Den eigenen Betrieb als Unternehmen führen

Artikel aus Ausgabe 3/2023

Effektives Zeitmanagement, gute technische Ausstattung, klare Kostenaufstellungen und tägliche Kommunikation unter den Familienmitgliedern machen ein erfolgreiches Betriebskonzept aus. Mit dieser Vorgehensweise und Struktur ist es möglich auch noch genügend Freizeit zu haben und das Leben in vollen Zügen zu genießen.

Mehr finden zu …

Ausgabe: 3/2023
Thema: Wald & Gesellschaft, Wald & Wirtschaft
Bundesland: Steiermark
Autor:in: Anna Zettl

Der land- und forstwirtschaftliche Betrieb der Familie Brettenthaler vulgo Lärchegg-Schmölzer befindet sich in der Gemeinde Stiwoll westlich von Graz. Insgesamt 10 ha Pachtfläche und 99 ha Eigenfläche wovon rund 72 ha Wald und 27 ha Grünland sind werden von der 5-köpfigen Familie bewirtschaftet. Betriebsführer Alfred Brettenthaler ist neben seinem Hauptberuf Bauer, seit 2014 auch Bürgermeister der Gemeinde Stiwoll. Seine Frau Veronika arbeitet als Bildungskoordinatorin in der Bezirkskammer Weststeiermark in Lieboch. Ihre drei gemeinsamen Kinder helfen nach der Schule auch immer fleißig mit. Die Eltern des Betriebsführers betreiben am Hof von März bis November den bekannten Buschenschank Lärchegg-Schmölzer. „Natürlich greifen wir auch alle zusammen, wenn viel zu tun ist aber grundsätzlich haben wir den Buschenschank und die Land- und Forstwirtschaft strikt getrennt“, so die Betriebsführer Alfred und Veronika.

Den Betrieb als Unternehmen führen

Die Philosophie der Familie Brettenthaler ist es, alle Anliegen und Ideen zu kommunizieren, alles genauestens zu hinterfragen, alle anfallenden Kosten klar durchzurechnen und immer das Positive in allem Tun zu sehen. Gleich auf Anhieb ist die Freude und der Ehrgeiz in allem was sie machen und nach außen tragen spürbar. „Wir sehen unseren Betrieb als Unternehmen und wir uns selbst als Unternehmer. Das sollten auch alle Bäuerinnen und Bauern so sehen. Um ein Unternehmen erfolgreich führen zu können ist ein gutes Zeit- und Kostenmanagement das um und auf. Wir führen eine Ein- und Ausgabenrechnung“, so die Brettenthalers. Alfred absolvierte den 3-jährigen Jahrgang in der land- und forstwirtschaftlichen Fachschule Alt-Grottenhof und absolvierte in dieser Zeit auch die Unternehmerprüfung. Nach der Fachschule machte er den Forstfacharbeiter in der Forstlichen Ausbildungsstätte Pichl und später noch den Meisterlehrgang für Landwirtschaft. Durch diese guten Ausbildungen und die intensiven Auseinandersetzungen zu den verschiedensten wirtschaftlich relevanten Themen sehen sie auch die Notwendigkeit einen Betrieb als Unternehmen zu sehen und ihn auch so zu führen.

Biomasse-Nahwärmeversorgung

Im Jahr 2020 hat die Gemeinde Stiwoll in ein Nahwärmeheizwerk somit vorbildlich in die Zukunft investiert. Bürgermeister Alfred Brettenthaler ist der Geschäftsführer, die Gemeinde selbst Betreiber. „Es war und ist ein großes Herzensprojekt“, so Brettenthaler. Besonders stolz sind sie als Gemeinde darauf, dass das benötigte Hackgut aus den umliegenden Wäldern mit einem maximalen Radius von 50 Kilometern stammt. Wir kaufen ausschließlich das Holz von unseren Stiwollern und direkten Nachbargemeinden. Die Wertschöpfung bleibt also in der unmittelbaren Region. Rund 1.200 bis 1.600 m³ Hackschnitzel versorgen die zwei Hackgutkessel mit jeweils 250-Kilowatt-Öfen. 1,6 km Leitungen wurden verlegt, damit können 21 Hausanschlüsse mit sauberer Wärme versorgt werden. Neben den privaten Haushalten werden auch die Volksschule, die Feuerwehr, die Pfarre sowie das Gemeindeamt in den kalten Monaten beheizt. Um eine optimale Ausschöpfung des Hackgutes zu erzielen und einen maximalen Feuchtigkeitsgehalt von 21 % sicherzustellen wird viel mit den Bäuerinnen und Bauern zusammengearbeitet. „Für eine gute Hackschnitzelqualität ist eine möglichst trockene und sonnseitige Lagerung anzustreben. Wünschenswert ist es auch, dass das Holz ein Jahr liegt bevor es gehackt wird“, erklärt der Bürgermeister. Der Vorteil für die umliegenden Lieferanten ist ein fairer und nachvollziehbarerer Preis für das gelieferte Holz sowie die komplette Organisation und Abwicklung über die Gemeinde.

