Förderkonzept im Sinne der Konsumentenwünsche ausgearbeitet, das Investitionen der tierhaltenden Betriebe in noch mehr Tierwohl vorsieht“, unterstreicht LK-Vizepräsidentin Maria Pein. Und weiter: „Dieses Konzept ist auch Grundlage, damit 2030 die Hälfte der Schweine besonders tierfreundlich gehalten werden. Dazu ist eine von der öffentlichen Hand unterstützte und von der Gesellschaft mitgetragene Investitionsoffensive erforderlich.“ Gemeinsam mit der Forschung wird ferner mit Nachdruck an einer Minimierung der Geruchsemissionen aus Geflügel- und Schweineställen im Sinne einer guten Nachbarschaft in den Dörfern gearbeitet. Neben der starken Rinder- und Schweinehaltung in der Steiermark sieht Pein auch neue Chancen in der Geflügel- und Schafhaltung sowie in der Fischereiwirtschaft. Unabdingbar in diesem Zusammenhang sei die klare Herkunftskennzeichnung von tierischen Lebensmitteln verpflichtend in Großküchen sowie freiwillig in Gastronomie, Hotellerie und Buschenschänken.

Brugner: Beratungsoffensiven steuern das Zukunftsprogramm

„Um dieses Zukunftsprogramm erfolgreich umzusetzen, wird die LK ihr Beratungs- und Ausbildungsangebot an die Herausforderungen und Chancen ausrichten. So starten wir spartenbezogene Beratungsoffensiven und Bildungsangebote“, unterstreicht Kammerdirektor Werner Brugner. Ein besonderer Schwerpunkt wird dabei auf die bessere Nutzung der gentechnikfreien Eiweißproduktion aus dem Grünland sowie den Erosionsschutz und den Humusaufbau zur besseren Anpassung an den Klimawandel gelegt. Im Obstbau wird sich die Beratung auf den Beeren- und Birnenanbau konzentrieren, im Weinbau auf die Stärkung der Exportkompetenz und im Gartenbau auf das Superfood Kürbiskernöl, Kren und Käferbohnen sowie auf einen verstärkten Nützlingseinsatz im Garten- und Gemüsebau. Brugner: „Ein besonderes Augenmerk werden wir in der Bildung und Beratung auch auf die starken Tierhaltungssparten legen. Neben dem verstärkten Beratungsangebot zum Thema Tierwohl geht es dabei auch um die Optimierung des Fütterungs-, Stallklima- und tierfreundlichen Haltungsmanagements.“ Und weiter: „Für den Forstsektor schaffen wir ein umfassendes Beratungs- und Dienstleistungspaket für eine klimafitte Waldwirtschaft.“ Im Energiebereich wird verstärkt Augenmerk auf das Energiesparen und den Ausbau der erneuerbaren Energien gelegt.

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