Bio Milchviehbetrieb

Im Jahr 2021 investierte die Familie in ein neues Stallgebäude. Das gesamte Bauholz dafür, stammt aus dem eigenen Wald, für die Verschalung wurde ausschließlich Lärchenholz verwendet. Wie auch die Gebäude im Ort der Gemeinde Stiwoll wurde auch am eigenen Betrieb auf ein stimmiges Landschaftsbild geachtet. „Wir streichen und behandeln das Holz auch nicht, nicht in der Gemeinde und auch nicht am eignen Betrieb“ so Brettenthaler. Im neuen, modernen und arbeitserleichternden Stall der Familie befinden sich rund 60 Bio – Fleckviehrinder. Davon rund 35 Stück Jungrinder, die in den Sommermonaten ausschließlich auf der Weide sind und rund 25 Milchkühe, die im 2 mal 4 Fischgrätenmelkstand gemolken werden. Ein Fütterungsroboter sowie ein Entmistungsroboter erleichtern die sonst schweren Arbeiten zusätzlich Der Hauptbetriebszweig ist die Milchviehhaltung, aber auch die Mast der eigenen Nachzucht und Direktvermarktung des Rindfleisches ab Hof gehören dazu.

Waldverband ein guter Partner

Das Holzgeschäft wird beinahe zur Gänze durch den Waldverband und den zuständigen Waldhelfer Andreas Hofer gemanagt. Kleinere Kalamitätsflächen werden unter dem Jahr selbst vom Betriebsführer und dessen Sohn aufgearbeitet und für etwaige Bauten bei einem kleineren Säger in der Umgebung aufgeschnitten. Auch das Faserholz bleibt zur Gänze am Betrieb und wird als Hackschnitzel weitervermarktet. In den Sommermonaten bis in den Herbst hinein gibt es am Hof der Brettenthalers auch immer einen Fachschüler als Praktikanten. „Wir versuchen unsere Praktikanten in allem miteinzubinden und nach unserem Besten Wissen und Gewissen wichtige Werte und Erfahrungen für ihre Zukunft mit auf den Weg zu geben“, so Alfred Brettenthaler.

In den vergangenen Jahren wurden bereits einige Durchforstungen mit Harvester und Seilkran durchgeführt. „Wir versuchen unseren Wald möglichst vielschichtig und baumartenreich umzuwandeln und ihn so für die nächsten Generationen zu stärken und erhalten“ erklärt Brettenthaler. In nächster Zeit soll auch wieder ein Seilkranprojekt über den Waldverband organisiert werden. Aufgrund schlechter Bonitäten am gesamten Betrieb belaufen sich die Faser – und Schleifholzanteile zwischen 50 bis 70 %. „Wir sind sehr froh, den Waldverband als sicheren Partner an unserer Seite zu haben, durch die Unterstützung und professionelle Abwicklung fühlen wir uns bestens aufgehoben“ erklärt der Betriebsführer. Schon sein Vater war im Vorstand des Waldverbandes Mur-Mürztal, mittlerweile ist Alfred Brettenthaler nachgerückt und setzt sich tatkräftig für die Interessen der Mitglieder und der Weiterentwicklung des Waldverbandes ein.

Fakten & Details

Familie
Familie Alfred und Veronika Brettenthaler
Kinder Johannes 17, Christina 15, Magdalena 12
Eltern Simon und Theresia
Stiwoll 260, 8113 Stiwoll

Betriebsgröße
72 ha Wald
27 ha Grünland
5,5 ha Grünland gepachtet
4,5 ha Acker gepachtet

Baumartenverteilung
12 % Buche, 20 % Kiefer, 5 % Lärche, 3 % div. Laubhölzer, 60 % Fichte

Landwirtschaft
Bio Milchviehbetrieb mit Fleckviehrindern
eigene Nachzucht am Betrieb
Direktvermarktung Rindfleisch

Maschinenausstattung für den Forst
John DeereTraktor 130 PS
Seilwinde
Forstanhänger in Gemeinschaft
Motorsägen

Der Hof der Familie Brettenthaler vulgo Lärchegg-Schmölzer per Drohnenaufnahme von oben.

Ein Einblick in die Biomasse Nahwärmeversorgung der Gemeinde Stiwoll.

  • Naturschutz
  • Wald & Gesellschaft
  • Wald & Jagd
  • Wald & Wild
  • Wald & Wirtschaft
Ohne Forststraßen kein Auerwild!
Das klingt für manchen Naturschützer fast etwas provokativ, die Lebensraumansprüche des Auerwilds setzen aber lichte ...
  • Wald & Gesellschaft
  • Wald & Recht
  • Wald & Wirtschaft
  • Wald & Wissenschaft
Nasslager: Versicherung in stürmischen Zeiten
Durch die Klimaveränderung treten Schadereignisse immer häufiger auf. Für die Forstwirtschaft bedeutet dies eine Häu...